Übergriffe und Schikanen eskalieren während Coronakrise

Gängelungen und Drohungen gegen die Familie von Dr. Ariel Ruiz Urquiola, kubanischer Umweltschützer und politischer Gefangener

Ein Bild aus glücklichen Tagen. Hier zu sehen, Omara Ruiz Urquiola, Schwester von Ariel Ruiz Urquiola. Sie wird aufgrund der Regimekritik ihres Bruders ebenso schikaniert. Hier ist sie auf der Familienfarm im Tal von Viñales zu sehen.

Dr. Ariel Ruiz Urquiola, Umweltschützer und ehemaliger politischer Gefangener, berichtet über Angriffe gegen Familie und Bio-Farm

Frankfurt am Main/Viñales, 09. April 2020 – „Im Schatten der Coronakrise nutzt die kubanische Regierung die Gelegenheit, ohne großes Aufsehen Regimekritiker und deren Angehörige zu bedrohen und zu schikanieren“, erklärt die die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Dr. Ariel Ruiz Urquiola, Umweltschützer und ehemaliger politischer Gefangener, berichtete der IGFM über erneute Übergriffe und Drohungen gegen seine Familie und seine Biofarm in Viñales.

So geriet die Biofarm der Familie Urquiola in der Region Viñales in der ersten Aprilwoche wieder einmal ins Visier der kubanischen Behörden. „In den frühen Morgenstunden entdeckte meine Schwester, dass unsere gesamte Schafsherde vergiftet worden war. Außerdem sind die Tore der Farm aufgebrochen worden, so dass das Vieh entkommen und die Ernte der benachbarten Bauernhöfe beschädigen konnte“, berichtet Ariel Ruiz. Kurze Zeit später kamen ein Anwalt und ein Inspektor vom Landwirtschaftsministerium auf die Farm. Sie forderten Omara Ruiz Urquiola auf, eine Beurteilung zu unterzeichnen, die das Ministerium nach einer Inspektion im Februar ausgestellt hat. Damals hatte ihr Bruder den Inspektor des Hauses verwiesen, weil dieser seine Arbeit auf dem Bauernhof behinderte.

Als ein Tierarzt eine Blutabnahme des Viehs zur Beurteilung der Gesundheit für den 7. April ankündigte, erklärte Omara Ruiz Urquiola, dass sie in Abwesenheit ihres Bruders rechtlich für das Vieh verantwortlich sei. Aufgrund ihrer chronischen Erkrankung gehört sie vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie zur Risikogruppe und wollte daher den Tierarzt aktuell nicht empfangen. Daraufhin erklärte dieser, dass der Familie somit die staatliche Lizenz zur Viehhaltung entzogen werde. „Das kubanische Regime legt es offensichtlich darauf an, unser Vieh zu enteignen und uns wegen illegaler Besetzung des Landes anzuklagen“, so Ariel Ruiz gegenüber der IGFM.

Dr. Ariel Ruiz deckte Umweltverschmutzung durch die Regierung auf
Dr. Ariel Ruiz Urquiola steht schon lange im Fokus der kubanischen Regierung, denn schon als Student kritisierte er das System. Im Laufe der Jahre machte er national wie auch international mit seinen Forschungsarbeiten zur Umweltzerstörung auf Kuba von sich reden. Staatliche Behörden versuchten immer wieder, ihm die Lehrerlaubnis zu entziehen und seine wissenschaftliche Karriere zu beenden. Nachdem er 2016 aufgrund eines vorgeschobenen Grundes von der Universität verwiesen wurde, entschloss er sich, fortan auf einer Bio-Farm in der Region Viñales zu leben und dort eine Forschungseinrichtung aufzubauen. Allerdings wurde das Projekt von den lokalen Behörden verboten. Die Geheimpolizei veranlasste außerdem, dass Tiere der Farm getötet und das Wasser im Brunnen vergiftet wurde.

Im Gefängnis absichtlich mit HIV angesteckt
Nach einer angeblichen Beleidigung zweier Polizisten wurde Ariel Ruiz Urquiola im Mai 2018 verhaftet und in einem unrechtmäßigen Prozess zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Hungerstreik führte zu seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis im Juli 2018. Danach erfuhr Ariel Ruiz, dass er HIV-positiv ist. Der Bürgerrechtler ist davon überzeugt, dass er im Gefängnis vorsätzlich mit dem HI-Virus angesteckt worden ist. Zudem machten die kubanischen Behörden auch schon früher nicht vor Ariels Familie Halt. Nachdem bei seiner an Brustkrebs erkrankten Schwester Omara falsche Behandlungen durchgeführt worden waren, fand Ariel heraus, dass die Fehler auf Anweisung des kubanischen Gesundheitsministeriums zurückzuführen waren. Außerdem wurde Omara Ruiz Urquiola von wissenschaftlichen Veranstaltungen ausgeladen und verlor schließlich ihre Anstellung als Professorin für Design und Kunst an der Universität Havanna.

Weitere Infos zu Menschenrechten auf Kuba
www.igfm.de/kuba

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