Menschenrechtler begrüßen Einfrieren der EU-Beitrittsverhandlungen

Hunderte Vereine und NGOs „stillgelegt“ – Der Rechtsstaat wird von der türkischen Führung erdrosselt

Die Abstimmung im EU-Parlament fiel deutlich gegen weitere Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aus

Ankara (24. November 2016) – Das türkische Innenministerium hat die Schließung von 370 weiteren Vereinen sowie Nichtregierungsorganisationen verkündet. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) kritisiert die schnell voranschreitende Entwicklung der Türkei hin zu einem autoritären System, das keinerlei Kritik duldet und mit aller Härte gegen Oppositionelle vorgeht.

Das Europäische Parlament zieht die seit langem diskutierten Konsequenzen aus den Entwicklungen in der Türkei. Am heutigen Donnerstag hat sich das EU-Parlament bei einer Abstimmung in Straßburg mit lediglich 37 Gegenstimmen deutlich für ein Einfrieren der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei entschlossen. „Wir begrüßen und unterstützen ausdrücklich den mit großer Mehrheit gefassten Beschluss des Europäischen Parlaments“, betont der IGFM-Vorsitzende Edgar Lamm. „Wir fordern die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission auf, dieser Empfehlung zu folgen.“

Seit dem Putschversuch vom 15. Juli sind mindestens 160 Medien und Verlage geschlossen worden, 36.000 Menschen sitzen in Untersuchungshaft und noch weit mehr, nämlich rund 60.000, sind vom Staat entlassen worden. Die neue „Säuberungswelle“ trifft unter anderem Einrichtungen der Vereinigung Progressiver Juristen (CHD) sowie der Vereinigung freiheitlicher Anwälte (ÖHD). Beide Gruppen vertraten in den vergangenen Monaten Bürger, die auf Basis der türkischen Anti-Terror-Gesetze verfolgt werden. Obwohl der stellvertretende türkische Premierminister, Numan Kurtulmus, nicht die Aussetzung, sondern lediglich die Stilllegung der betroffenen Einrichtungen bestätigt, ist äußerst unklar, wie lange sie im momentanen Ausnahmezustand mundtot gemacht werden sollen; in der Zwischenzeit müssen viele Bürger ohne Rechtbeistand, und -beratung auskommen.

 

Weitere Infos zur Türkei

www.igfm.de/tuerkei

 


(Credit Vorschaubild: Diliff, Wikipedia Commons CC BY 3.0./ Link: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:European_Parliament_Strasbourg_Hemicycle_-_Diliff.jpg)

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