Wie hilft die IGFM Menschenrechtlern?

Wir fragen Menschenrechtler vor Ort, welche Hilfe sie sich von uns wünschen und was sie brauchen. Das tun wir bereits seit der Gründung der IGFM im Jahr 1972, denn die Hilfe für Menschenrechtler gehört zum Kern der IGFM. Bei uns engagieren sich neben Interessierten und Opfern von Menschenrechtsverletzungen auch Menschenrechtler, die die Arbeit für Menschenrechte – und die Risiken dieser Arbeit – aus eigener Erfahrung kennen.
Die IGFM informiert über die Anliegen von Menschenrechtlern
Das wichtigste Anliegen der allermeisten Menschenrechtler ist es, über die Missstände, gegen die sie kämpfen, zu informieren. Das tut die IGFM durch intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Denn ohne Informationen und Öffentlichkeit lassen sich Probleme nicht lösen. Über Missstände zu informieren ist vielen Menschenrechtsverteidigern daher sogar wichtiger als direkte Hilfe für sie selbst.
Die IGFM erhöht die „Kosten“ für Verhaftungen
Willkürliche Verhaftungen können dem Image von diktatorischen Staaten schaden – wenn das Unrecht international beachtet wird. Das ist den Regierungen dieser Länder nicht bloß unangenehm, sondern kann zu erheblichen Nachteilen für sie führen. Denn großes Aufsehen um Verbrechen, Willkür und Unsicherheit können zu wirtschaftlichen Einbußen führen. Handel, Investitionen, Kreditkonditionen oder Tourismus, Entwicklungshilfe und andere finanzielle Hilfen sollen nicht gefährdet werden. Durch internationale Aufmerksamkeit sind willkürliche Verhaftungen und andere Menschenrechtsverletzungen potentiell mit Kosten verbunden. Viele Regierungen scheinen rational Kosten und „Nutzen“ bei Verhaftungen abzuwägen. Hier können wir ansetzen: Je höher die internationale Aufmerksamkeit ist – und damit das wirtschaftliche Risiko – umso mehr überlegen Diktaturen, ob sich bei weiteren Verhaftungen Aufwand und „Nutzen“ noch lohnen.
Die IGFM hilft Menschenrechtlern in ihrem Heimatland
Die IGFM wendet sich selbst an Entscheidungsträger und Vertreter menschenrechtsverletzender Staaten. Um sie z. B. auf den Bruch ihrer eigenen Gesetze oder die Missachtung völkerrechtlich bindender Verträge hinzuweisen. Oder um Vorschläge für Verbesserungen zu machen. Nicht immer erhält die IGFM persönliche Termine – aber sie wird wahrgenommen. Außerdem appelliert die IGFM an die diplomatischen Vertretungen europäischer Staaten, sich für Menschenrechtler einzusetzen und vermittelt Kontakte. Einige Botschafter nutzen ihre Spielräume und laden Menschenrechtler z. B. zu Veranstaltungen der Botschaften ein. Sie zeigen damit, dass sie die Menschenrechtler kennen und schätzen und sie nicht unbemerkt verhaftet werden können.
Die IGFM unterstützt die Arbeit von Menschenrechtlern vor Ort
Viele menschenrechtsfeindliche Regierungen haben Gesetze erlassen, die eine unabhängige, vor allem aber eine kritische Zivilgesellschaft unmöglich machen sollen. Menschenrechtsorganisationen werden als „Spione“ gebrandmarkt oder auch verboten, wenn sie Fördergelder aus dem Ausland annehmen. In den meisten Ländern gibt es immerhin einige wenige Möglichkeiten, Menschenrechtsverteidiger ganz praktisch und legal zu unterstützen. Das kann eine ausländische Sim-Karte sein, die die Staatssicherheit nicht sofort sperrt und über die ein unabhängiger Journalist mit Medien und Nachrichtenagenturen telefonieren kann. Oder Zugang zu ungefiltertem Internet, ein Laptop oder ein Handy. Je nach Land sind die Bedürfnisse und Möglichkeiten verschieden.
Die IGFM unterstützt auf internationaler Ebene
Die IGFM wendet sich an Politiker und Entscheidungsträger internationaler Organisationen und Gremien, um den Anliegen von Menschenrechtlern Gehör zu verschaffen. Die IGFM spricht mit Abgeordneten aller Ebenen, Regierungsvertretern und Mitarbeitern von Ministerien in Deutschland, innerhalb der Europäischen Union und darüber hinaus. Außerdem mit Vertretern anderer internationaler Institutionen, vor allem der Vereinten Nationen.
Die IGFM gibt Menschenrechtlern ein Forum
Die IGFM ermöglicht es Menschenrechtsverteidigern wann immer möglich, selbst mit Journalisten, Politikern, anderen Entscheidungsträgern und mit Interessierten zu sprechen. Das geschieht durch Veranstaltungen, vor allem aber durch Pressekonferenzen, Pressegespräche, Redaktionsbesuche und durch persönliche Besuche bei Politikern und Parlamenten.
Die IGFM schützt Menschenrechtler wenn sie in Haft sind
Der wirksamste Schutz vor Folter und vor „Verschwinden“ in Haft ist internationale Öffentlichkeit. Die IGFM berichtet daher über politische Gefangene, sie fragt bei der Regierung und den Behörden des Landes nach den Gründen und fordert ihre Freilassung, Kontakt zu ihrem Anwalt und zu Familienangehörigen. Die IGFM schreibt politischen Gefangenen direkt ins Gefängnis, denn für die Haftbedingungen ist das Gefängnispersonal entscheidend. Besonders die Anstaltsleitung und das Wachpersonal müssen wissen, dass die Weltöffentlichkeit am Schicksal eines Gefangenen Anteil nimmt.
Besonders wirkungsvoll ist das IGFM-Programm für „politische Patenschaften“. Die IGFM versucht möglichst viele Abgeordnete dafür zu gewinnen, jeweils einen Menschenrechtsverteidiger zu „adoptieren“ und sich konkret für „ihren“ oder „ihre“ Gefangene einzusetzen. Der Einsatz von Abgeordneten hat besonderes Gewicht. Sehr viele Menschenrechtsverteidiger kamen auf diese Weise vorzeitig frei!
Die IGFM unterstützt Menschenrechtler wenn nötig nach ihrer Flucht
Viele Menschenrechtsverteidiger wollen sogar nach wiederholten Verhaftungen, Misshandlungen und Drohungen in ihrer Heimat bleiben. Sie sehen dort ihren Platz und ihre Lebensaufgabe. Manchmal aber gibt es keine andere Möglichkeit als die Flucht. Wenn es möglich ist, hilft die IGFM dabei Probleme im Gastland zu lösen, z. B. durch Hilfe bei Behörden, Gutachten und praktischer Unterstützung – und natürlich bei der Menschrechtsarbeit aus dem Exil.