30 Jahre Unterdrückung 

Zum 30. Jahrestag der Aberkennung der Staatsbürgerschaft von Zeugen Jehovas in Eritrea macht die IGFM auf die anhaltende Verfolgung religiöser Gruppen im Land aufmerksam. Seit 1994 wurden über 270 Zeugen Jehovas inhaftiert, derzeit sitzen 64 von ihnen unter unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis.

Eritrea: 30 Jahre Entrechtung und Verfolgung von Zeugen Jehovas

IGFM fordert Ende der Unterdrückung von Kirchen und Religionsgemeinschaften

Asmara / Frankfurt am Main, 24. Oktober 2024 – Anlässlich des 30. Jahrestags der Aberkennung der Staatsbürgerschaft von Zeugen Jehovas in Eritrea weist die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) auf die umfassende und brutale Unterdrückung sowie Verfolgung von Kirchen und Religionsgemeinschaften in dem ostafrikanischen Land hin. Seit der eritreische Präsident Isaias Afwerki am 25. Oktober 1994 ein Dekret unterzeichnete, mit dem in Eritrea geborenen Zeugen Jehovas die Staatsbürgerschaft entzogen wurde, sind über 270 Zeugen Jehovas unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert worden. Aktuell sind 64 Zeugen Jehovas – 35 Männer und 29 Frauen – im Gefängnis. 

„In Eritrea ist keine Verbesserung der Menschenrechtslage in Sicht. Die IGFM fordert die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen sowie Glaubens- und Gewissensgefangenen. Eritrea ist bereits 2002 dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte beigetreten, missachtet aber weiterhin die Rechte seiner Bürger massiv – trotz Mitgliedschaft im UN-Menschenrechtsrat“, erklärt Valerio Krüger, Sprecher des Vorstands der  IGFM.

Als Staatenlose keinen Job oder Wohnung
Zeugen Jehovas werden in Eritrea im Alltag stark benachteiligt. Sie haben große Schwierigkeiten bei der Jobsuche und dürfen keine Immobilie besitzen oder mieten, weil sie durch das Dekret staatenlos geworden sind. Zudem haben sie keinen Anspruch auf von der Regierung ausgegebene Grundnahrungsmittel wie Mehl oder Milch, die teuer und knapp sind. Zuletzt verhafteten die Behörden am 27. September 24 Zeugen Jehovas bei einem Gottesdienst in einer Privatwohnung. Darunter waren Personen über 80 Jahre, eine Schwangere und Minderjährige. 

Über 400 Christen willkürlich ohne Anklage in Haft 
Die IGFM weist auf gravierende Menschenrechtsverletzungen unter dem seit 1993 neomarxistisch regierenden Staatspräsidenten Isayas Aferwerki hin, darunter die Verfolgung von Journalisten, Bürgerrechtlern und Anhängern verschiedener Religionsgemeinschaften. Im Mai 2002 hatte Aferwerki alle Angehörige staatlich nicht erlaubter Kirchen – darunter 35 evangelikale – zu Staatsfeinden erklärt. Nach Angaben des UN-Sonderberichterstatters für Eritrea sind über 400 Christen ohne Anklage und Verhandlung in Lagern und Gefängnissen. Leiter freikirchlicher Gruppen wie Haile Naizghi von der Full Gospel Curch und Kiflu Gebremeskel, Vorsitzender der Eritreischen Evangelischen Allianz, sind seit rund 20 Jahren eingesperrt. 

Priester verhaftet und katholische Einrichtungen geschlossen
Wie die IGFM berichtet, kontrolliert der Staat die eritreisch-orthodoxe Kirche stark und inhaftiert Priester und Gläubige. So wurde zum Beispiel vor 20 Jahren der Psychiater und eritreisch-orthodoxe Priester Fitsum Ghebre-Negus festgenommen.

Im Jahr 2019 kam es zur rigorosen Schließung von 21 katholischen Kliniken und zur Schließung von privaten Schulen. Der eritreisch-katholische Bischof Fikremariam Hagos Tsalim, der die Menschenrechtssituation im Land wiederholt kritisiert hatte, wurde im Herbst 2022 mehrere Monate in einem Militärgefängnis festgehalten.

Aktuelle Pressemitteilungen der IGFM

1508, 2025

Kevin Yeung

Kevin Yeung engagierte sich aktiv in der Hongkonger Demokratiebewegung und gründete 2020 die Online-Plattform „Bürgerversammlung“ auf Telegram. Wegen anhaltender Repression floh er 2023 nach Deutschland und beantragte Asyl – sein Antrag wurde jedoch abgelehnt. Die IGFM warnt vor seiner Abschiebung und fordert deutsche Behörden auf, Kevin Yeung weiterhin Schutz zu gewähren.

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