Leanid Marozau

Der belarusische Jurist, Leanid Marozau, berichtet in Vertretung von Svitlana Tichanowskaja, gewählte Präsidentin von Belarus, auf der 53. Jahrestagung der IGFM im März 2025 in Bonn über die Lage der über 1.200 politischen Gefangenen des Lukaschenko-Regimes.
„In Belarus geht der Kampf um Würde“
Bonn, 29. März 2025
Sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Mitglieder der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte,
es ist mir eine Ehre, heute im Namen von Sviatlana Tsikhanouskaya, der gewählten Präsidentin von Belarus, Ihnen zu begrüßen. Ich spreche der IGFM ihren aufrichtigen Dank dafür aus, dass sie sich unermüdlich für die Menschenrechte einsetzt und an der Seite derjenigen steht, die mutig gegen totalitäre Regime kämpfen.
In Belarus geht der Kampf um Würde, Gerechtigkeit und Demokratie weiter. Tausende werden nach wie vor inhaftiert, verbannt oder zum Schweigen gebracht, nur weil sie die Grundfreiheiten fordern, die das Geburtsrecht aller Menschen sein sollten. Das belarussische Volk hat unglaubliche Widerstandskraft bewiesen, und sein Kampf gilt nicht nur seiner eigenen Zukunft, sondern auch den Werten, die uns alle vereinen – Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde.
Zur vollständigen Rede von Leanid Marozau
In diesem Jahr hat die IGFM beschlossen, die Stärke mutiger Einzelpersonen hervorzuheben, die sich gegen totalitäre Strukturen stellen. Das belarusische Volk und viele andere Menschen auf der ganzen Welt sind der Beweis dafür, dass Mut der Tyrannei trotzen kann und dass selbst in den dunkelsten Zeiten die Forderung nach Gerechtigkeit nicht verblasst.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass es heute 1.203 politische Gefangene gibt. Einige der politischen Gefangenen werden vom Regime in strenger Isolation gehalten. Ihnen wird das Recht auf Korrespondenz, Telefonate und Besuche, auch von Anwälten, vorenthalten. Und wir alle wissen, dass eine längere Isolationshaft die Ausübung von Folter begünstigen und an sich schon eine Form grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder sogar Folter darstellen kann. Ein Bericht der Gruppe unabhängiger Experten zur Lage der Menschenrechte in Belarus vom Februar enthält weitere Beweise für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die das Lukaschenko-Regime seit 2020 begangen hat.

Leanid Marozau, Legal Advisor
Wir sind dankbar für die Solidarität und Unterstützung von Organisationen wie der IGFM, die unsere Stimmen verstärken, Ungerechtigkeiten aufdecken und dazu beitragen, dass die Verantwortlichen für Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden.
Belarus bleibt eine Bewährungsprobe für die internationale Gemeinschaft. Wenn die Demokratie siegen und die Rechtsstaatlichkeit wiederhergestellt werden soll, müssen wir unsere gemeinsamen Anstrengungen fortsetzen – durch Fürsprache, rechtliche Rechenschaftspflicht und anhaltenden internationalen Druck.
Im Namen von Swetlana Tichanowskaja und allen Belarusen, die für die Freiheit kämpfen, danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung, dafür, dass Sie uns zur Seite stehen und dafür, dass Sie beweisen, dass Menschenrechte keine Grenzen kennen. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass die Gerechtigkeit siegt.
Vielen Dank.