Andrzej Poczobut

Der belarusische Journalist und Aktivist ist seit dem 25. April 2021 inhaftiert weil er sich für die polnische Minderheit in Belarus stark machte und das Lukaschenko Regime öffentlich kritisierte. Nun erhielt er den Sacharow-Preis für geistige Freiheit.

Sacharow-Preis für inhaftierten Journalisten

Andrzej Poczobut
Geburtsdatum: 16. April 1973

Festnahme: 25. März 2021

Verurteilung: 8. Februar 2023

Vorwurf: „Aufruf zu Handlungen, die darauf abzielen, die nationale Sicherheit der Republik Belarus zu gefährden“ & „Aufstachelung zum Hass“

Urteil: Insgesamt 8 Jahre Haft

Andrzej Poczobut ist ein belarusischer Journalist und Aktivist, der sich mit seiner Arbeit vor allem für die polnische Minderheit in Belarus einsetzte, der er selbst angehört. Seit Anfang 2023 befindet er sich wegen seiner politischen Arbeit in Haft. Er sitzt eine achtjährige Haftstrafe ab und wird derzeit in einer sogenannten „Strafkolonie mit verschärftem Regime", der Strafkolonie No. 1, in der belarusischen Stadt Nawapolazk festgehalten. 

Andrzej war langjähriger Korrespondent für die überregionale polnische Zeitschrift Gazeta Wyborcza. Diese ist innerhalb Polens und für polnische Menschen im Ausland ein wichtiges Medium. Er berichtete hier immer wieder kritisch über die belarusische Politik, sowie die Geschichte und die Lage der polnischen Minderheit in dem Land. Zudem war Andrzej Poczobut ein aktives Mitglied der Union der Polen in Weißrussland (Związek Polaków na Białorusi), eine wichtige kulturelle Einrichtung, um polnische Kultur und Sprache in dem autoritären Staat zu bewahren. Die Aktivitäten der Organisation werden jedoch von der Regierung mit Argwohn betrachtet. Trotz der Repressionen gilt Andrzej als prinzipientreuer, mutiger Journalist und engagierter Vertreter der Hrodna-Region.  Seine Publikationen und sein Aktivismus fanden in Teilen Belarus, in Polen und auch im Rest Europas weitreichende Anerkennung. 

Andrzej Poczobut hat ernsthafte Gesundheitsprobleme, dennoch wurde er in Einzelhaft gesteckt. Gefangene in belarusischer Gefangenschaft berichten immer wieder von mangelnder medizinischer Versorgung, manche starben aufgrund von unterlassener medizinischer Versorgung. Die Korrespondenz mit dem Journalisten wird blockiert, insbesondere in polnischer Sprache. 

Andrzej Poczubuts Einsatz für Freiheit und Wahrheit 

In seiner Jugend studierte Andrzej Poczubut Jura und wollte Rechtsanwalt werden, doch die schnelle Entwicklung der belarusischen Diktatur behinderte seinen juristischen Werdegang. Seine zweite Leidenschaft war der Journalismus: Zunächst arbeitete er für Lokalzeitungen, später wurde er Korrespondent für das Nachbarland Polen. Er berichtete regelmäßig kritisch über das Lukaschenko-Regime und trat nach den Fälschungsvorwürfen bei der Präsidentschaftswahl 2020 in Belarus wiederholt im polnischen Fernsehen auf. 

Bereits im Jahr 2011 saß Andrzej in Untersuchungshaft, wegen angeblicher Verleumdung des belarusischen Staatspräsidenten. Er wurde zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Seit dem 25. März 2021 ist er erneut inhaftiert. Dieses Mal wurde ihm „Schüren von Hass" und „Rehabilitierung des Nazismus" vorgeworfen. Die Vorwürfe stützten sich auf Artikel, in denen er den deutsch-sowjetischen Überfall auf Polen 1939 sowie die Unterdrückung seiner polnischen Heimat kritisch thematisierte. Diese Auseinandersetzung stieß beim Lukaschenko-Regime auf Missfallen, das wiederholt durch sowjetnostalgische Positionen auffiel, und die Sowjetunion sogar als Vorbild für den eigenen Staat nannte. 

Am 8. Februar 2023 wurde er erneut verurteilt. Dieses Mal lautete das Urteil acht Jahre Haft. Angeklagt wurde er wegen seiner öffentlichen Stellungnahmen zur Verteidigung der polnischen Minderheit in Belarus, zu den Protesten des Jahres 2020 sowie wegen eines bereits 2006 im polnischen Magazin Magazyn Polski veröffentlichten Artikels über Anatol Radzivonik, einen polnischen antikommunistischen Untergrundkommandanten aus Hrodna. Die belarusischen Behörden berufen sich hier auf „Aufruf zu Handlungen, die darauf abzielen, die nationale Sicherheit der Republik Belarus zu gefährden" und erneut auf „Aufstachelung zum Hass". Auch weigerte er sich im Herbst 2021, ein Gnadengesuch an Lukaschenko zu schreiben. Am 23. Juni 2023 nahm das belarusische Innenministerium den politischen Gefangenen in die „Liste der Extremisten" auf.  

