Revolutionäre in Venezuela und anderswo

Edgar Lamm, Vorsitzender der IGFM-Sektion Deutschland

Als ich in den 1980er Jahren zum ersten Mal Nicaragua besuchte – es war die Zeit der sandinistischen Diktatur -, fielen mir an zahlreichen Straßenkreuzungen in der Hauptstadt Managua merkwürdige Gebilde auf. Es waren übereinander gestapelte Sandsäcke, die eine Art Schießstand darstellten, wie man ihn noch aus alten Filmen kennt, zum Beispiel für den Wachposten vor einer Kaserne. Auf Nachfragen erfuhr ich von offizieller Seite, dass man sich so für den Fall einer US-amerikanischen Intervention wappnen wolle….

Bekanntlich sind die Amerikaner nicht in Nicaragua einmarschiert. Sie hatten vermutlich auch Wichtigeres zu tun, als sich mit einem kleinen mittelamerikanischen Land zu beschäftigen. Und die wackligen Sandburgen an den Straßenkreuzungen hätten sie auch kaum aufgehalten.

An diese Beobachtung muss ich denken, wenn ich heute die Berichte über Venezuela lese. Auch dort rechtfertigen die Machthaber die unsinnigsten Maßnahmen stets mit dem drohenden Einmarsch der USA. Und auch dort wird die „Verteidigung der Revolution“ stets irgendwelchen Komitees mit martialischen Namen übertragen:

In Venezuela heißen sie Unidades de Batalla Bolivar Chávez – UBCH (Kampfeinheiten Bolivar Chávez) oder auch Bolivarische Milizen. In Kuba nennen sie sich Comités de Defensa de la Revolución – CDR (Komitees zur Verteidigung der Revolution). In Ecuador sind es die Comités de la Revolución Ciudadana – CRC (Komitees der Bürgerrevolution). In Nicaragua hießen sie „Turbas diviñas“ (Göttliche Horden) und in der untergegangenen DDR waren es bekanntlich die „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“.

Dabei handelt es sich regelmäßig um bewaffnete Parteiarmeen oder Stasi-ähnliche Spitzelorganisationen. In Venezuela hat der verstorbene Staatspräsident Hugo Chávez den unverzeihlichen Fehler begangen, diese Milizen bis an die Zähne zu bewaffnen. Er wollte damit seine Macht absichern. Auch ein gewisses Misstrauen gegenüber der regulären Armee dürfte eine Rolle gespielt haben.

Die „Kampfeinheiten“ haben zwar getan, was von ihnen erwartet wurde, nämlich regelmäßig oppositionelle Demonstranten niederzuknüppeln. Sie haben ihre Waffen aber vorwiegend für kriminelle Raubzüge jeder Art eingesetzt. Dieses von der PSUV (Partido Socialista Unido de Venezuela – Sozialistische Einheitspartei Venezuelas!)  geförderte Bandenunwesen ist der eigentliche Grund für die ausufernde Kriminalität in Venezuela, das inzwischen zu den unsichersten Staaten der Welt gehört. Genau dagegen richten sich die immer zahlreicheren Demonstrationen der Bevölkerung

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