Pakistan: Ermordet aufgrund ihres Glaubens

Verfolgung von religiösen Minderheiten in Pakistan. Symbolbild: Zwei Christen aus Pakistan, die von der Polizei willkürlich verhaftet und misshandelt wurden.
Pakistan: Ermordet aufgrund ihres Glaubens
15 Jahre nach den Lahore-Anschlägen
Gewalt gegen Gläubige in Pakistan mahnt zum Handeln
Frankfurt am Main, 28. Mai 2025 – Am heutigen Tag jähren sich die bislang tödlichsten Anschläge auf die Ahmadiyya Muslim Gemeinde in Pakistan zum 15. Mal. Bei koordinierten Terrorangriffen auf zwei Moscheen der Religionsgemeinschaft in Lahore wurden am 28. Mai 2010 während des Freitagsgebets 94 Gläubige getötet und über 120 schwer verletzt. Heute ist die Glaubensgemeinschaft weiterhin systematischer Diskriminierung und Gewalt in Pakistan ausgesetzt, kritisiert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Wie auch Angehörige des christlichen Glaubens sind Ahmadi-Muslime in Pakistan regelmäßig Opfer von Gewalt durch islamistische Gruppen und Hasspredigern. Die IGFM ruft die pakistanische Regierung zum Schutz aller von Gewalt bedrohten religiösen Gruppen auf.
Die islamistische Gruppierung Tehrik-e-Taliban Pakistan bekannte sich zu den Angriffen von Lahore und wurde von den Behörden für das Massaker verantwortlich gemacht. In einer verstörenden Nachricht an pakistanische Medien drohten die Täter weiteren Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinschaft mit dem Tod, sollten sie das Land nicht verlassen. Auch gegen Christen richtete sich bereits islamistischer Terror in Lahore. Am 15. März 2015 verübten die Taliban in der ostpakistanischen Stadt zwei Selbstmordanschläge auf Kirchen und töteten dabei mindestens 14 Menschen, berichtet die IGFM.
Systematische Verfolgung seit Jahrzehnten
Seit Jahrzehnten sehen sich Ahmadiyya-Muslime in Pakistan systematischer Verfolgung, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt – durch staatliche Gesetze und durch gewaltbereite religiöse Extremisten und Menschen, die diesen Gehör schenken. Allein im vergangenen Monat wurden drei Ahmadi-Muslime aufgrund ihres Glaubens getötet. Vertreter der Religionsgemeinschaft kritisieren die Straflosigkeit für diese Hassverbrechen sowie das Versagen der Rechtstaatlichkeit, welche Täter zu weiteren Übergriffen ermutigt.
Neben der gesetzlich verankerten Diskriminierung durch die pakistanische Verfassung und der sogenannten Blasphemiegesetze ist die Situation für Ahmadi-Muslime in Pakistan prekär. Im Jahr 1974 wurde die Ahmadiyya Muslim Gemeinschaft in Pakistan durch eine Verfassungsänderung offiziell zu „Nicht-Muslimen“ erklärt, 1984 folgte ein Gesetz, das Ahmadiyya-Muslimen untersagt, sich als Muslime zu bezeichnen oder ihre Glaubenspraktiken öffentlich auszuüben.
Mit Blasphemiegesetzen gegen Religionsfreiheit
Blasphemie-Vorwürfe gehen in Pakistan nach Angaben der IGFM häufig mit Gewalt und Lynchmorden an Verdächtigen einher, hiervon sind insbesondere Christen und Ahmadi-Muslime betroffen. Zwischen 1985 und Dezember 2021 wurden rund 2.000 Personen aufgrund falscher Anschuldigungen wegen Blasphemie angeklagt. Mindestens 84 Verfolgte wurden in dieser Zeit ermordet, nachdem sie der Blasphemie beschuldigt worden waren. Häufig werden Blasphemie-Fälle zwischen den Richtern hin und her geschoben, weil sie Angst vor den Islamisten haben. Verfolgte wurden in dieser Zeit ermordet, nachdem sie der Blasphemie beschuldigt worden waren.