Humanitäre Hilfe im Irak

Die Jesidin Ekhlas Bajoo wurde mit 14 Jahren von IS-Terroristen im Jahr 2014 verschleppt. Als sie wieder freikam, wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter in das Retraumatisierungsprogramm von Baden-Württemberg aufgenommen. Heute vermittelt sie jungen Geflüchteten Therapieansätze, die ihr geholfen haben und versucht ihnen Mut zu machen.

Ekhlas Bajoo hilft IS-Opfern: „Ich will über Hoffnung reden“

Ekhlas Bajoo hilft IS-Opfern.
Bildrechte: Leh/IGFM

„Viele Jesidinnen haben Ziele, aber keine Möglichkeit, sie zu verwirklichen. Junge Opfer, fünf Jahre in IS-Gewalt mit schrecklichen Gewalterfahrungen, sind ohne Ausbildung, können nicht lesen und schreiben. Die irakische Regierung unterstützt die ethnischen Minderheiten nicht. Und die Welt hört uns nicht zu. Ich will Mut machen und über Hoffnung reden.“  – Ekhlas Bajoo

Ekhlas Bajoo war 14 Jahre alt, als sie von IS-Terroristen am 3. August 2014 verschleppt wurde. Vor ihren Augen wurden drei Männer, darunter ihr Vater umgebracht, als sie sich weigerten, sich an Ort und Stelle zum Islam zu bekennen.

„Sie haben sehr, sehr schlimme Dinge mit mir gemacht, und ich wollte mir mehrmals das Leben nehmen. Ich wurde schwanger und wusste nicht, was mit mir war. Als der IS seine Leute aufteilte, um die eroberten Gebiete zu beherrschen, bekam „mein“ Mann den Auftrag, ins Shingal-Gebiet zu gehen, und er nahm mich und zwei Freundinnen mit. Nach drei gescheiterten Fluchtversuchen gelang es uns, „unseren“ Mann abzulenken und zu fliehen. Mit einem Handy, das wir mitgenommen hatten, konnte ich mit meinem Bruder Kontakt aufnehmen. Er nannte uns die ungefähre Richtung, und wir liefen über sieben Stunden durch die dunkle Nacht in Richtung Shingal-Berge. Durch die Angst und die Anstrengung wurde mir unterwegs schlecht, ich verlor vor Schmerzen fast den Verstand, blutete heftig und verstand bald, dass ich das Kind verloren hatte. Meine Freundinnen stützen mich und kümmerten sich um mich. Bald hörten wir Schüsse. Es waren jesidische junge Männer, die uns damit den Weg zeigen wollten. Und bald darauf waren wir frei. Ich wurde direkt zu einer Ärztin gebracht, doch außer Schmerztabletten gab es nichts.“

Sechs Monate später kam auch ihre Mutter frei. Ärzte hatten sich für eine Therapie in Deutschland ausgesprochen. Ekhlas und ihre Mutter kamen so in das Retraumatisierungsprogramm von Baden-Württemberg. Ekhlas besucht aktuell die 10. Klasse und bereitet sich auf den ersten qualifizierten Schulabschluss vor. Mit ihren 20 Jahren ist sie ihren deutschen Klassenkameradinnen weit voraus, sie ist an ihren Erfahrungen gewachsen. Sie präsentierte sich der Jahresversammlung als eine starke junge Frau mit festen Zielen. Sie war schon fünfmal im Irak. Sie geht auf die jungen Flüchtlinge zu, um ihnen Mut zu machen und vermittelt ihnen Therapieansätze, die ihr geholfen haben. Alles nur ein Anfang, aber besser als sie allein zu lassen. Ekhlas war Teil des jüngsten IGFM-Einsatzes im Januar 2020.

Die Ankunft am Flughafen in Erbil im Januar 2020. Von links nach rechts: Khalil Al-Rasho (Nahostbeauftragter der IGFM), Ekhlas Bajoo, Katrin Bornmüller (Ehrenvorsitzende der IGFM) und Muho Boga (IGFM Wittlich). Bildrechte: IGFM

Sie nennt die IGFM-Kurse zur Alphabetisierung oder auch die Kurse zur Familienplanung als elementar notwendig. „Viele Organisationen bleiben nur kurz und arbeiten, solange viel Geld fließt und gehen mit vollen Taschen. Ich schätze die Arbeit der IGFM, weil sie geblieben ist, und bei jedem Helfer spürt man, dass er mit seinem Herzen arbeitet und gibt, was er kann und darüber hinaus. Auch ich will geben, was ich kann.

Wohin fließt das für die humanitäre Hilfe gespendete Geld?

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€ monatlich pro Lehrerin oder Lehrer
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€ pro Quartal für Schulmaterialien
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€ monatlich für jedes der unten genannten Lager

Trotz der notwendigen Einschränkungen wegen des Corona-Virus finden die Kurse – auch unter erschwerten Bedingungen – weiter statt. Aktuell sind es sieben Alphabetisierungskurse parallel in den Lagern Mamrashan und Sharia und in zwei wilden Lagern außerhalb der Orte Baadra und Mahat. Die Lehrer erhalten monatlich je 150 €, nochmals etwa 150 € pro Quartal werden für Schulmaterialien aufgewandt. Hinzu kommen Fortbildungskurse für PC und Englisch, die Nähkurse als therapeutische Maßnahme, Tageskurse für Familienplanung und Erste Hilfe, für Brandschutz, ja auch über Müllbeseitigung und –vermeidung. Monatlich etwa 2.000 € für alle genannten Lager. Die Kurse laufen unter Aufsicht der Lagerleitung auch dann, wenn die IGFM nicht vor Ort sein kann. Sie laufen, weil wir fördern und motivieren.

Bitte helfen Sie uns und Ekhlas: für Bildung, Hoffnung und Zukunft im Nordirak.

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