Tag der nordkoreanischen Geflüchteten

In Nordkorea kommt es vor, dass ganze Familien für Verbrechen verurteilt werden, die als politisch oder entgegen der nordkoreanischen Staatsideologie angesehen werden. Ohne Rechtsverfahren und die Möglichkeit sich zu verteidigen, werden sie dann in politische Gefangenenlager gebracht.
Nordkorea: Ganze Familien für „antirevolutionäre Verbrechen“ bestraft
IGFM macht zum Tag der nordkoreanischen Geflüchteten am 14. Juli auf dramatische Menschenrechtssituation in Nordkorea aufmerksam
Pjöngjang/ Frankfurt am Main, 12. Juli 2024 – Generationelle Bestrafung: In Nordkorea werden ganze Familien für Verbrechen verurteilt, die als politisch oder entgegen der nordkoreanischen Staatsideologie angesehen werden. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weist anlässlich des Tages der nordkoreanischen Flüchtlinge am 14. Juli daraufhin, dass in Nordkorea Menschen wegen der Flucht oder wegen des Fluchtversuchs eines Familienangehörigen bestraft werden. Mehr als 34.000 nordkoreanische Überläufer leben derzeit in Südkorea. Die in Frankfurt ansässige Organisation fordert die Weltgemeinschaft auf, die dramatische Menschenrechtslage im abgeschotteten Staat nicht zu vergessen und den Druck auf das Regime von Kim Jong-un zu erhöhen.
„In Diktaturen ist es weit verbreitet, dass Personen für vermeintliche Vergehen ihrer Familienmitglieder mitverurteilt werden. Das Ausmaß der Bestrafung von unschuldigen Nordkoreanern für „antirevolutionäre Verbrechen“ ist schockierend und die Praxis dieser Sippenhaft muss öffentlich gemacht werden. Wir fordern besonders die Bundesregierung und die Europäische Union auf, alle politischen Mittel auszuschöpfen, um den Menschen in Nordkorea zu helfen“, erklärt Edgar Lamm, Vorsitzender der IGFM.
Folter in politischen Gefangenenlagern
Wie die Nordkorea-Experten der IGFM berichten, sind in dem totalitären Staat die häufigsten Gründe für eine „generationelle Bestrafung“ die Flucht oder der Fluchtversuch eines Familienmitglieds nach Südkorea, das Verschwinden eines Familienmitglieds mit Verdacht auf Flucht, die forcierte Rücksiedlung eines nordkoreanischen Staatsbürgers aus China sowie die Verteilung oder Konsumierung von ausländischen – besonders südkoreanischen – Medien. Ganze Familien werden dann, ohne Rechtsverfahren und die Möglichkeit sich zu verteidigen, in ein politisches Gefangenenlager gebracht. Oftmals wissen sie gar nicht, was ihnen zur Last gelegt wird. Nach Aussagen von Zeugen werden sie dort gefoltert, um sie zu falschen Geständnissen zu zwingen.
Das Drei-Generationen-Strafsystem
Wie die IGFM berichtet, bezieht sich die Praxis der Bestrafung von mehreren – meist drei – Generationen einer Familie in der Regel nur auf die direkte Blutlinie. So werden Großeltern, Eltern, Geschwister und Kinder mit bestraft, entfernte Verwandte bleiben aber größtenteils verschont. Die Menschenrechtsexperten haben von Fällen erfahren, in denen es Familienmitgliedern zum Beispiel durch das Einheiraten in eine andere Familie gelungen ist, dieser grausamen Strafpraxis zu entkommen. Während dieses „Drei-Generationen-Strafsystem“ kein offizielles Gesetz und eigentlich eine Verletzung des Strafgesetzbuches von Nordkorea ist, wird die weitverbreitete Praxis in Nordkorea aber vom Regime befürwortet. So sollen Kritiker generationenübergreifend ausgemerzt werden. Das Verfahren hat seinen Ursprung in den Jahren unmittelbar nach dem Ende des Koreakrieges. Während dieser Jahre wurden ganze Familien der politischen oder religiösen Opposition in politische Gefangenenlager verschleppt oder sogar hingerichtet. Bis in die 1970er oder 1980er Jahre wurden Familien verfolgt, deren Vorfahren während des Koreakrieges nach Südkorea geflüchtet waren.