Egor Balasejkin

Egor Balasejkin wurde im Februar 2023 festgenommen, nachdem er versucht hatte, einen selbstgebastelten Molotow-Cocktail auf ein Militärgebäude zu werfen. Ein Gericht verurteilte ihn zu sechs Jahren Gefängnis, ohne Rücksicht darauf, dass Egor unter einer schweren Krankheit leidet. Fotos: Telegram
Schwerkranker Jugendlicher zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt
Egor Balasejkin wurde am 4. August 2006 geboren und kommt aus der Nähe von St. Petersburg. Er ist ein ausgezeichneter Schüler und war vor seiner Festnahme in keiner Weise mit dem Gesetz in Konflikt getreten. Im Februar 2023 wurde Egor festgenommen, nachdem er versucht hatte, ein militärisches Einberufungsgebäude zu beschädigen. Ein Gericht verurteilte ihn am 22. November 2023 wegen einer „versuchten terroristischen Handlung“ zu sechs Jahren Gefängnis. Egor befand sich seit dem 17. Juli 2024 in der Jugendvollzugsanstalt Archangelsk im Bezirk Primorje. Am 11. November 2024 wurde er in das Gefängnis IK-5 in Metallostroy nahe St. Petersburg verlegt. Die Verteidigung will gegen das Urteil in Berufung gehen.
Festnahme und Verurteilung
Am 28. Februar 2023 wurde Egor Balasejkin von der Polizei festgenommen, nachdem er versucht hatte, seinen selbstgebastelten Molotow-Cocktail auf das Gebäude des Einberufungsamtes in der Stadt Kirowsk zu werfen. Die Flasche zerbrach, aber fing kein Feuer und es wurde nichts beschädigt. Im Zuge seiner Verhaftung durchsuchten Beamte die Wohnungen seiner Familie und beschlagnahmten einige Gegenstände. Die Behörden eröffneten zunächst ein Strafverfahren wegen der „vorsätzlichen Zerstörung oder Beschädigung von Eigentum“ gemäß Art. 167 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation gegen Egor. Nach einer ersten Vernehmung wurde der Vorfall jedoch als „terroristischer Akt“ (Art. 205, Teil 1 StGB der Russischen Föderation) eingestuft.
Der Prozess gegen Egor begann am 23. Oktober 2023 im 2. Militärgericht des westlichen Bezirks in St. Petersburg. Vor Gericht gab Egor zu, die Flasche auf die Gebäude des Einberufungsamtes geworfen zu haben, beteuerte aber, dass die Aktion nicht gegen Menschen gerichtet war. Laut eigenen Aussagen habe er dies aber nicht aus terroristischen Absichten getan, sondern als symbolische Protestaktion gegen den Tod von Menschen in der Ukraine. Das Gericht, bestehend aus Andrej Morosow, Andrej Pruschnikow und Konstantin Repeta, verurteilte Egor Balasejkin am 22. November 2023 zu sechs Jahren Haft. Die Staatsanwaltschaft des Leningrader Gebiets wurde vor Gericht durch Wladimir Michailow vertreten.
Prozess
Nach der Untersuchungshaft befindet sich Egor seit dem 17. Juli 2024 in der Jugendvollzugsanstalt Archangelsk. Egor Balasejkin hat am 20. August 2024 das erste Mal mit seinen Eltern per Videoanruf telefoniert und darin von seinem Leben im Gefängnis berichtet. Am 3. September 2024 fand eine Gerichtsverhandlung statt, bei der entschieden werden sollte, ob Egor bis zu seinem 19. Geburtstag in einer Jugendvollzugsanstalt bleibt oder ob er in ein Gefängnis verlegt wird. Während der Prüfung der Fallunterlagen stellte sich heraus, dass es keine Unterlagen zu Egors Gesundheitssituation gab. Auf Antrag der Verteidigung werden diese Unterlagen nun angefordert und die Anhörung wurde auf den 9. September 2024 verschoben.
Bei der Anhörung am 9. September 2024 hat das Gericht entschieden, dass Egor in ein Gefängnis für Erwachsene verlegt werden soll. Am 11. November 2024 wurde er in das Gefängnis IK-5 in Metallostroy nahe St. Petersburg verlegt.
Gesundheitliche Situation
Die Inhaftierung stellt für Egor aufgrund seiner schweren Erkrankung eine besonders prekäre Situation dar. Er leidet an Autoimmunhepatitis und muss lebenswichtige Medikamente zu sich nehmen. Autoimmunhepatitis ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die die Leber angreift und zu Fibrosen führt. Leberfibrosen sind ab einem gewissen Stadium unheilbar und die Lebensdauer beträgt dann nur noch max. fünf Jahre. Aufgrund seiner Krankheit ist Egor haftunfähig und muss unbedingt entlassen werden. Die Verlegung in das Gefängnis IK-5 in Metallostroy und andauernde Inhaftierung setzen Egor weiterhin zu und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend. Berichten zufolge kann er aufgrund seiner Krankheit das Essen nicht mehr richtig verdauen und leidet unter ständigem Erbrechen, Magenschmerzen und Kreislaufproblemen. Seine Eltern berichten, dass sich bei Egor darüber hinaus erneut eine Wirbelsäulenverkrümmung abzeichnet.
Am 22. September 2025 wurde Egor zu einer geplanten Untersuchung für das nächste Jahr in das interregionale Gefängniskrankenhaus F.P. Gaaz in St. Petersburg verlegt. Dort sollen geplante Untersuchungen stattfinden und erforderliche Unterlagen beschafft werden, um den Grad seiner Behinderung festzustellen.
Stand: September 2025


