Auspeitschen und Steinigung im Urlaubsparadies

Am 6. September 2014 fand eine Demonstration statt, bei der die Einführung der islamischen Scharia auf den Malediven gefordert wurde. Die Demonstranten nutzten ihr demokratisches Recht, um unter anderem ein Ende der Demokratie zu fordern und zu behaupten, dass es sich dabei um eine Religion handele. Foto: Dying Regime. https://www.flickr.com/photos/dyingregime/
Malediven: Auspeitschen und Steinigung im Urlaubsparadies
IGFM fordert Religionsfreiheit und Einhaltung der Menschenrechte
Male/ Frankfurt am Main, 25. Juli 2025 – Menschenrechtsverletzungen all-inclusive: Anlässlich des 60. Jahrestages der Unabhängigkeit der Malediven fordert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) die Einhaltung der Menschenrechte im beliebten Tourismusziel im Indischen Ozean. Während der Islam Staatsreligion sei, gebe es keine Religionsfreiheit und Menschenrechtsaktivisten werden bedroht. Kirchen und nichtmuslimische Gotteshäuser seien verboten. Besonders verurteilt die IGFM die Verhängung von Scharia-Strafen wie Steinigung und Auspeitschen.
„Die Malediven haben den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte unter Ausschluss von Artikel 18 zur Religionsfreiheit ratifiziert. Beim politischen Dialog zwischen den Malediven und der EU am 11. März 2019 hat die damalige maledivische Regierung bestätigt, dass sie fest entschlossen ist, für eine stabile Demokratie, eine verantwortungsvolle Regierungsführung und die Achtung der Menschenrechte zu sorgen.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag erinnern wir Präsident Dr. Mohamed Muizzu an diese Worte und fordern, dass Menschenrechte auf den Malediven geachtet, Religionsfreiheit zugelassen und der Bau von Kirchen und Hindu-Tempeln genehmigt werden“, erklärt Valerio Krüger, Vorstandssprecher der IGFM.
Massive Unterdrückung nichtmuslimischer Religionen
Da der Islam als Basis der Gesetzesstruktur festgelegt ist, darf kein Nichtmuslim maledivischer Staatsbürger sein. Wer zu einer anderen Religion konvertiert, verliert seine Staatsbürgerschaft und das damit verbundene Wahlrecht. Die IGFM betont, dass aufgrund der Scharia für „Glaubensabfall“ noch härtere Strafen verordnet werden. Meinungs- und Gedankenfreiheit gelten nur, wenn „nicht gegen die Grundsätze des Islam verstoßen“ werde. Auch das Bildungssystem unterliegt der dortigen Islamauslegung. Schulbücher mit Bildern von Kirchen werden eingezogen. Einheimische, die sich im Ausland haben taufen lassen, erwarten bei ihrer Rückkehr Strafen oder werden bedroht. Das 1994 erlassene Gesetz zum Schutz der religiösen Einheit schränkt die Religionsfreiheit ein, stellt den Islam unter staatliche Kontrolle und unterdrückt die Ausübung und Verbreitung nichtmuslimischer Religionen.
Bedrohung der Menschenrechtsaktivistin Shahinda Ismail
Menschenrechtsaktivisten werden auf den Malediven bedroht, verfolgt und auch ermordet. Am 20. Dezember 2017 kritisierte die Gründerin und Leiterin der Organisation Maldivian Democracy Network (MDN), Shahinda Ismail, eine Rede des damaligen Präsidenten Abdulla Yameen, in der dieser die Religionsfreiheit von Nichtmuslimen auf den Malediven angriff.
Wenige Tage später veröffentlichte der regierungsnahe Online-Nachrichtendienst Vagathu einen Artikel, in dem Shahinda als Apostatin – eine vom Glauben abgefallene Person – bezeichnet wurde. Sie erhielt daraufhin Todesdrohungen, eine polizeiliche Untersuchung gegen sie wurde eingeleitet und MDN im Dezember 2019 durch den Staat geschlossen. MDN hatte unter anderem einen Bericht über religiöse Radikalisierung auf den Malediven herausgegeben, arbeitete an Schulungen über Menschenrechtsfragen für Polizisten und unterhielt ein Jugendcafe mit Gesprächsangeboten für junge Leute. MDN-Mitarbeiter mussten untertauchen oder ins Exil gehen. Seit 2018 lebt Shahinda Ismail in Deutschland.
Blogger wegen Regierungskritik erstochen
2017 wurde der 29-jährige liberale Blogger Yameen Rasheed auf der Treppe seines Wohnhauses erstochen. Er hatte die Regierung und die Ausbreitung des radikalen Islam kritisiert. Am 14. Juli 2010 wurde der 25-jährige Fluglotse Ismail Mohamed Didi nach Todesdrohungen erhängt im Flughafen von Male aufgefunden.
Es war bekannt geworden, dass er sich zum Atheismus bekannt, den Islam verlassen und deshalb in Großbritannien Asyl beantragt hatte. Im Januar 2019 verurteilte ein Gericht auf der Insel Naifaru eine 24-Jährige wegen außerehelichem Sex zur Steinigung. Der oberste Gerichtshof hob das Urteil wegen juristischer Formfehler auf. In einem Regierungsbericht von 2019 wird die Verurteilung von drei Erwachsenen und zwei Kindern zum Auspeitschen erwähnt.
Hintergrund:
Der Inselstaat der Malediven liegt im Indischen Ozean südwestlich von Indien und gilt aufgrund der traumhaften Strände und der einzigartigen Unterwasserwelt als beliebtes Touristenziel. Jährlich reisen dorthin etwa 1,5 Millionen Menschen, die überwiegend aus Europa kommen – etwa 9 Prozent davon sind Deutsche. Die Malediven sind eine Islamisch Präsidiale Republik mit rund 550.000 Einwohnern. Der Inselstaat besteht aus der dicht besiedelten Hauptstadt Male und den 1.196 Inseln mit einer Landmasse von insgesamt 298 Quadratkilometern. 220 Inseln sind von Einheimischen bewohnt, 144 für Touristen freigegeben.
Alle Staatsangehörigen sind offiziell sunnitische Muslime, der Islam ist Staatsreligion.
Verschiedene Statistiken gehen von rund 100.000 ausländischen Arbeiter aus, meist aus Indien, Pakistan, Sri Lanka und Bangladesch. Darunter sind neben Muslimen auch Buddhisten, Hindus und Christen. Allerdings schwanken die Zahlenangaben stark.
Von 1978 bis 2008 regierte Präsident Maumoon Abdul Gayoom autokratisch. Im Jahr 2008 gab es die ersten freien Mehrparteienwahlen. Im September 2023 wurde Dr. Mohamed Muizzu, vorher unter anderem Bürgermeister in der Hauptstadt Male, in einer Stichwahl als Mitglied der islamisch konservativen Peoples National Congress Partei zum Präsidenten gewählt.
Am 26. Juli 2025 begeht der Inselstaat den 60. Jahrestag der Unabhängigkeit. Das heute beliebte Tourismusziel stand von 1887 bis 1965 unter britischem Protektorat. Präsident Dr. Mohamed Muizzu hat nun für dieses Jubiläum besondere Feierlichkeiten angekündigt, die bis zum 28. Juli 2025 gehen sollen.