LICHTERKETTE FÜR VERFOLGTE CHRISTEN

Circa 100 Menschen schlossen sich unserer Lichterkette an und forderten die Freiheit aller verfolgten Christen. Hunderte Menschen nahmen an der von der IGFM organisierten und von der Evangelischen Allianz Hamburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Hamburg unterstützten Veranstaltung teil. Bild: Burkhardt Müller-Sönksen.
Zur Unterstützung verfolgter Christen
Lichterkette der IGFM gegen Christenverfolgung am 20. November 2021
Am 20. November 2021 veranstaltete die IGFM-Arbeitsgruppe Hamburg die jährliche Lichterkette für Religionsfreiheit und gegen Christenverfolgung. Circa 100 Personen aus Hamburg und Umgebung kamen zusammen um sich für diejenigen einzusetzen, die aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit in Pakistan und im Iran massiver Verfolgung und Unterdrückung ausgesetzt sind. Mit einem Grußwort des nigerianischen katholischen Prälaten Prof. Obiora Ike begann die Veranstaltung am Ida-Ehre-Platz in der Hansestadt, die aufgrund der Bühne, sowie den mitgebrachten Transparenten und Westen bereits von weitem gut zu erkennen war. Aus Frankfurt (Main) war IGFM-Referentin für Religionsfreiheit, Michaela Koller, angereist, die unterstützt von vielen weiteren Rednern für ein kontinuierliches Engagement für Religionsfreiheit warb. Zu den weiteren Referenten zählten u.a. Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) und Jürgen Klimke (CDU), die beide ehemals dem Menschenrechtsausschuss des Deutschen angehörten sowie Hans-Jürgen Abromeit, ev.-luth. Bischof em. in Mecklenburg und Pommern.
Dass der Einsatz für Religionsfreiheit auch eine ganz konkrete Hilfe für Verfolgte bedeutet, veranschaulichte Michaela Koller eindrucksvoll am Beispiel Pakistan. Sie finden daher hier eine leicht angepasste Version ihres Redebeitrages:

Michaela Koller, IGFM-Referentin für Religionsfreiheit
Zu Lasten der Schwächsten, der religiösen Minderheiten, darunter viele Arme, gewinnt in Pakistan der radikale politische Islam immer mehr an Boden. Radikalislamische Gruppen wachsen in dem südasiatischen Land wie Pilze aus dem Boden und locken die Jugend an.
Es hat sich sogar eine Partei gegründet, deren Anhänger sich hauptsächlich der Verfolgung Andersdenkender verschrieben haben. Die Anhänger legten schon mit gewaltsamen Streiks das gesamte Land lahm. Wutentbrannt riefen sie schon zur Hinrichtung Asia Bibis auf, der pakistanischen Christin und fünffachen Familienmutter, für die sich in den vergangenen Jahren weltweit Menschen eingesetzt haben. Dank des öffentlichen Drucks, zu dem auch Veranstaltungen wie diese beigetragen haben, wurde sie schließlich freigelassen und durfte nach Kanada auswandern.
Der Erfolg internationaler Menschenrechtsorganisationen in dieser Sache hat die Anhänger dieser Partei noch wütender gemacht und wiederholt zeigten sie seither andere, vor allem junge Menschen, wegen angeblicher Gotteslästerung an. Auch die Verschleppungen, wie im Fall Maira Shahbaz, gehen vielfach auf das Konto solcher Radikalen. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte setzt sich für Gerechtigkeit in diesem Fall ein, für eine Wende in diesem Schicksal. Maira Shabaz ist vor ihrem Entführer geflohen und hält sich derzeit mit ihrer Familie versteckt. Bereits im zarten Alter von 14 Jahren wurde sie zur Prostitution gezwungen und jetzt lebt sie in Angst vor einem Lynchmord.

Maira Shabaz
Oftmals werden wir gefragt, was denn für die verfolgten Christen getan werden kann, gerade auch in solchen verfahrenen Fällen, in denen man aufgrund solcher Gerichtsurteile anscheinend machtlos zusehen muss. Hier kann ganz konkret mit einer Unterschrift geholfen werden. Die IGFM unterstützt aber auch die Angehörigen solcher Opfer, wenn sie im Versteck nicht mehr ihrem Broterwerb nachgehen können, oder hilft, die Gerichtsprozesse für die Opfer zu finanzieren.
In diesem Sommer hat uns die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony die glückliche Wiedervereinigung der 15-jährigen Sadaf Amir mit ihren Eltern melden können. Die IGFM unterstützte Anthony bei ihrem Einsatz für das Mädchen vor Gericht, wo sie nun den Erfolg erreichte. Sadaf Amir war als 13-jährige 2019 aus ihrem Haus im Süden der pakistanischen Provinz Punjab entführt und zwangsislamisiert worden. Der Täter, der einer einflussreichen islamischen Familie entstammt, wähnte sich in Sicherheit. Er behauptete, das Mädchen sei schon im heiratsfähigen Alter, wehrte sich aber, Sadaf zwecks Altersbestimmung medizinisch untersuchen zu lassen. Die zweite Gerichtsinstanz, der High Court in Bahalwalpur, erlaubte immerhin ihre Rückkehr ins Elternhaus. Die Familie des Opfers möchte jetzt seine Bestrafung erreichen.
Hinter diesen Verschleppungen stecken oftmals Islamisten. Sie werden von interessierten Kreisen religiös gerechtfertigt – sind also ein heißes Eisen. Laut offizieller Stellen ereignen sich hunderte solcher Verschleppungen und Zwangsheiraten jedes Jahr; 18 Prozent der Bräute in Pakistan sind jünger als 18 Jahre alt und vier Prozent sind sogar erst 14 Jahre alt oder noch jünger. Mit dem „Gesetz zur Einschränkung der Kinder-Ehe“ will die Regierung dem Missstand begegnen. Dies reicht aber offenbar nicht aus. Darum haben Menschenrechtsinitiativen weltweit auf die Annahme eines Gesetzesentwurfs gegen die Mädchenentführungen und den Glaubenszwang gehofft. Er sah unter anderem die Anhebung des Mindestheiratsalters für Mädchen vor, aber auch die Ausweispflicht bei Eheschließung. So sollten Hürden aufgebaut werden und die Taten sollten auf diese Weise leichter geahndet werden können. Doch die pakistanische Regierung wischte die längst überfällige Initiative Ende September 2021 vom Tisch und zerschmetterte damit die Hoffnung all derer, die sich für religiöse Minderheiten im Land stark machen.

Viele Menschen haben sich der IGFM angeschlossen, um die Freiheit für die verfolgten Christen in der Welt zu fordern
Auch hier waren radikale Muslime gegen den Entwurf Sturm gelaufen und brandmarkten ihn als anti-islamisch. Der Regierungsberater für religiöse Harmonie, Tahir Mehmood Ashrafi, bezeichnete den Text als „gegen den Koran“ gerichtet. Auf diese Weise stellt er Menschenrechtsverletzungen unter Schutz und provoziert Nachahmung.
Das bedeutet etwa für hinduistische und christliche Familien, die ihre Töchter nicht mit dem Auto zur Schule fahren können, dass sie täglich um ihre Kinder bangen müssen. Die IGFM berichtete bereits mehrfach über Einzelfälle, in denen sie geholfen hat. Wir werden auch künftig über solche Schicksale die Öffentlichkeit informieren und zum Einsatz gegen solche Missstände aufrufen.