Der Staat duldet und fördert die Diskriminierung von Christen

Michael Meunier wurde 1968 in Ägypten geboren und gehörte dort zur christlichen Minderheit. 1990 wanderte er in die USA aus, wo er an der Virginia Tech University Ingenieurswissenschaften studierte. Meunier ist Experte für Ägypten und den Mittleren Osten, gründete 2003 das „Center for Freedom in the Middle East“, und bereits 1996 die „U.S. Copts Association“, die in den USA mehr als 700.000 ägyptische Christen vertritt und dessen Vorsitz er momentan innehat. Er ist Vorstandsmitglied derFernsehstation Tele-Lumiere/Noursat International, die im Mittleren Osten sendet. 

 

Herr Meunier, Sie sind als Christ in einem islamischen Land aufgewachsen. Haben Sie persönlich dort Diskriminierung oder andere Formen von Benachteiligung erfahren?

Meunier: Selbstverständlich. Ich bin in der südlichen Stadt Abu Qurkas aufgewachsen, wo ein größerer Teil der Christen lebt. Täglich konnte ich die Auswirkungen von Diskriminierung spüren angefangen vom Ausschluss aus dem heimischen Fußballteam bis zum Klassenzimmer, in dem wir (ich und weitere 4 Christen) ganz hinten sitzen mussten, weil der Lehrer nicht ‚jeden Tag als erstes fünf Ungläubigen ins Gesicht schauen‘ wollte.

 

Sie sind 1990 in die USA ausgewandert. Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, Ägypten zu verlassen? 

Meunier: Ich muss sagen, es waren sowohl wirtschaftliche Nöte als auch die Religionsfreiheit, die mich dazu brachten. Wobei wirtschaftliche Not und Mangel an Gelegenheiten ein direktes Ergebnis von Diskriminierung in Ägypten sind. Christliche Jugendliche erhalten so gut wie keine Möglichkeiten, im öffentlichen Sektor voranzukommen. Die ägyptische Regierung verfolgt ausgesprochen diskriminierende Regelungen, was Einstellung oder Beförderung angeht.

 

Wandern immer noch viele Kopten aus?

Meunier: Das liegt natürlich immer bei den Einwanderungsbedingungen der aufnehmenden Länder. Allerdings beobachten wir, dass doch die meisten Kopten auswandern würden, wenn sie könnten. Derzeit ist es sehr schwierig, Einwanderungsvisa zu den meisten entwickelten Ländern zu bekommen. Meine Erfahrung ist, dass Kopten jede Gelegenheit ergreifen auszuwandern, einfach wegen der gesellschaftlichen Schwierigkeiten, die sie täglich erleben müssen.

 

Geht die Verfolgung und Diskriminierung von Christen vom Staat aus oder werden diese Menschenrechtsverletzungen hauptsächlich von islamischen Gruppen begangen, ohne Unterstützung seitens der Regierung?

Meunier: Verfolgung und Diskriminierung in Ägypten geschehen von beiden Seiten. Die ägyptische Regierung kennt verschiedene Gesetze und Praktiken zur strengen Christenverfolgung. Nach der UN-Definition von Diskriminierung macht sich jeder Staat selbst schuldig, der bewusst Verfolgung und Diskriminierung oder auch Belästigungen von Minderheiten toleriert. Ägypten duldet nicht nur diese täglichen Diskriminierungen gegen Christen seitens muslimischer Fanatiker, es fördert sie mittels ägyptischer Gesetze, Richtlinien, Praktiken und staatlich kontrollierter Medien.

 

Können Journalisten in Ägyptens Presse über Menschenrechtsverletzungen, koptische Probleme und Diskriminierung berichten? Wenn ja, gibt es Medien, die auch eine große Zahl von Christen erreicht?

