Salidschon Abdurachmanow

Die IGFM trauert um den gestorbenen Journalisten Salidschon Abdurachmanow.
IGFM trauert um ihren Vertreter der usbekischen Sektion, den ehemaligen politischen
Gefangenen und vielfach ausgezeichneten Journalisten
Salidschon Abdurachmanow
(+28.05.1950 † 26.07.2025)
Berlin / Frankfurt am Main, 29. Juli 2025 – Der usbekische Journalist, Menschenrechtsverteidiger und Vertreter der IGFM-Sektion Usbekistan Salidschon Abdurachmanow ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Die IGFM trauert um ein Urgestein der usbekischen Demokratiebewegung. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und drücken unser tief empfundenes Mitgefühl aus.
Über Jahrzehnte hinweg war Salidschon Abdurachmanow eine der wichtigsten unabhängigen Stimmen seines Landes – mutig, beharrlich und unerschütterlich in seinem Einsatz für Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und die Rechte der karakalpakischen Minderheit.
Salidschon Abdurachmanow wurde wegen seiner kritischen Berichterstattung 2008 unter gefälschten Vorwürfen verhaftet und von dem autokratischen Regime des damaligen Präsidenten Ilham Karimow zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Das drakonische Urteil löste in der internationalen Wertegemeinschaft große Empörung aus und machte ihn damals zu einem der bekanntesten politischen Gefangenen Usbekistans.
2014 wurde er in Abwesenheit mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet. Hierzu Christoph Strässer/MdB, der damalige Beauftrage der deutschen Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe:
„Ich freue mich, … dass die Palm Stiftung heute einen herausragenden Journalisten mit dem diesjährigen Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit auszeichnet… Salidschon Abdurachmanow steht beispielhaft für den mutigen Einsatz für die Meinungs- und Medienfreiheit… Er war bis zu seiner Verhaftung ein unabhängiger Journalist, eine der wenigen kritischen Stimmen in der usbekischen Öffentlichkeit…“
Salidschon Abdurachmanow war ein „passionierter“ Journalist und Menschenrechtsverteidiger und ist es selbst nach zehnjähriger Haft in einem usbekischen Gefängnis, die sein Leben zeichneten, geblieben: „Die Entwicklungen in meinem Land nach meiner Freilassung brachten mich dazu, ein Mikrofon und einen Bleistift in die Hand zu nehmen.“ Das waren seine „Arbeitsinstrumente“.
Um einer erneuten Haft zu entgehen, flüchtete Abdurachmanow 2019 in deutsche Exil und lebte seither in Berlin, wo er für Zehntausende Karakalpaken eine wichtige Stimme blieb und für die internationale Gemeinschaft ein gefragter Experte war: Noch zu Beginn diesen Monats berichtete er in einem IGFM-Webinar anlässlich des dritten Jahrestags der blutigen Niederschlagung der Massenproteste in Karakalpakstan im Juli 2022. Bei der Niederschlagung kam es zu staatlichen Todesschüssen, es waren mindestens 20 Todesopfer zu verzeichnen und viele Oppositionelle wurden zu drakonischen Haftstrafen verurteilt.
Seine Rehabilitierung in Usbekistan war Abdurachmanow stets ein Herzensanliegen, doch diese wurde ihm sowohl unter Präsident Karimow als auch unter dessen Nachfolger Schawkat Mirsijojew verwehrt.
Mit Salidschon Abdurachmanow geht ein Urgestein der usbekischen Demokratiebewegung, ein sehr ehrwürdiger, demütiger und mutiger Menschenrechtsaktivist von uns.
Ruhe in Frieden!