Nahid Taghavi mehrfach erkrankt

Deutsche Staatsbürgerin im Iran in Isolationshaft

Ein iranischer Amtsarzt verweigert und verschleppt medizinische Behandlung der politischen Gefangenen Nahid Taghavi.  Der gesundheitliche Zustand der 67-jährigen Kölnerin ist nach Einzelhaft und Verhören besorgniserregend. Außenministerin Annalena Baerbock soll sich für Freilassung einsetzen.

Iranischer Amtsarzt verweigert und verschleppt medizinische Behandlung

IGFM: 67-jährige Kölnerin in besorgniserregender Verfassung – Außenministerin Annalena Baerbock soll sich für Freilassung einsetzen

Teheran / Köln / Frankfurt a.M., 4. Juli 2022 – Die politische Gefangene Nahid Taghavi ist in Teherans berüchtigtem Evin-Gefängnis bereits mehrfach erkrankt, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Als Folge ihrer langen Einzelhaft leidet die deutsche Staatsbürgerin seit Monaten unter starken Nackenschmerzen und Bandscheibenvorfällen. Sie kann die Finger ihrer linken Hand nicht öffnen und schließen. Ein Amtsarzt behandelt die 67jährige Architektin herablassend und verschleppt die medizinische Behandlung. 

Nahid Taghavi ist im Evin-Gefängnis mehrfach erkrankt, neben Bandscheibenvorfällen auch an Covid-19. Die Verschleppung medizinischer Hilfe durch Justiz und „Amtsarzt“ sind eine Form fortgesetzter Folter nach der Isolationshaft, kritisiert die IGFM. Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, fordert Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich für die sofortige Freilassung von Nahid Taghavi einzusetzen.

Bereits im September vergangenen Jahres war der politischen Gefangenen ein medizinischer Hafturlaub genehmigt worden. Dafür hatte die Familie von Nahid Taghavi eine Kaution in Höhe von 2 Milliarden Toman geleistet. Dennoch wurde Nahid Taghavi aber nicht temporär aus der Haft entlassen. Die Familie musste sich wochenlang bemühen, die vergeblich geleistete Kaution zurück zu bekommen.

Mariam Claren, Tochter von Nahid Tagavi schildert den Leidensweg ihrer Mutter:

“Am Samstag, den 18. Juni wurde endlich ein MRT durchgeführt. Am Mittwoch, den 22. Juni diagnostizierte der unabhängige Orthopäde meiner Mutter anhand der MRT-Aufnahmen, dass mehrere Bandscheibenvorfälle vorliegen, welche stark die Nervenbahnen belasten. Er stufte die Situation als gefährlich ein. Außerdem diagnostizierte er an ihrer linken Hand ein Karpaltunnelsyndrom, das zunächst mit Kortison und dem Eingipsen der Hand behandelt werden sollte. Er schrieb einen ausführlichen Bericht an das Gefängnis.

Am Montag, den 27. Juni brachte man meine Mutter zu einem „Amtsarzt“. Meine Mutter schilderte ihm ihre Situation. Der „Amtsarzt“ schaute sich weder die MRT Aufnahmen an, noch las er den Bericht des Orthopäden. Das Gespräch war nach wenigen Minuten beendet. Er verschrieb meiner Mutter lediglich Schmerztabletten. Am Mittwoch, den 29. Juni wurde sie wegen des Karpaltunnelsyndroms mit Kortison behandelt und ihre linke Hand wurde eingegipst.

Während meine Mutter wegen des Karpaltunnelsyndroms behandelt wird, bleiben ihre schweren Bandscheibenvorfälle unbehandelt. Außerdem wird ihr der Urlaub verweigert und sie muss mit einem Gips im Gefängnis zurechtkommen.“

Nahid Taghavi wurde am 16. Oktober 2020 willkürlich festgenommen. Sie wurde in das Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert, wo sie 194 Tage in Einzelhaft verbrachte und in 80 Sitzungen insgesamt 1.000 Mal Stunden ohne Rechtsbeistand verhört wurde. Im August 2021 wurde sie zu 10 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt.

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