Meunier: Einige unabhängige Zeitungen haben über solche Fälle geschrieben. Allerdings unter selbst auferlegter Zensur, da sie riskieren, geschlossen zu werden oder ihre Journalisten für fiktive Verbrechen, wie z.B. Beschädigung der nationalen Einheit, verurteilt zu werden, sobald sie die rote Linie der Staatssicherheit übertreten. Diese Woche steht eine koptische Journalistin vor dem Staatssicherheits-Gericht, die viele solcher Übergriffe für unsere Webseite aufgegriffen hatte. Man wirft ihr Zusammenarbeit mit ausländischen Organisationen und Regierungen vor, mit dem Ziel die nationale Einheit zu gefährden. Natürlich entbehren diese Vorwürfe jeglicher Grundlage, aber die traurige Wahrheit ist, dass der Gerichtshof sie jederzeit für schuldig erklären und zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilen kann.

 

Gibt es ausländische Zeitungen, Radio- oder Fernsehsender, welche die Bevölkerung Ägyptens empfangen kann und die über das koptische Leben informieren?

Meunier: Es gibt ein paar, die aber nicht stark verbreitet sind und bei der normalen Bevölkerung kaum ankommen. Bei 80 Millionen Einwohnern hat die größte Zeitung Ägyptens eine Auflage von nur einer Million, und das ist die Zeitung der Regierung.

 

Wie kommt es, dass die Scharia in Ägypten dem Rechtssystem zugrunde liegt, wo doch die Religionsfreiheit in einem anderen Artikel derselben Verfassung garantiert ist?

Meunier: Das ist einer der größten Widersprüche in der ägyptischen Verfassung. Ursprünglich war die Verfassung weltlich, ohne Bezüge zu Islam oder Scharia. 1972 hat aber Präsident Sadat – den Saudis zum Gefallen Modifizierungen zur Islamisierung Ägyptens in die Verfassung eingebracht. Eine dieser Ergänzungen war Artikel II, der den Islam zur offiziellen Religion des Landes und die Scharia zur Hauptquelle der Rechtsprechung erklärte.

 

Können Christen ihre Religion frei praktizieren und dürfen sie überall in Ägypten zusammenkommen?

Meunier: Im Allgemeinen können sie sich ungehindert in ihren Kirchen treffen und beten. Sie dürfen aber keine Kirchen renovieren oder neue bauen, und Muslime dürfen nicht zum Christentum konvertieren.

 

Dürfen Muslime nicht ohne Sanktionen zum Christentum konvertieren?

Meunier: Nein. Sobald ein Muslim seine Religion ändert, wird er als Apostat betrachtet. Selbst wenn ein Christ zum Islam übertritt, später aber diesen Schritt bereut, darf er nicht zurück zum Christentum konvertieren. Nach dem Gesetz der Scharia sollen Apostaten getötet werden. Zwar geschieht das in Ägypten nicht, dafür werden Konvertiten aber ins Gefängnis geworfen und über Jahrzehnte gefoltert.

 

Können Christen eine Karriere in der Regierung anstreben?

Meunier: Manche Christen arbeiten für die Regierung, werden aber nicht befördert oder mit ihren muslimischen Kollegen gleichgestellt. Sie erhalten keine Macht-oder Führungsposition. In Ägypten werden die meisten Regierungs- oder Führungspositionen vom Präsidenten oder den Ministern vergeben. Dadurch werden Christen nicht Richter oder Bürgermeister, arbeiten weder bei der Polizei noch in führenden Positionen an Universitäten, bei Zeitungen oder dem Fernsehen. Nur ein Prozent der Christen wird zu Polizei- oder Militärschulen zugelassen. Ebenso nicht zum Ministerium für Sicherheit, des Inneren, der Verteidigung oder Bildung.

 

Haben Kopten auf dem Stellenmarkt oder der Wirtschaft Schwierigkeiten?

Meunier: Kopten, wie auch die muslimische Mehrheit, sind in allen sozioökonomischen Bereichen vertreten und, ebenfalls wie die muslimische Mehrheit, sehen sie sich zunehmend Stellenengpässen innerhalb des gegenwärtigen ägyptischen Wirtschaftssystems gegenüber. Allerdings erleben sie, entgegen anderen Ägyptern, auf dem Stellenmarkt zusätzlich religiöse Diskriminierung.

 

Wie sehen Sie nach den Karrikaturen-Demos und den Missverständnissen über die Papst-Vorlesung in Regensburg die Zukunft der Kopten?

