Tausende Jesiden fliehen

Militäroperation irakischer Regierungstruppen löst Fluchtbewegung aus Tausende Jesiden fliehen wie im Jahr 2014 – IGFM unterstützt Opfer vor Ort

Auf den zwei Screenshots links sind irakische Soldaten und Panzer zu sehen. Rechts zu sehen, Khalil Al-Rasho, der am 3. Mai 2022 im Camp Esyan eine aus Shingal geflohene Familie interviewte. Allein in das nordirakisch-kurdische Selbstverwaltungsgebiet sind bereits über 700 Familien bzw. über 4.000 Menschen geflohen, berichtet die IGFM, die vor Ort Hilfsprojekte betreibt.

IGFM: Militäroperation irakischer Regierungstruppen löst Fluchtbewegung aus

Tausende Jesiden fliehen wie im Jahr 2014 – IGFM unterstützt Opfer vor Ort

Frankfurt, 3. Mai 2022 – Einheiten der irakischen Zentralregierung greifen seit dem 1. Mai jesidische Städte und Ortschaften in Nord-Shingal an, dem Siedlungsgebiet der jesidisch-kurdischen Minderheit. Tausende Menschen fliehen vor den Kampfhandlungen und haben die Region rund um die Städte Sinun (Sinunêund Digure (Digurê) verlassen. Allein in das nordirakisch-kurdische Selbstverwaltungsgebiet sind bereits über 700 Familien bzw. über 4.000 Menschen geflohen, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), die vor Ort Hilfsprojekte betreibt. Die IGFM fordert die irakische Regierung auf, ihre Angriffe sofort einzustellen, sich zurückzuziehen und die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. 

Bis heute Morgen (3. Mai) haben 701 Familien mit über 3.900 Personen das nordirakisch-kurdische Selbstverwaltungsgebiet erreicht. Weitere Menschen fliehen nach Mossul oder zu Familienmitgliedern. Die Kampfhandlungen der Truppen der irakischen Zentralregierung richten sich gegen die Asayîşa Êzîdxanê (Sicherheitskräfte der Selbstverwaltung) und die Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ), welche von einigen als PKK-nah eingestuft werden. Beim Angriff wurden auch schwere Waffen eingesetzt. Die IGFM betrachtet den Angriff der irakischen Armee mit höchster Sorge, denn nach dem Überfall der IS-Milizen waren viele ehemalige Einwohner Shingals erst wieder zurückgekehrt. Die Bemühungen der letzten Jahre und die Hilfe der internationalen Gemeinschaft in Folge des Genozids gegen die Jesiden sieht die IGFM elementar gefährdet.  Es ist zu befürchten, dass die Einwohner die Gegend für immer verlassen.

Shingal ist die Heimatregion der religiös-ethnischen Minderheit der Jesiden. „Beim systematischen Vernichtungsfeldzug des IS wurden im August 2014 Tausende Männer Shingals ermordet, Frauen und Kinder vergewaltigt, gefoltert und in die Sklaverei entführt. Unter Todesandrohung wurden damals viele Nichtmuslime zur Konvertierung zum Islam gezwungen. Zahlreiche Friedhöfe, Heiligtümer und Häuser der Bewohner Shingals wurden durch den IS zerstört und geplündert.“, so IGFM-Mitarbeiter Khalil Al-Rasho, Leiter der Humanitären Hilfe Nahost der IGFM.

In der Region um Duhok entstanden bis heute 27 Flüchtlingslager, in denen auch viele jesidische Frauen mit Kindern und Waisenkinder Zuflucht gefunden haben. Die IGFM engagiert sich vor Ort weiterhin durch zahlreiche Projekte und Hilfsaktionen.

Teilen Sie diesen Beitrag!

Nach oben