Der Vatikan verurteilt den internationalen Organhandel. Foto: Mattes CC 1.0 [Quelle: Wikimedia Commons]
Vatikan verurteilt Organhandel in China
„Verbrechen gegen die Menschheit“ – so verurteilte der Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Kurienbischof Marcelo Sánchez Sorondo, den illegalen Handel mit Organen. Er äußerte sich im Rahmen des Spitzentreffens zum Thema „Organhandel und Transplantationstourismus“, das vom 7. bis zum 8. Februar 2017 im Vatikan stattfand. Dazu lud die Päpstliche Akademie der Wissenschaft Vertreter der Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation, Regierungsbehörden und Nichtregierungs-organisationen ein. Zudem wurde auch der ehemalige chinesische Vize-Gesundheitsminister und Transplantationschirurg, Huang Jiefu, als Redner eingeladen.
Papst Franziskus selbst hatte vor dem Treffen darauf hingewiesen, dass der Zusammenhang zwischen Organhandel, Menschenhandel und moderner Sklaverei untersucht werden solle. Kurienbischof Sánchez Sorondo machte bei der Konferenz außerdem darauf aufmerksam, dass sich die Päpstliche Akademie schon seit mehreren Jahren mit dem Thema beschäftige und nun eine „Bewegung zu einem Umbruch anstoßen“ wolle. Einen wichtigen Aspekt sieht er dabei auch in der Mittäterschaft von Ärzten. Eine Ursache liegt laut Sánchez Sorondo in der Wohlstandsgesellschaft, die sich für besseres Wohlergehen neue Organe „leisten“ kann und bereit sei, alles dafür zu tun, um diese zu bekommen. Ziel der Konferenz war auch der Austausch über das Ausmaß des Organhandels und die damit verbundenen Geldströme.
Hintergrund: Organhandel in China
In der Volksrepublik China finden jährlich viele tausend Organtransplantationen statt, bei denen die Herkunft der Organe völlig unklar ist. Anders als in Europa existiert in China kein effektives Verteilsysteme für Spenderorgane. Gleichzeitig haben viele Chinesen aus kulturellen Gründen eine starke Abneigung gegen Organspenden. Trotzdem sind die Wartezeiten auf Spenderorgane unerklärlich kurz. Die chinesischen Behörden verweigern jede Transparenz, so dass die Herkunft von zehntausenden „Spender“-Organen völlig unklar bleibt. Zahlreiche Indizien legen die Befürchtung nahe, dass mit Billigung des Staates in der Volksrepublik tausende Menschen „auf Bestellung“ getötet worden sind, um ihre Organe gewinnbringend verkaufen und transplantieren zu können. Aussagen von ehemaligen Gefangenen legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den Organ-„Spendern“ um politische Gefangene handelt, insbesondere willkürlich inhaftierte Anhänger der buddhistischen Meditationsschule Falun Gong, aber auch Uiguren und andere Häftlinge aus Arbeitslagern der Volksrepublik. Die Volksrepublik China unterhält das größte Arbeitslager-System der Welt.
Forderungen der IGFM
Die IGFM fordert in diesem Zusammenhang Transparenz der chinesischen Behörden, eine internationale Untersuchungsmission, um die Herkunft der Organe zu klären, sowie eine Beendigung der Zusammenarbeit von deutschen Institutionen und Unternehmen mit chinesischen Transplantationsinstitutionen.