Meunier: Je radikaler die ägyptische Bevölkerung wird, desto deutlicher bringen Geschäftsinhaber, Personal-Manager, Universitätsdekane und andere Autoritäten ihre anti-koptische Einstellung zum Ausdruck, indem sie hoch qualifizierte koptische Kandidaten bei Einstellungen oder Beförderungen einfach übergehen. Selbst einige moderate Muslime haben gegen offensichtliche Diskriminierung protestiert;

z.B. trat Dr. Salem Ahmad Sallam, ein Muslim, im März 2006 von seinem Amt als Chef der Kinderklinik der Universität al-Minia zurück wegen der Weigerung der Universität, eine qualifizierte Ärztin, Dr. Mira Maher Raouf, einzustellen.

 

Unternimmt die Regierung größtmögliche Anstrengungen, die Diskriminierungen zu unterbinden?

Meunier: Internationale Menschenrechtsorganisationen und Regierungenstimmen überein, dass Ägypten nicht genug unternimmt, die Gleichberechtigung aller Ägypter voranzutreiben. Die meisten ägyptischen „Reformen“, die scheinbar den Kopten zugute kommen sind doch kaum mehr als Augenwischerei.
So hat z.B. die ägyptische Regierung vor ein paar Jahren ein Menschenrechtsgremium ins Leben gerufen, das über die Menschenrechtssituation im Land berichten sollte. Die Ironie, dass die ägyptische Regierung ihre eigenen Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, kam bei internationalen Beobachtern durchaus an. Bislang wurden keine Verletzungen von Menschen- oder Bürgerrechten der Kopten berichtet.

Nichtregierungsorganisationen, die es doch gewagt haben, koptische Themen zu dokumentieren oder zu kommentieren, wurden geschlossen oder wegen Gefährdung der nationalen Einheit und Beschmutzen des Rufs Ägyptens gegenüber dem Rest der Welt vor Gericht gestellt.

 

Es soll auch vorkommen, dass die ägyptische Staatssicherheit und Polizei bei anti-koptischen Gewalttaten zusehen und nicht einschreiten?

Meunier: Kontinuierlich haben amerikanische Kopten zahllose Vorfälle polizeilicher und gerichtlicher Vernachlässigung bei Entführung und erzwungener Konvertierung junger koptischer Frauen dokumentiert. In vielen Fällen schienen ägyptische Beamte regelrecht mit den Entführern zusammenzuarbeiten, indem sie den koptischen Eltern den Zugang zu ihren Töchtern verweigerten, deren Aufenthaltsort verschleierten oder von der Verfolgung muslimischer Angreifer abrieten.

 

Wie könnte man das Leben der Kopten verbessern? Was muss am dringendsten verändert werden?

Meunier: Nachdem die Verfolgung und Diskriminierung von Kopten vielfältige Ursachen hat, kann eine isolierte Änderung allein die sich dauernd verschlechternde Situation der Kopten nicht vollständig heilen.

Es gibt aber einige Maßnahmen, die in diesen Zeiten von Extremismus und Polarisierung besonders hilfreich wären, beispielsweise ein Gesetz gegen extremistische Predigten und Hassreden (vergleichbar mit den jüngsten Gesetzen in Großbritannien); hohe Strafen für extremistische Medien, die zu Gewalt aufrufen; eine kompletteÜberarbeitung von Lehrplänen, um diffamierende Bezüge zu Minderheitsregierung und ethnischen Gruppen zu beseitigen, und um die koptische Sprache und Geschichte sowohl als Überlieferung des alten Ägyptens als auch als zeitgenössische Kultur einzuführen; vollständige Abschaffung (nicht nur „Reformierung“) der HamayouniGesetze aus der ottomanischen Ära, die Kirchenbau oder -renovierungen behindern oder oft sogar unterbinden; Multikulturalität und Bürgerrechtstraining bei neuen Mitarbeitern und Studenten; Programme zur Steigerung koptischer Präsenz in Regierung und einflussreichen öffentlichen und privaten Institutionen; unabhängige Untersuchung von Richtern und Gerichten, die anti-koptische Hassverbrechen nicht verfolgen. Alle diese Maßnahmen werden der gesamten ägyptischen Bevölkerung zugute kommen, nicht nur den Kopten. Sie würden den Terrorismus im Lande reduzieren, Wohlwollen und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Segmenten der ägyptischen Gesellschaft fördern.

