Humanitäre Hilfe

Khalil Al-Rasho, Leiter der Humanitären Hilfe Naher Osten, reiste im Mai 2022 zum 35. Mal für die IGFM in den Irak. Während seines mehrwöchigen Aufenthalts besuchte er diverse Flüchtlingslager und von Flucht betroffene Familien. Außerdem traf er sich mit wichtigen Vertretern der Behörden und Regierung um über humanitäre Hilfe und Flüchtlingsangelegenheiten zu sprechen.
Irakreise Mai 2022
Schwerpunkt: Jesidische Flüchtlinge
Von Frankfurt nach Erbil – IGFM-Mitarbeiter Khalil Al-Rasho reiste im Mai 2022 erneut für die IGFM in den Irak, seit 2014 nun bereits zum 35. Mal. Jede Reise ist anders, doch immer steht der Austausch und die Koordination mit lokalen IGFM-Kräften in und außerhalb der Flüchtlingslager im Vordergrund. Dieses Mal hatte Al-Rasho diverse Behördengänge zu erledigen. Darunter zählten Treffen mit Abgeordneten und Ministern der Autonomen Region Kurdistans sowie mit Vertretern wichtiger Behörden und Organisationen.
Wenige Tage nach Ankunft wurde die Lage angespannt. Irakische Truppen griffen jesidische Dörfer in der Region Shingal an, hunderte Familien flohen. Daraufhin richtete sich der Fernsehsender Kurdistan TV an Khalil Al-Rasho mit einer Bitte um Stellungnahme der IGFM. In dem anschließenden Interview forderte Al-Rasho ein sofortiges Ende der Militäroperation und konnte der Fernsehcrew noch weitere Informationen über die Arbeit der IGFM im Irak und weltweit mitgeben.
Interview von Kurdistan TV mit Khalil Al-Rasho. Bitte nutzen Sie die Untertitelfunktion um die deutsche Übersetzung anzuzeigen.
Direkt zu Beginn seiner Reise löste eine Militäroperation der irakischen Regierungstruppen eine neue Fluchtbewegung aus. Mehr Informationen darüber finden Sie in unserer Stellungnahme. Noch dazu erschwerte ein Sandsturm die Bedingungen um den betroffenen Menschen zu helfen.
Appell an Regierung der Autonomen Region Kurdistans wegen Lage der kurdischen/jesidischen Flüchtlinge in Litauen
Al-Rasho nutzte zudem seinen Aufenthalt um an die Regierung der Autonomen Region Kudistans zu appellieren, die Flüchtlingslager in Litauen selbst mit einer Regierungsdelegation zu besuchen und sich die Flüchtlingslager anzusehen, in welchen kurdische/jesidische Flüchtlinge untergebracht sind. Um sich über dieses Thema auszutauschen, traf er sich außerdem mit Baba Shelh, dem Religionsführer der Jesiden, in Badre. Al-Rasho berichtete, dass den jesidischen Flüchtlingen in Litauen Hoffnung gemacht wurde, dass sie angesichts der Verfolgung durch den IS in Litauen bleiben könnten. Aus diesem Grund hatten er und Katrin Bornmüller zusammen mit Jurgita Samoskiene (IGFM Sektion Litauen) vor einigen Wochen in Litauen den deutschen Botschafter und Abgeordnete des litauischen Parlaments getroffen. Einen Erfolg kann die IGFM seitdem verbuchen: nach den Gesprächen mit Behörden, Abgeordneten und den Besuchen in den Lagern für Geflüchtete erhielten mehrere Jesiden und Jesidinnen einen der begehrten grünen Ausweise mit Aufenthaltsberechtigung für Litauen.
Des Weiteren appellierte Al-Rasho an die Regierung der Autonomen Region Kurdistans, ihm die Erlaubnis zur grenzüberschreitenden Verteilung humanitärer Hilfe zu geben. Ein großer Teil der kurdischen Bevölkerung in Nordost-Syriens sei eingekesselt und brauche dringend humanitäre Hilfe. In dieser Angelegenheit hatte er zweimal Kontakt zu Bischof Maurice Hamsiek aus Hasaka. Außerdem bezog er Herrn Kirmanj Othman, Vorsitzender der IGFM Nordirak, mit ein um zu ermitteln in welchem Ausmaß Hilfe bereitgestellt werden könnte.
Verlegung von Kursen aus dem Flüchtlingslager Mamrashan ins Lager Ezyan
Aufgrund eines Wechsels der Lagerleitung mussten einige der von der IGFM angebotenen Kurse nach Ezyan verlegt werden. Im Lager Ezyan werden jetzt folgende Kurse angeboten: Zwei PC-Kurse (MS-Office, Excel, Fotoshop und anderes) hauptsächlich für junge Leute, die sich derzeit mit Gelegenheitsjobs für Behörden über Wasser halten. Außerdem finden weiterhin zwei Englischkurse und ein Deutschschnupperkurs statt für Leute, die bei Behörden, Reiseunternehmen oder im Export beschäftigt sind oder sich dort bewerben wollen. Auch die Nähstube mit allem Zubehör wie Geräten, Tischen, Stühlen etc. wurde nach Ezyan gebracht. Beim nächsten Einsatz sollen mit Hilfe von Katrin Bornmüller weitere IS-Opfer dabei unterstützt werden, Läden zu eröffnen.
Wie Khalil Al-Rasho berichtete, wurden am 16. Mai 2022 vier junge Jesiden (darunter einer aus dem Lager Ezyan) verhaftet, die für die PKK zwei schwere Raketen gegen die Türkei in Stellung bringen wollten. Ausgehend von der unsicheren, aussichtslosen Situation in Flüchtlingslagern werbe die PKK aktuell ganz offen unter den Jesiden. In weiteren Angelegenheiten traf sich Khalil Al-Rasho mit dem Bürgermeister von Dohuk und Herrn Dayan, dem Generaldirektor für Flüchtlingsangelegenheiten in Duhok.
Preisverleihung an Katrin Bornmüller und IGFM für humanitäres Engagement
Am Donnerstag, 19. Mai 2022, wurde die IGFM sowie die Ehrenvorsitzende Katrin Bornmüller für ihr besonderes humanitäres Engagement geehrt. Die Preise wurden von der jesidischen Prinzessin, Mayan Hatun, in ihrem Palast in Baadre verliehen. Sie appellierte an alle internationalen Hilfsorganisationen, dass jesidische Flüchtlinge weiterhin auf Hilfe angewiesen seien. Die Preise wurden stellvertretend von Alia, einer Mitarbeiterin der IGFM vor Ort, entgegengenommen.