FÜR DIE MENSCHENRECHTE – Mitteilungen an Freunde und Förderer, Nr. 9 – Oktober 2025
Pakistan – Christen als Notleidende “zweiter Klasse“

Nicht einmal in der größten Not wird Angehörigen der christlichen Minderheit in Pakistan gleichberechtigt Unterstützung zuteil: Insbesondere durch anhaltende Regenfälle während der Monsunzeit ist die pakistanische Provinz Punjab von den schwersten Überschwemmungen in ihrer Geschichte betroffen. Das an Indien angrenzende Gebiet wurde zudem von Wassermassen aus überlaufenden indischen Flüssen und Staudämmen überflutet. Bis zum Redaktionsschluss waren weit mehr als 1.000 Dörfer überschwemmt. Im Namen der christlichen Bevölkerung in mehrheitlich muslimischen Siedlungen haben uns seit Ende August mehrere Hilferufe erreicht.
„In dieser schweren Zeit beobachten wir, wie Angehörige der Minderheit auf Hilfe warten, aber niemand zu ihnen kommt“, so schreibt die pakistanische Rechtsanwältin Aneeqa Anthony, Koordinatorin unserer Partnerorganisation „The Voice Society“ an die IGFM. Die Regierung verteile zwar großflächig in den betroffenen Gebieten Lebensnotwendiges. Angehörige religiöser Minderheiten werden jedoch häufig bei der Verteilung abgedrängt und wagen es nicht, sich dagegen zu wehren. Sie fühlen sich durch radikalislamische Gruppen bedroht. Tatsächlich benutzten Islamisten in den vergangenen Jahren mehrfach anfänglich kleine Streitigkeiten zwischen Nachbarn dazu, um zu Mobgewalt gegen ganze christliche Siedlungen anzustacheln.
„Ich möchte Sie auf die Diskriminierung, mit der die Christen konfrontiert sind, aufmerksam machen. Viele Unterstützer, seien es nun staatliche oder private Organisationen, geben unserer christlichen Gemeinschaft keine Unterstützung, die ebenso von den jüngsten Überschwemmungen betroffen ist“, berichtet der Leiter einer örtlichen christlichen Organisation. „Es ist wichtig zu betonen, dass bei zahlreichen Gelegenheiten die von der Regierung geleistete Hilfe die christliche Bevölkerung nicht erreicht“, schreibt ein katholischer Pfarrer. Und der Pastor einer presbyterianischen Gemeinde beklagt: „Regierungsstellen und andere Einrichtungen haben sich bemüht, aber in unserer Gemeinde ist keine angemessene Unterstützung angekommen.“
Daher ist jetzt Unterstützung gefragt, bei der die traditionell Benachteiligten vorübergehend die Priorität haben. Nur auf diese Weise kann Chancengleichheit erreicht werden. Um diese Solidarität mit den Schwächsten bittet uns Aneeqa Anthony in ihrer E-Mail vom 1. September:
„Diese Katastrophe hat das gesamte Leben der Menschen weggespült, nicht nur ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Schweren Herzens sehen wir, wie verheerende Überschwemmungen Punjab verwüsten“, schreibt sie. Unzähligen Familien fehle es noch immer am Nötigsten; sie haben kein Dach mehr über dem Kopf und sogar geliebte Menschen durch die Katastrophe verloren. „In diesen Krisenmomenten ist unsere Organisation zu dringendem Handeln aufgerufen und wir ergreifen gerne die Initiative, um den Notleidenden wenigstens zu helfen, die schweren Zeiten zu überstehen. Hierzu benötigen wir Ihre Unterstützung“, heißt es weiter in der Nachricht.
Aufgrund seiner Vernetzung durch vorausgegangener Hilfsprojekte weiß das Team von „The Voice Society“, wo es bedürftige Familien aufsuchen kann. Die freiwilligen Helfer versorgen die Betroffenen mit dem Nötigsten wie sauberes Trinkwasser, Lebensmittel, Medizin und Hygienesets, darüber hinaus Wäsche und Bekleidung. In dieser aktuellen Notlage möchten wir „The Voice Society“ mit 5.000 Euro die Fortsetzung dieser Unterstützung ermöglichen. Wir erbitten Ihre Großzügigkeit.
Dieser Artikel wurde publiziert in der Oktober 2025-Ausgabe der Zeitschrift ‚Für die Menschenrechte‘
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