 

Was können die europäischen Länder, insbesondere Deutschland, tun, um Religionsfreiheit und demokratische Rechte der Kopten zu unterstützen?

Meunier: Europäische und andere westliche Länder müssen ihren beträchtlichen Einfluss gegenüber Präsident Mubaraks Administration geltend machen, um die demokratische Entwicklung und Menschenrechtsreform voranzutreiben. Deutsche Politiker und Rechtsgelehrte müssen gegenüber Präsident Mubarak offen Deutschlands Bedenken äußern bezüglich der Menschenrechtsverletzungen gegen Ägyptens koptische Minderheit. Deutsche Staatsbürger könnten ihren Politikern und Volksvertretern schreiben und auf Intervention ihrer Regierung in der koptischen Menschenrechtskrise dringen-

 

Wie kann die IGFM den Kopten im Allgemeinen und Konvertiten im Besonderen helfen?

Meunier: Mobilisieren Sie Deutsche jeden religiösen und kulturellen Hintergrunds, indem Sie sie über antikoptische Übergriffe aufklären und sie bitten, sich bei ihren politischen Vertretern einzusetzen. Ägypten ist extrem besorgt, um sein Ansehen in der Welt besonders im Hinblick auf die großen Mengen ausländischer Hilfeleistungenfür Ägypten -, und die ägyptische Regierung muss lernen, dass ihre Untätigkeit und/oder Übergriffe gegen Kopten nicht in einem Vakuum geschehen. Moderne Staaten sind zunehmend zögerlich, mit diktatorischen oder unterdrückerischen Regimes zu alliieren, und die IGFM kann den Deutschen helfen, dies gegenüber den deutschen Politikern und Rechtsgelehrten zu unterstreichen.

 

Kopten zahlen Steuern wie auch die Muslime. Ihr Geld wird für muslimische Zwecke ausgegeben. Warum unterstützt Ägypten keine christlichen Institutionen? Warum gibt es z.B. keine christliche Universität im Land?

Meunier: Das gegenwärtige gesellschaftliche und politische Klima in Ägypten würde niemals eine christliche Institution zulassen, die aus Steuergeldern finanziert wird. Ich hatte ja schon erläutert, dass das islamische Recht offizielle Grundlage des ägyptischen Rechts ist. Nicht- oder vorarabische Minderheiten haben keinen Platz in der staatlichen Erziehung, den Medien oder der Gesellschaft.
Ich schlage eindringlich vor, dass Ägypten pluralistischen, multikulturellen Ländern nacheifert wie z.B. Kanada, das per Gesetzgebung keine Religion oder ethnische Gruppe bevorzugt und das religiöse Einrichtungen und öffentliche Gelder getrennt hält. Wenn eine Regierung auf Glauben basierende Initiativen und Institutionen fördern will, dann sollten alle Religionen Mehrheiten und Minderheiten – von einer solchen Unterstützung profitieren.

 

Die IGFM hat Appelle an die Deutsche Regierung gerichtet, die rechtliche Gleichstellung aller Ägypter zu fordern, Kopten gleichberechtigt in öffentlichen Einrichtungen zu repräsentieren, Verbrechen gegen Kopten (Vergewaltigung, Entführung, Zwangskonversion) zu ahnden und alle anti-christlichen Kampagnen an Schulen und Universitäten zu stoppen. Glauben Sie, daß diese Schritte den Kopten helfen, Akzeptanz in der ägyptischen Gesellschaft zu erlangen?

Meunier: Ja, es hilft mehr, wenn nicht-ägyptische Organisationen an ihre eigenen Gesellschaften und Regierungen appellieren, als sich direkt an ägyptische Beamte zu wenden. Die IGFM wird allerdings wohl noch effektiver helfen können, wenn sie die deutsche Bevölkerung zur Mithilfe bewegen kann. Deutsche Politiker werden am besten von deutschen Steuerzahlern überzeugt, dass Menschenrechte im Ausland ihre größte Aufmerksamkeit verlangen.

