Ilham Tohti

Der Menschenrechtler und Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti setzt sich seit zwei Jahrzehnten für einen offenen und verständnisvolleren Dialog zwischen den Uiguren und den anderen Völkern Chinas ein. Als Zugehöriger der Minderheit der Uiguren ist Tohti ein Opfer der systematischen Repression der Regierung in Xinjiang geworden. Am 23. September 2014 wurde er in einem zweitägigen Scheinprozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Familie hat seit 2017 keinen Kontakt mehr zu Tohti.

„Ich weiß nicht mal, ob mein Vater noch lebt“

Ilham Tohti
Geburtsdatum: 25. Oktober 1969

Festnahme: 14. Januar 2014

Inhaftiert in: –

Vorwurf: „Separatismus“

Urteil: Lebenslange Haft

Der Menschenrechtler Ilham Tohti wurde am 25. Oktober 1969 in Xinjiang geboren. Als Wirtschaftsprofessor lehrte Ilham Tohti an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Zentralen Nationalitäten-Universität in Peking. Seinen Abschluss erhielt er von der Pädagogischen Universität Nordostchinas in Changchun, in der Provinz Jilin. Tohti ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter. Seit Beginn des Jahres 2014 sitzt der Familienvater zum zweiten Mal in Haft. Das Mittlere Volksgericht verurteilte ihn am 23. September 2014 wegen „Separatismus“ in einem zweitägigen Scheinprozess zu lebenslanger Haft. Nach den Aussagen seiner Tochter Jewher Ilham in einem Interview mit der Deutschen Welle stand die Familie zuletzt im Jahr 2017 in Kontakt mit dem inhaftierten Wirtschaftsprofessor. Sein momentaner Gesundheits- und Geisteszustand ist unbekannt. Es wird davon ausgegangen, dass Tohti seit dem 12. Dezember 2014 im Gefängnis Nr. 1 in Urumqi, in der Region Xinjiang festgehalten wird.

Erste Festnahme und Verurteilung

Nachdem sich Tohti in einem Radiointerview im März 2009 gegen die chinesische Siedlungspolitik aussprach, wurde er, unter dem Vorwurf separatistisches Gedankengut zu verbreiten, noch im selben Monat verhaftet. Nachdem sich die Blogger Wang Lixiong und Tsering Woeser mit einer Petition für seine Freilassung einsetzten, entließ ihn die chinesische Regierung im August 2009 aus der Haft. Die Reisefreiheit Tohtis und seiner Familie blieb jedoch nach wie vor eingeschränkt. Am 15. Januar 2014 wurde Tohti erneut verhaftet und schließlich am 23. September desselben Jahres zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Antrag auf Berufung blieb erfolglos. Sieben seiner ehemaligen Studenten wird vorgeworfen, mit ihm zusammen gearbeitet zu haben. Sie wurden daher zu Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt.

Hintergrund: Aktivismus gegen die Unterdrückung der Uiguren

Als Ilham Tohti Ende 2005 die Website „UyguhrOnline.com“ ins Leben rief, setzte er sich als Ziel, auf die prekäre Situation der Uiguren in China aufmerksam zu machen und das Verhältnis zwischen Han-Chinesen und Uiguren zu verbessern. Uiguren leiden unter politischer Indoktrination, weitreichenden Überwachungsmaßnahmen, Verfolgung und willkürlichen Festnahmen. Etwa eine Million Uiguren befinden sich in Umerziehungslagern. Die chinesische Regierung nahm die Webseite schließlich 2008, unter dem Vorwurf Separatismus zu schüren, vom Netz. Zudem habe Tohtis Website laut der chinesischen Regierung Unruhen im Juli 2009 in Urumqi, der Hauptstadt Xinjiangs, provoziert. Wie viele Menschen bei den Unruhen ums Leben gekommen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Es wird von mind. 150 Menschen ausgegangen. Der Uigurische Weltkongress berichtete von 400 Toten. Bei den Opfern handelt es sich sowohl um Angehörige der uigurischen Volksgruppe als auch der Han-Chinesen.

Internationale Auszeichnungen

Im Zuge der Verleihung des Sacharow-Preises am 18. Dezember 2019, den seine Tochter Jewher Ilham für ihn entgegennahm, äußerte sie sich in einem Interview mit der Deutschen Welle zu den Vorwürfen: „Mein Vater hat nie auch nur ein Wort über eine Teilung des Landes gesagt. Er hat nie Gewalt erwähnt oder ausgeübt. Darum kann ich mit Gewissheit sagen, dass die Vorwürfe der chinesischen Regierung absolut lächerlich sind.“ Neben dem Sacharow Preis des Europäischen Parlaments erhielt Ilham Thoti auch den Martin-Ennals Award, den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar und den Václav-Havel-Menschenrechtspreis.

Tohti ist für den Friedensnobelpreis 2024 nominiert. Bereits in den Jahren 2020 und 2023 stand er in der engeren Auswahl für den Preis.

Stand: Juli 2024

Helfen Sie Ilham!

Bitte wenden Sie sich an den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der Justizministerin He Rong und an die Botschaft Chinas. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des politischen Gefangenen:

Präsident Xi Jinping
Xi Jinping Zhongnanhai Xichangan’jie Xichengqu,
Beijing Shi 100017
People’s Republic of China
Email: english@mail.gov.cn

Justizministerium
Mrs. He Rong
Minister and Secretary of the Leading Party Members‘ Group of the Ministry of Justice
6 Chaoyangmen S Street, Chaoyang District
Beijing 100020
People’s Republic of China
Email: english@mail.gov.cn

Chinesische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Volksrepublik China
Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin
Tel: 030-27588 0, Fax: 030-27588 221
Web: http://de.china-embassy.org/det/

Wie schreibe ich einen Appell?

Sehr geehrte/r Frau/Herr …,

ich schreibe Ihnen, um Sie auf die Gefangenschaft des uigurischen Menschenrechtlers und Wirtschaftsprofessors Ilham Tohti aufmerksam zu machen. Herr Tohti wurde am 23. September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Jahr 2017 hat seine Familie das letzte Mal mit ihm in Kontakt gestanden. Weder seine Frau noch seine Kinder wissen, wie es ihm geht.

Ilham Tohti hat jahrelang als Wirtschaftsprofessor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Zentralen Nationalitäten-Universität in Peking gelehrt. Nun ist er zu einem Dasein in Haft gezwungen. Sein Wissen kommt in Gefangenschaft niemandem zu Gute.

Ich appelliere an Sie, Ilham Tohti wegen umgehend freizulassen.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und bitte Sie herzlich, mich darüber zu informieren, was Sie zur Freilassung von Herrn Tohti unternehmen werden.

Hochachtungsvoll

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