Hoffnung darf kein Vergessen bedeuten 

Obwohl vielen politisch Inhaftierten in Belarus am Samstag, dem 13. Dezember 2025, die Rückkehr in ein freies Leben ermöglicht wurde, wurde Andrzej Poczubut dieses Glück nicht zuteil. Er sitzt auch weiterhin, genau wie viele weitere hunderte Journalisten, Aktivisten, Oppositionelle und andere Gegner des autoritären Putin-Freundes Lukaschenko, unter unmenschlichen Bedingungen in einer Strafkolonie.  

Verleihung des Sacharow-Preises am 16. Dezember 2025 

Nur drei Tage, nachdem 123 belarusische politische Gefangene freigelassen wurden, wurde der noch immer inhaftierte Journalist mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte gewürdigt. Bei der Preisverleihung wurde er von seiner Tochter Jana Poczobut vertreten. Sie bedankte sich im Namen ihres Vaters für den Preis und verwies auf die belastende Situation der Stille und Ungewissheit, in welcher die Verwandten der unschuldig Inhaftierten verweilen. Auch merkte sie an, wie die Aufmerksamkeit des Europäischen Parlaments und der Öffentlichkeit dazu beiträgt, die Würde eben dieser Menschen zu wahren und ihre Namen nicht vergessen zu lassen. 

Auch das Europäische Parlament verurteilte wiederholt die Repressionen in Belarus, forderte die Freilassung der politischen Gefangenen, strengere Sanktionen und Unterstützung für demokratische Kräfte, und ehrte die Opposition damit, Andrzej Poczobut den Sacharow-Preis verleihen. 

Polnische Minderheiten – Ein Störfaktor für Lukaschenkos autoritäres Regime der nationalen Gleichschaltung 

In Belarus leben etwa 300.000 Menschen mit polnischem Migrationshintergrund. Diese Bevölkerungsgruppe wurde in der Vergangenheit oft zur Zielscheibe des Diktators Aljaksandr Lukaschenko. Immer schlimmere Maßnahmen werden ergriffen, die darauf abzielen, die polnische Bevölkerung einzuschüchtern und diese als Bedrohung für die Integrität des Staates darzustellen.  

Zudem ist der Katholizismus ein stark kontrastives Merkmal der polnischen Identität und unterscheidet sich vom orthodoxen Glauben der meisten Belarusen. Der Unterricht der polnischen Sprache und Veröffentlichungen, wie die von Andrzej, sind wichtig für die zweitgrößte Minderheitengruppe in Belarus, unterliegen jedoch massiven Einschränkungen.  

Stand: Dezember 2025

Helfen Sie uns, Andrzej und anderen politischen Gefangenen zu helfen:

Bitte wenden Sie sich an die Regierung von Belarus und an die Botschaften der Republik Belarus. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Journalisten:

Press Secretary of the Prime Minister of the Republic of Belarus:
Tel.: (017) 222-41-73
E-mail: press@government.by

Botschaft der Republik Belarus in Deutschland:

Hr. Denis Sidorenko (Botschafter)

Adresse: Am Treptower Park 32, 12435 Berlin

E-Mail: germany@mfa.gov.by

Büro des Botschafters Tel: 030/536 359

Fax: 030/536 359 23

Sehr geehrter Herr …,

ich schreibe Ihnen, um sie auf die willkürliche Gefangenschaft des Journalisten Andrzej Poczobut aufmerksam zu machen, der am 25. März 2021 festgenommen wurde, nachdem er über Proteste der Opposition berichtet hatte.

Andrzej Poczobut wurde wegen dem „Aufruf zu Handlungen, die darauf abzielen, die nationale Sicherheit der Republik Belarus zu gefährden“ nach Art. 361 des Strafgesetzbuches und „Aufstachelung zum Hass“ nach Art. 130 des Strafgesetzbuches zu acht Jahren Haft verurteilt.

Tatsächlich gibt es keine Beweise für solche Behauptungen. Der Journalist berichtete nur im Rahmen seines Jobs über Volksdemonstrationen. Das Recht auf ein faires Verfahren, zu dem sich die Republik Belarus in internationalen Verträgen und in ihrem nationalen Recht verpflichtet, wurde grob verletzt.

Andrzej Poczobut wird rechtswidrig inhaftiert.

Ich appelliere an Sie, Andrzej Poczobut sofort und bedingungslos wegen erwiesener Unschuld freizulassen.

Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und bitten Sie, mich darüber zu informieren, was Sie unternehmen werden, um Herrn Poczobut freizulassen.

Hochachtungsvoll

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