Taher Ghadirian

Der iranische Umweltaktivist Taher Ghadirian wird willkürlich im Iran gefangen gehalten.

Der Wildtierbiologe Taher Ghadirian befand sich über sechs Jahre in Gefangenschaft, nachdem er im Januar 2018 wegen „Spionage“ von islamischen Revolutionsgardisten verhaftet wurde. Am 9. April 2024 wurde er endlich frei gelassen. Zuvor wurde er und sieben weitere UmweltaktivitInnen jeweils zu vier bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Anfang 2018 verschärfte die Islamische Republik die systematische Verfolgung von UmweltschützerInnen. Insgesamt verhafteten die iranischen Behörden allein im Jahr 2018 landesweit über 50 UmweltschützerInnen.

Iranischer Umweltschützer wird nach sechs Jahren Gefangenschaft freigelassen

Taher Ghadirian ist ein Umweltaktivist und Wildtierbiologe. Wegen seines Engagements befand er sich sechs Jahre lang in Gefangenschaft, bevor er am 9. April 2024 endlich freigelassen wurde! Zuvor wurde er am 25. Januar 2018 wegen „Spionage“ von Islamischen Revolutionsgarden inhaftiert. Rund zwei Jahre lang war er im Evin-Gefängnis in Teheran psychischer und physischer Folter ausgesetzt, bis das Teheraner Revolutionsgericht ihn am 20. November 2019 zu acht Jahren Gefängnis verurteilte. Am 18. Februar 2020 wurde seine Haftstrafe unter dem Vorwurf „Mit dem feindlichen Staat USA zusammengearbeitet zu haben“, bestätigt.

Verurteilung und Haftbedingungen

Taher Ghadirians erste Gerichtsverhandlung fand im Februar 2018 statt. Er und acht weitere Mitglieder der Persian Wildlife Heritage Foundation, die an dem internationalen Naturschutzprojekt Endangered Species of Iran Cheetah mitwirkten, wurden inhaftiert, weil sie in Wildgebieten Kameras zur Beobachtung von Geparden installiert hatten. Alle Umweltschützer, die an dem internationalen Naturschutzprojekt mitgewirkt hatten, wurden zunächst wegen „Spionage von Militäranlagen unter dem Deckmantel des Umweltschutzes“ angeklagt, was Proteste sowohl innerhalb als auch außerhalb des Iran hervorrief. Sogar der Geheimdienstminister und der Leiter der iranischen Umweltschutzbehörde verneinten die Möglichkeit von Spionage durch die Forscher. Im November 2019 wurden die UmweltschützerInnen zu Gefängnisstrafen zwischen vier und zehn Jahren verurteilt. Vom 5. bis zum 11. August 2019 trat Taher Ghadirian, gemeinsam mit vier weiteren Umweltschützern, aus Protest gegen ihre langfristige und rechtswidrige Inhaftierung in einen Hungerstreik.

Die Umweltschützer hatten seit ihrer Inhaftierung im Januar 2018 kaum Zugang zu anwaltlicher Hilfe. Sie wurden lediglich mündlich über die Urteile vom 20. November 2019 informiert. Dies ist eine gängige Praxis in politisch motivierten Fällen im Iran – die Behörden gewährleisten bei unbegründeten Anschuldigungen bewusst keine Transparenz. Obwohl Taher unter einer Schilddrüsenerkrankung und Nierenversagen leidet, wurde er bisher nur einmal, im April 2019, zu einer gesundheitlichen Untersuchung aus dem Gefängnis entlassen.

Internationale Reaktionen auf das Urteil

Die Verhaftungen der Umweltaktivisten lösten zahlreiche internationale Reaktionen aus. So äußerte sich beispielsweise Javid Rahman, der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen im Bereich Menschenrechte im Iran, besorgt über die Kriminalisierung iranischer Umweltschützer. Ebenso wie der stellvertretende Direktor der Abteilung für Menschenrechte im Nahen Osten von Human Rights Watch, Michael Paige. Im Dezember 2018 bezeugten 300 Umweltaktivisten aus aller Welt, darunter Jane Goodall, in einem offenen Brief, dass die Umweltschützer mit höchster moralischer Integrität gearbeitet hatten. Leonardo DiCaprio, der bekannte Hollywood-Schauspieler und Umweltaktivist, verurteilte im Februar 2019 die Verhaftung der UmweltschützerInnen. Insgesamt haben sich in den inzwischen knapp zwei Jahren seit Taher Ghadirians Inhaftierung zahlreiche internationale Umweltorganisationen, wie beispielsweise National Geographic oder die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, für die Freilassung der Umweltaktivisten eingesetzt.

Hintergrund: Verfolgung von Umweltschützern im Iran

Taher ist Mitglied der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources und engagiert sich seit 2005 für Naturschutzprojekte im Iran. 2009 wurde er für seine Arbeit mit dem UNESCO-Preis „Young Scientist“ für Menschen und Biosphäre ausgezeichnet. Er wirkte an einem iranischen Säugetieratlas mit und ist Herausgeber der ersten iranischen Zeitschrift für Mammologie.

Seit Jahren spitzen sich im Iran Umweltprobleme zu. Besonders augenfällig sind die Folgen von nicht nachhaltiger Wassernutzung und zunehmenden Dürren. Die Führung der Islamischen Republik zeigt sich nicht gewillt, die Ursachen dieser Probleme anzugehen. Die Antwort der Islamischen Republik darauf besteht stattdessen darin, Naturschützer zu verhaften. Die Umweltschützer von der „Persian Wildlife Heritage Foundation“ gehören zu den Umweltaktivisten, die den Mut haben, auf Probleme hinzuweisen und Lösungsvorschläge zu machen. Doch Ghadirian und viele seiner Kollegen stehen dadurch in direktem Konflikt mit der Führung der Islamischen Republik, denn große Teile der iranischen Wirtschaft werden von den Islamischen Revolutionsgarden kontrolliert.

Die iranische Führung hat im Januar 2018 mit der Verhaftung von neun Umweltaktivisten die Verfolgung von Umweltschützern deutlich verstärkt. Dazu gehört auch der ungeklärte Tod des Direktors der Persian Heritage Wildlife Foundation, Dr. Kavous Seyed Emami, in Einzelhaft. Gefängnisbeamte „fanden“ seinen Leichnam am 8. Februar 2018 im Evin-Gefängnis. Weitere Verhaftungen von Umweltschützern folgten, insbesondere in Kurdistan und anderen westlichen Provinzen des Irans.

Stand: April 2024

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