Juri Mikhailovich Bubnow

Der Soziologe und Professor Juri Bubnow wurde am 12. Januar 2023 festgenommen. Ihm wird die vermeintliche „Verleumdung" des belarusischen Präsidenten Lukaschenko vorgeworfen. Hintergrund ist ein von Bubnow veröffentlichter Artikel über die Protestbewegungen im Jahr 2020. Im Mai 2023 wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Foto: svaboga.org
Frei nach 2 Jahren Haft wegen eines wissenschaftlichen Artikels
Juri Bubnow ist Professor und Fachbereichsleiter der Geisteswissenschaften an der Belarusischen Staatlichen Universität für Lebensmittel- und chemische Technologien in Mahiljou. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist der renommierte Soziologe auch für sein sozialgesellschaftliches Engagement in Mahiljou bekannt, wo er u.a. das Zentrum für Urbane Initiativen und das DranikFest-Festival mitbegründet hat.
Am 12. Januar 2023 wurde Juri Bubnow an seinem Arbeitsplatz an der Universität wegen vermeintlicher Verleumdung des belarusischen Präsidenten Lukaschenko festgenommen und inhaftiert. Er wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt. Nach einer Verlegung aus dem Mahiljou-Gefängnis Nr. 4 im September 2023 befindet sich Juri Bubnow in der Kolonie Nr. 3 in der Nähe von Witebsk. Seit Herbst 2024 ist Juri nach Beendigung seiner Haftstrafe wieder frei.
Festnahme und Verurteilung
Die Staatsanwaltschaft wirft Juri Bubnow die angebliche „Verleumdung und Beleidigung des Präsidenten von Belarus" gemäß Art. 367 und Art. 368 Strafgesetzbuch der Republik Belarus vor. Am 26. Mai 2023 verurteilte ihn die Richterin Olga Zarychniuk vom Bezirksgericht Kastrychnicki in Mahiljou zu zwei Jahren Haft in einer Strafkolonie. Der Vorwurf der „Beleidigung" wurde aufgrund der Verjährungsfrist fallen gelassen.
Hintergrund für die Festnahme und Verurteilung von Juri Bubnow ist der im Jahr 2020 veröffentlichte Artikel über die „Voraussetzungen des belarusischen Protests im Jahr 2020" im Wissenschaftsalmanach (Jahrbuch) „Youth Galaxy". In der Publikation erörtert Juri Bubnow, warum es nach den Präsidentschaftswahlen am 09. August 2020 zu einem sozialen Wandel in der belarusischen Bevölkerung kam und analysiert dabei sowohl die Position der Unterstützer, als auch die der Gegner des Lukaschenko-Regimes. Der Soziologe kam zu dem Schluss, dass die Massenproteste das Ergebnis von Fehlern in Lukaschenkos Herrschaft sind und der belarusische Präsident selbst der Grund für den Zusammenschluss der belarusischen Protestanten ist.
Diese Ergebnisse interpretierte die Staatsanwaltschaft als persönliche Einschätzung von Juri Bubnow zu der sozialen Lage im Land, die einer „Verleumdung" gleichkäme.
Stand: November 2024

Juri Bubnow sitzt während seiner Anhörung hinter Gittern.
Foto: mogilev.media