Vortragsabend Villingen-Schwenningen

Krieg gegen Gott
oder
Krieg der Mullahs gegen Frauen?
oder
Krieg der Mullahs gegen Frauen?
Villingen-Schwenningen, 9. November 2023 – Die IGFM-Arbeitsgruppe Villingen-Schwenningen veranstaltete in Kooperation mit dem Bildungswerk Heilig Kreuz einen Veranstaltungsabend zur aktuellen Menschenrechtssituation im Iran. Zu Gast waren Behrouz Asadi, Leiter des Malteser Migrationsbüros Rheinland-Pfalz und der aus dem Iran stammende Erfan Ramizi Pour
Nach einer kurzen Begrüßung durch Heinz Josef Ernst, IGFM-Vorstand und Leiter der IGFM-Arbeitsgruppe VS, startete der Abend mit der Einführung zur Bewegung „Frauen-Leben-Freiheit“, die mit der Ermordung von Jina Masha Amini am 13. September 2022 begann. Die Teilnehmer der Veranstaltung bekamen danach mit eine Zusammenfassung auf die Geschehnisse des letzten Jahres. Denn auch nach einem Jahr der versuchten Niederschlagung der Proteste und trotz verstärkten Repressionen und Verhaftungen, gelang es dem iranischen Regime nicht, die Demonstrationen zu unterdrücken.
Auch als nach einem Jahr die Straßenproteste nachließen und die Sittenpolizei überall präsent war und wieder gewaltsamer gegen Frauen vorging, brachen erneute Demonstrationen nach dem Tod der 17-Jährigen Schülerin Armita Grawand aus.

Heinz Ernst, Vorstand und Schatzmeister der IGFM
Hijab-Gesetz und zunehmende Unterdrückung von religiösen Minderheiten
Im weiteren Verlauf des Abends wurde über das neue Hijab-Gesetz gesprochen. Durch dieses neue Gesetz plant das Regime systematisch Druck auf Frauen auszuüben und die Gewalt gegen Frauen zu legalisieren. Der Gesetzentwurf sieht lange Haftstrafen von bis zu 15 Jahren und hohe Geldstrafen von 100 bis 10.000 Euro vor. Darüber hinaus werden Strafen wie die Beschlagnahmung von Autos, sowie von Reisepässen, die Schließung von Geschäften und Ausreiseverbote genannt. Das Gesetz betont die Geschlechtertrennung an Universitäten, in Parks und sogar in Krankenhäusern.
Der zunehmende Druck auf religiöse Minderheiten, wie die Bahá’í und christlichen Konvertiten, wurde ebenfalls in den Fokus des Abends genommen. Laut dem Bericht der Internationalen Bahá’í-Gemeinde vom Oktober ist die Verfolgung der Bahá’í in den letzten Monaten eskaliert, insbesondere was die Unterdrückung von Frauen betrifft. Zahlreiche junge Bahá’í-Frauen wurden verhaftet, während 26 weitere Bahà‘í, darunter 16 Frauen, zu insgesamt 126 Jahren Gefängnis verurteilt wurden.

Behrouz Asadi (l.) und Erfan Ramizi Pour (r.)
IGFM-Unterstützung für politische Gefangene
Ein wichtiger Teil der Arbeit von der IGFM ist das Patenschaftsprogramm. Ein besonderes Fokusland ist der Iran. Wie diese Arbeit gerade in Zeiten der Proteste im Iran geholfen hat, berichtete eine IGFM-Mitarbeiterin:
„Seit Beginn der Proteste haben wir immer wieder auf die schreckliche Situation im Iran aufmerksam gemacht. Mit unserem Patenschaftsprogramm ist es uns gelungen, Gefangenen Gehör zu verschaffen und in einigen Fällen ihre Freilassung zu erreichen. Bei diesem Programm der IGFM wählen Abgeordnete einen konkreten politischen Gefangenen aus und setzen sich mit ihrem politischen Gewicht für dessen Freiheit ein.“

Am Ende des Abends erzählte Erfan Ramizi Pour über seine eigenen Erlebnise während den Demonstrationen. Behrouz Asadi führte hier ein Interview.
Erfan Ramizi Pour, 24 Jahre alt, aus Bandarabas (Provinz Hormozgan), wurde durch Sicherheitskräfte gezielt ins Auge geschossen. Erfan floh nach Milan und kam von dort mit dem Bus nach Deutschland. In Deutschland hat er politisches Asyl beantragt.
- Wann, wo und warum hast du an Demonstrationen teilgenommen? Was ist da passiert?
„Am 16. September 2022 habe ich in meiner Heimatstadt Bandarabas gegen das Regime für die Freiheit meines Landes protestiert. Ich konnte das Töten und Hinrichten von Menschen durch das Regime nicht mehr mit ansehen.“
„Die Sicherheitskräfte schossen mir direkt ins Auge. Ich wurde mit einem grünen Laser angestrahlt, bevor auf mich geschossen wurde. Ich wurde dreimal mit eine Shotgun angeschossen, 25 Patrone haben meinen Körper und mein Auge getroffen. Zuerst hatte ich Angst, vor allem, als ich die Kugel im Auge hatte und alles voller Blut war.“
„Ein Freund von mir hat mich in eine Wohnung gebracht um mir Schutz zu gewähren. Acht Stunde lang war ich da eingesperrt, weil die Sicherheitskräfte das Haus umzingeln hat. Ich hatte keinerlei medizinische Versorgung. Ein Krankenpfleger, der unter den Demonstranten war, entfernte die Kugeln aus meinem Kopf; ohne irgendwelche medizinischen Instrumente. Erst nach acht Stunde konnte ich das Haus durch den Hintereingang verlassen. Ich bin zu einer Privatklinik gegangen. Der Arzt hatte die Klinik extra geschlossen, um uns heimlich behandeln zu können. Staatliche Krankenhäuser mussten wir aus Sicherheitsgründen meiden.“
- Warum hast du das Land verlassen?
„Ich wurde gezwungen, den Iran zu verlassen. Wäre ich geblieben, hätten sie mich eingesperrt oder sogar gehängt. Ich hätte nicht mehr die Möglichkeit, weiter für die Freiheit meines Landes zu kämpfen. Deshalb bin ich nach Deutschland geflüchtet. Hier kann ich die Revolution von Mahsa Amini fortführen und die Interessen der iranischen Bevölkerung vertreten.“
- Wie fühlst du dich?
„Ich bereue meine Taten nicht. Meine Schwestern und Brüder werden im Iran gefoltert und riskieren ihr Leben. Ich bereue nichts. Ich muss diesen Weg fortführen.“
- Wie siehst du die Zukunft der Proteste und wie wird es deiner Meinung nach weitergehen?
„Ich bin sicher, dass unsere Bewegung erfolgreich sein wird. Eines Tages werden wir alle in unsere Heimat zurückkehren können, um unsere Freiheit zu feiern. Das ist die einzige Hoffnung, die mir Mut macht.“ „Ich fordere die EU und das Ausland auf, nicht mit dem Mullah-Regime zusammenzuarbeiten. Sie sollen sich hinter das iranische Volk stellen, damit wir das Regime stürzen können“.