Nordkoreas Hinrichtungswelle geht weiter

Chang Song Thaek (links), der Onkel des Diktators wurde bereits im Dezember 2013 hingerichtet.

Zwischen Januar und Juni 2015 hat der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un bereits mindestens 15 ranghohe Regierungsmitglieder umbringen lassen. Laut südkoreanischem Geheimdienst ließ der Diktator die Hinrichtungen anordnen, um Widersacher in der Staatsführung zu beseitigen und um seine eigene Machtposition weiter zu stärken. Selbst der Verteidigungsminister Nordkoreas ist vor der Hinrichtung nicht sicher.

Zwei Vize-Minister von Exekutionswelle betroffen
Unter den Opfern der Hinrichtungen sollen auch zwei Vize-Minister sein, die es wagten Kritik am politischen Kurs Kim Jong-uns zu äußern und sich über die Anweisungen des Diktators beklagt hatten. Bei einem der beiden Vize-Minister soll es sich um den stellvertretenden Forstminister handeln.

Onkel bereits 2013 hingerichtet
Die jetzige Hinrichtungswelle erinnert an die Exekution des Onkels des Diktators Chang Song Taek vom 12. Dezember 2013. Damals war dem Diktator sein eigener Onkel als stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission und Mitglied des Politbüros der Partei der Arbeit Koreas zu mächtig geworden und musste den Machtansprüchen des Diktators weichen.
Infolgedessen wurden sämtliche Einträge zur Chang Familie aus den Medienarchiven der nordkoreanischen Führung gelöscht.

Die Tötung auch hoher Funktionäre, diente bei der Hinrichtung seines Onkels dem noch jungen Diktator als Demonstration seiner Macht und seines Machtanspruches. Diese Praxis scheint mehr als ein Jahr später bereits grausame Alltäglichkeit geworden zu sein. Die Botschaft bleibt aber auch heute noch die gleiche – Einschüchterung. Kim Jong-un fordert von seinen Parteifunktionären blinden Gehorsam und Unterwerfung. Jedes Widerwort kann mit dem Tod bestraft werden. Wer sich daran nicht hält oder es wagt, dem Terrorherrscher zu widersprechen, muss um sein Leben fürchten.

Verteidigungsminister hingerichtet weil er einschlief
Am 30. April ist sogar der Verteidigungsminister Nordkoreas, Hyun Yong Chol, hingerichtet worden, nachdem er während einer Veranstaltung des Militärs eingenickt war und sich im Vorfeld gegen den Kurs Kim Jong-uns ausgesprochen hatte. Von nordkoreanischer Seite wurde ihm „Untreue und Respektlosigkeit“ gegenüber dem Diktator vorgeworfen. Laut südkoreanischem Geheimdienst mussten mehrere hundert nordkoreanische Regierungsvertreter der Hinrichtung beiwohnen. Angeblich soll Hyun Yong Chol durch Flakgeschütze getötet worden sein, einer Methode, die in Nordkorea nur für ranghohe Regierungsbeamte und Militärs vorgesehen ist. Ob alle Meldungen zu den Hinrichtungen stimmen bleibt aber abzuwarten. In der Vergangenheit veröffentlichte der südkoreanische Geheimdienst NIS mehrere Male Meldungen, die sich im Nachhinein als nicht zutreffend oder zu undifferenziert herausstellten.

Gerüchte um Vergiftung der eigenen Tante des Diktators
Nach Berichten eines anonymen Informanten soll der Diktator auch die Ermordung seiner Tante Kim Kyung Hee, der einzigen Tochter von Staatsgründer Kim Il-sung in Auftrag gegeben haben. Seit September 2014 ist Kim Kyung Hee nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Davor gehörte sie jahrelang zur Führungsebene des Diktators. Der südkoreanische Geheimdienst geht von einer Ermordung Anfang des Jahres aus. Ob sie allerdings mit Gift umgebracht wurde bleibt fraglich, es würde auf jeden Fall in das Profil des Schreckensherrschers von Kim Jong-un passen.

Vereinte Nationen müssen handeln
Da eine Veränderung Nordkoreas von innen heraus zurzeit unrealistisch scheint, muss sie von außen kommen. Nach dem erschreckenden Menschenrechtsbericht der UN-Untersuchungskommission zu Nordkorea müssen Taten folgen. Die eklatanten Verletzungen der Menschenrechte und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ dürfen nicht unbeachtet bleiben. Nach UN-Angaben befinden sich etwa 200.000 Nordkoreaner in Strafgefangenenlager. Die Lebensbedingungen der Gefangenen sind katastrophal. Selbst Kinder werden in den Gefangenenlagern zu Schwerstarbeit gezwungen und leiden an Mangelernährung. Die Wächter haben jederzeit das Recht, die Häftlinge zu foltern und zu töten. Das Leben eines Menschen zählt in diesen Strafgefangenenlagern weniger als das eines Tieres.

Lukas Mücke, Juni 2015


(Credit Vorschaubild: Bjørn Christian Tørrissen, Wikipedia Commons CC BY 3.0./ Link: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mansudae-Monument-Bow-2014.jpg)

Teilen Sie diesen Beitrag!

Nach oben