Der Dalai Lama feiert am 6. Juli 2021 seinen 86. Geburtstag. Wenig zu feiern gibt es hingegen für die tibetische Bevölkerung, die weiterhin unter der chinesischen Unterdrückung leidet. Jegliche Erinnerung an das spirituelle Oberhaupt oder Zeichen der tibetischen Kultur und Religion werden von der Kommunistischen Partei ausgelöscht.
China löscht jede Erinnerung an spirituelles Oberhaupt aus
Desinformation und Sinisierung verhindern Tibets Selbstbestimmung
Lhasa / Darmsalla / Peking / Frankfurt am Main, 6. Juli 2021: Der heutige 86. Geburtstag des Dalai Lama kann in Tibet nicht frei zelebriert werden. Jegliche Erinnerung oder Feierlichkeiten zu Ehren des Oberhaupts der Tibeter werden von der chinesischen Führung verhindert, wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) erklärt. Desinformation und Sinisierung, Verfolgung und Überwachung prägen stattdessen den Alltag der tibetischen Bevölkerung.
Das Exil des Dalai Lama, welches seit nunmehr 72 Jahren andauert, steht sinnbildlich für die Unterdrückung und Inbesitznahme Tibets durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Die Flucht ins Exil sei die einzige Möglichkeit, offen Kritik am Regime zu äußern, so die IGFM. „Überwachung und Fremdbestimmung sind die traurige Realität für die tibetische Bevölkerung“, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.
Desinformation und Propaganda
Die KPCh führt in Tibet gezielt Desinformationskampagnen gegen den Dalai Lama durch, untermauert durch Propaganda und Huldigungen von Chinas Staatschef Xi Jinping. Es ist verboten, an das geistige Oberhaupt der Tibeter zu erinnern, sein Bild aufzuhängen oder seinen Namen zu erwähnen. Stattdessen müssen in jedem Haushalt und auf allen öffentlichen Plätzen Bildnisse Xi Jinpings aufgehängt werden. Bei Nichtbeachtung drohen harte Strafen, so die IGFM.
Gleichschaltung statt Selbstbestimmung
Die Diskriminierung der Tibeter zeigt sich auch im Verbot der Sprache, der Ausübung der Religion, sowie der Indoktrination in Bildungseinrichtungen und Umerziehungslagern, berichtet die IGFM. Erzwungene Loyalität zur KP diene in dieser Sinisierungsstrategie Chinas als „Ersatzreligion“, um den tibetischen Buddhismus durch die eigene Ideologie zu ersetzen.
Mönche inhaftiert oder verschwunden
Selbst Proteste von Einzelpersonen sowie die vollkommen friedliche und unpolitische Praktizierung des eigenen Glaubens führt für Mönche zu langen Haftstrafen und Folter. Die IGFM weist auf das Schicksal des 29-jährigen Mönchs Rinchen Tsultrim hin, der nach einer kritischen Äußerung im Messengerdienst WeChat im Juli 2019 inhaftiert wurde. Er wurde nach Chengdu, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan verschleppt, mehr als 1200 Kilometer von Lhasa entfernt. Ohne Kontakt zu Familie oder Zugang zu einem Anwalt wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Der IGFM sind weitere, ähnliche Fälle bekannt.
„Tibeter werden seit dem Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee im Jahr 1950 unterdrückt, inhaftiert, gefoltert und teilweise sogar getötet. Für Peking stehen tibetische Sprache, Religion und Kultur der vollständigen Kontrolle über das Land zentral im Wege“, so die IGFM.