Miguel Mora

Miguel Mora Nicaragua

Der Journalist und Präsidentschaftskandidat Miguel Mora wurde in der Nacht zum 20. Juni 2021 festgenommen und der Verschwörung des Terrorismus und des Landesverrats beschuldigt. Mora ist einer von sieben Präsidentschaftskandidaten, die von Präsident Daniel Ortega im Sommer 2021 inhaftiert wurden. Er wurde schließlich im Februar 2023 zusammen mit 221 anderen regierungskritischen Gefangenen des Landes verwiesen, der Staatsbürgerschaft entzogen und in die USA verbannt.

Wegen Präsidentschaftskandidatur inhaftiert

Miguel Mora wurde am 20. August 1965 in Managua, Nicaragua, geboren. 1995 gründete er den unabhängigen Nachrichtensender 100% Noticias, bei dem er bis heute Direktor ist. In der Nacht des 20. Juni 2021 wurde Mora bei einer Polizeirazzia in seiner Wohnung verhaftet. Ihm wird vorgeworfen „Handlungen begangen zu haben, die die Unabhängigkeit und Souveränität Nicaraguas verletzten, zur internationalen Einmischung aufriefen und eine militärische Intervention forderten“. Mora wird seitdem im Gebäude der Direktion für Rechtshilfe in Managua festgehalten, in dem sich aktuell so viele politische Gefangene befinden, dass es als „neues Chipote-Gefängnis“ bekannt ist. Der Name ist eine Referenz zum berüchtigten El-Chipote-Gefängnis in Managua, in dem aktuell so viele Gefangene festgehalten werden, dass keine neuen Gefangenen mehr aufgenommen werden können.

Festnahme und Haftbedingungen

Der Journalist und Präsidentschaftskandidat der Partei der Demokratischen Wiederherstellung (PRD) wurde gegen 23.00 Uhr am 20. Juni 2021 in seinem Haus verhaftet, wo er sich mit seiner Frau Verónica Chávez und dem gemeinsamen 21-jährigen Sohn Miguel Alejandro Mora aufhielt.

Bei der Festnahme von Mora wurden keine konkreten Anschuldigungen erhoben. Die Polizei teilte ihm lediglich mit, dass er beschuldigt werde, „die Unabhängigkeit Nicaraguas zu stören und politische und militärische Interventionen herbeizuführen“. Später wurde bekannt, dass die nicaraguanische Justiz auch wegen der „Organisation von Terroranschlägen mit ausländischen Investitionen, der Verwaltung von Wirtschaftsblockaden, der Verhängung von Sanktionen gegen Nicaragua und der Verletzung der wichtigsten Interessen des Landes“ gegen ihn ermittelt. Als Beweismaterial gelten hierbei die Aussagen von vier Polizisten, ein Interview, das er den Medien gegeben hat, und Beiträge, die Mora in den sozialen Medien veröffentlicht hat.

Während seiner Haft durfte Moras Familie ihn nur zwei Mal in vier Monaten besuchen. Seit seiner Festnahme hat er außerdem 11 Kilo abgenommen. Als seine Frau und sein Sohn sich im September 2021 mit COVID-19 infizierten und einen Monat lang aufgrund von Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden mussten, durfte Mora sie dort weder besuchen noch Kontakt zu ihnen aufnehmen.

Frühere Verhaftungen

Als es 2018 zu Protesten in Nicaragua kam und die Regierung von Daniel Ortega mit Repressionen reagierte, berichtete 100% Noticias über die Übergriffe der Polizei und die Gewalt des Staates gegen die Zivilgesellschaft. Dafür wurde Mora am 21. Dezember 2018 zum ersten Mal wegen angeblicher „Aufstachelung zu Hass, Verschwörung und Terrorismus“ verhaftet. Die Räumlichkeiten von 100% Noticias wurden durchsucht und Mora wurde 172 Tage lang im Gefängnis festgehalten. Freigelassen wurde er nur dank eines Amnestiegesetzes, das von der Nationalversammlung 2019 verabschiedet wurde.

Hintergrund

Miguel Mora wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Eltern arbeiteten als Kleiderwäscher, Küchenmitarbeiter und Straßenverkäufer. Die Liebe seines Großvaters zum Radiojournalismus weckte Moras Interesse am Schreiben. Mithilfe eines Stipendiums gelangte er ans Instituto Loyola und begann 1989 sein Journalismus-Studium an der Zentralamerikanischen Universität in Managua. 1995 gründete er mit 100% Noticias sein eigenes journalistisches Projekt, indem er die damalige Präsidentin Violeta Barrios de Chamorro um einen 15-minütigen Sendeplatz für eine unabhängige Nachrichtensendung bei einem staatlichen Sender bat. Durch diese Starthilfe wurde 100% Noticias schnell sehr bekannt und entwickelte sich zu einem eigenständigen, unabhängigen Nachrichtensender.

Nach seiner Verhaftung im Jahr 2018 und nach mehr als fünf Monaten politischer Gefangenschaft beschloss er, selbst politisch aktiv zu werden und kandidierte 2021 für die Präsidentschaftswahlen in Nicaragua.

Mora ist für die Betreuung seines Sohnes Miguel Alejandro zuständig, der eine Lernschwäche und eine körperliche Behinderung hat. Durch Moras Verhaftung verliert Miguel Alejandro damit seine Bezugsperson. Moras Frau Verónica muss sich nun alleine um ihren Sohn kümmern, was neben der Inhaftierung ihres Mannes eine weitere Belastung für sie darstellt.

Stand: August 2023

Miguel Mora Nicaragua

Miguel Mora mit seiner Frau, der Journalistin Verónica Chávez und ihrem Sohn Miguel Alejandro. Bild: Articulo66

Teilen Sie diesen Beitrag!

Nach oben