Die IGFM kann Petitionen, Brief- und eMail-Kampagnen und andere Aktivitäten initiieren, die die deutsche Regierung von der Schwere der Lage der Kopten überzeugen.

Läuft die koptische Kultur und Identität Gefahr, sich wegen des hohen Drucks der islamischen Mehrheit zu verlieren?

Meunier: Wir haben ethno-religiöse Kulturen in anderen Teilen des Mittleren Ostens und Nordafrikas niedergehen gesehen, und, bei der derzeitigen Zunahme von Terrorismus und antikoptischen Hassverbrechen, ist es nicht auszuschließen, daß die koptische Kultur und Identität weiter gefährdet sind. Die hohe Zahl an Emigranten ist ein Beispiel dafür, wie Menschen- und Bürgerrechtsverletzungen die koptische Präsenz in Ägypten vermindern.

Wie schon vorher ausgeführt, müssen Lehrpläne überarbeitet werden. Die Zeichen koptischen linguistischen, kulturellen und gesellschaftlichen Anteils an der ägyptischen Identität sind zu dokumentieren. Geschichtsbücher, die von der Pharaonenzeit direkt zur Eroberung durch die Araber im 6. Jh. übergehen – dabei Hunderte von Jahrenausklammernd, in denen Ägypten ein christliches Land war – das ist, als ignoriere man die Geschichte der Indianer innerhalb der amerikanischen Geschichte. Ägyptische Kinder müssen die verschiedenen Elemente ihrer Geschichte und Identität lernen.

Die Medien tragen genauso viel dazu bei, die koptische Sicht zu unterdrücken. Kopten haben nur sehr beschränkten Zugang zu Medien wie staatliches Fernsehen und Radio. Auch die ägyptische Filmindustrie hat großen Einfluss auf die Öffentlichkeit. Neue Filme gefeierter Regisseure haben Kopten auf verschiedene Art und Weise negativ dargestellt, sie als scheinheilig, abergläubisch oder rückständig porträtiert.

 

Die IGFM erfährt wiederholt von Fällen, in denen Journalisten von ägyptischen Gerichten verurteilt werden, weil sie über Korruption berichtet oder Präsident Mubarak kritisiert haben. Wie beurteilen Sie die Pressefreiheit in Ägypten?

Meunier: Jedes Land, in dem die Regierung Zeitungen zensieren oder schließen oder Leiter privater Medien inhaftieren kann, ist ein Land mit schwerwiegenden Verletzungen journalistischer Freiheit. Sie sprechen aber berechtigterweise auch die Gerichtsbarkeit an, die für Journalisten und andere Bürger ein Problem darstellt.Ägypten braucht dringend unabhängige Medien, die Versäumnisse der ägyptischen Regierung kritisch unter die Lupe nehmen dürfen, und einen neutralen Richter, der nicht der Regierung untersteht und Angst haben muss, auch einmal für reformistische oder oppositionelle Journalisten und Gelehrte zu sprechen.

 

Gibt es eine Selbstzensur der Journalisten? Nehmen Journalisten Abstand von unabhängigen und vollständigen Berichten aus Angst vor Strafe?

Meunier: Wir stellen das immer wieder fest. Nicht nur Journalisten, sondern auch normale Bürger – selbst Kopten, die Diskriminierung und Verfolgung erleiden mussten – spielen die Verletzungen von Menschen- und Bürgerrechten herunter. Viele fürchten zu Recht Vernehmungen, Inhaftierung oder Anklage als „Abweichler“, die die so überaus wichtige nationale Einheit zerstören wollen.

Das mag der Grund dafür sein, warum nicht mehr Journalisten und Gelehrte moderate Muslime und Kopten gleichermaßen – stärker gegen die antikoptische Verfolgen eintreten. Bei so hohem Potential für Gefängnisstrafen oder gar Folter werden nur wenige Journalisten ihre Meinung frei äußern.

Das Interview entstand im April 2007. Die Fragen stellten Martin Lessenthin und Tobias Jacob.

 


(Credit Vorschaubild: Mariam Soliman, Wikipedia Commons CC BY 2.0./ Link: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Riot_police_during_the_2011_Egyptian_Revolution.jpg / zugeschnitten)

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