Anisha Asadollahi

Die iranische Übersetzerin, Lehrerin und Aktivistin Anisha Asadollahi wurde aufgrund ihres Einsatzes im Arbeitsrecht zu fünf Jahren und acht Monaten verurteilt. Ihre willkürliche Anklage lautete „Versammlung und Absprache gegen die Islamische Republik" und „Propaganda gegen das Regime". Ihr Ehemann, der sie ebenso im Aktivismus unterstützt, wurde ebenfalls verhaftet.
Aktivistin wird zu über drei Jahren Haft verurteilt
Anisha Asadollahi ist die offizielle Übersetzerin des Syndikats der Arbeiter der Busgesellschaft von Teheran und Umgebung („Workers Union of Vahad Company"). Außerdem studierte sie Elektroingenieurwesen und war als Lehrerin tätig. Anisha wurde zusammen mit einer Gruppe von Arbeitsaktivisten und Aktivistinnen im Haus von Mohammed Habibi, einem inhaftierten Lehrer, verhaftet. Es war der 28. April 2023 – nur ein paar Tage vor dem Tag der Arbeit. Sie wurde jedoch zehn Tage später gegen eine Kaution von einer Milliarde Toman vorübergehend freigelassen.
Im Mai 2023 verurteilte das Teheraner Revolutionsgericht unter Vorsitz von Richter Iman Afshari die aktivistische Übersetzerin wegen angeblicher „Versammlung und Absprache" gegen die Islamische Republik zu fünf Jahren und wegen „Propaganda gegen das Regime" zu acht Monaten Haft. Das Berufungsgericht bestätigte in weniger als einem Monat das erste Urteil. Sie wurde am 26. Juli 2023 ins Gefängnis gebracht, um ihre Haftstrafe anzutreten. Am 13. Juni 2024 wurde sowohl ihre, als auch die Haftstrafe ihres Ehemannes und zwei weiterer Aktivistinnen und Aktivisten auf drei Jahre und sieben Monate Gefängnis reduziert, nachdem die Wiederaufnahme des Verfahrens und die erneute Verhandlung in derselben Branche akzeptiert wurde. Anisha wurde aufgrund der Teilnahme an Arbeitskundgebungen bereits mehrfach festgenommen und verurteilt.
Unterdrückung von friedlichen Arbeitsrechtaktivisten
Anishas Ehemann, der Schriftsteller Keyvan Mohtadi, sitzt derzeit ebenso aufgrund seiner friedlichen Engagements im Gefängnis. Das Ehepaar stellte sich gegen das repressive, menschenrechtsfeindliche Regime und muss dafür eine Strafe verbüßen. Im Juli 2023 wurde ein Video von Anishas Mutter veröffentlicht, worin sie ihre Besorgnis um das Paar bekundete und die Medien aufforderte, sich für die sofortige und bedingungslose Freilassung ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes einzusetzen.
„Warum verhaften Sie die besten Köpfe des Landes, um Ihre eigene Unfähigkeit und Inkompetenz zu kompensieren? Die einzigen Verbrechen unserer Kinder sind Humanismus und Patriotismus. Ich bitte Sie alle, unsere Stimme zu sein. Ich danke Ihnen."
Wegen der Verhaftung und Inhaftierung von Verfechterinnen und Verfechtern der Rechte von Lehrkräften und der gewaltsamen Unterdrückung friedlicher Arbeitsrechtsaktivistischen Personen haben 2.000 Unterzeichnende aus dem Iran und der ganzen Welt die Internationale Arbeitsorganisation aufgefordert, die Mitgliedschaft des Irans aufzuheben.
Berichten zufolge, wurde Anisha Asadollahi im Gefängnis von Versammlungen ausgeschlossen, nachdem sie im Gefängnis den Slogan „Frau, Leben, Freiheit" rief. Anisha skandierte den Slogan bei der Versammlung des Frauengefängnisses anlässlich des Journalistentags. Zudem wurde sie mit einem Besuchsverbot belegt und ein Treffen mit ihrem Ehemann Keyvan Mohtadi wurde ihr verweigert.
Die Islamische Republik Iran übt großen Druck auf Aktivisten und Aktivistinnen von Gewerkschaften und Berufsverbänden aus und gehen mit außerordentlicher Willkür gegen sie vor.
Im September 2024 wurde bekannt, dass Anisha Asadollahis Ehemann Keyvan Mohtadi freigelassen wurde.
Stand: September 2024