Sam Radjabi

Der iranische Tierschützer Sam Radjabi wurde unschuldig zu sechs Jahren Haft veruteilt. Foto: privat

Umweltaktivisten und Tierschützer wie Sam Radjabi stehen in direktem Konflikt mit der Führung der Islamischen Republik, denn große Teile der fossilen iranischen Wirtschaft werden von den Islamischen Revolutionsgarden kontrolliert. Foto: privat

Frei nach 6 Jahren Haft wegen „illegaler Kollaboration“

Der iranische Tierschützer Sam Radjabi wurde 1984 in Teheran geboren. Am 25. Januar 2018 wurde der studierte Umweltwissenschaftler gemeinsam mit acht weiteren Naturschützern festgenommen und ist seitdem im Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert. Am 19. Februar 2020 wurde Radjabi wegen „illegaler Kollaboration mit den Vereinigten Staaten“ zu sechs Jahren Haft verurteilt. Tatsächlich sind seine Festnahme und Verurteilung aber auf seine Aktivitäten zum Schutz der Population des asiatischen Geparden zurückzuführen. Sam Radjabi hat einen einen Teil seiner Schulzeit in Deutschland verbracht und verfügt deshalb über sehr gute Deutschkenntnisse.

Prozess und Haftbedingungen

Radjabi und seinen sieben Mitangeklagten wurden 2018 zunächst unter dem Vorwurf der „Spionage von Militäranlagen unter dem Deckmantel des Umweltschutzes“ angeklagt. Erst im Oktober 2018 bekam er erstmals Zugang zu seinem Anwalt Dr. Mohammed Hossein Aghasi, welcher im ersten Strafprozess Ende 2018 erreichte, dass der Vorwurf der Spionage fallen gelassen wurde. Radjabi blieb allerdings weiterhin in Haft.

Kurz darauf wurde erneut Anklage wegen „illegaler Zusammenarbeit mit dem feindlichen Staat USA“ erhoben, aufgrund eines Kontaktes mit der US-Naturschutzbehörde im Jahr 2011. Sowohl bei der Verlesung der Anklage als auch beim Beginn des Prozesses im Februar 2019 wurde Sam Radjabi das Recht auf freie Wahl eines Verteidigers verweigert, sein Anwalt erhielt keinen Zugang zu Akten oder zum Gericht. Den Mitangeklagten wurde dieses in § 48 der iranischen Strafprozessordnung verankerte Recht ebenfalls vorenthalten. Sie wurden gezwungen, vom Gericht bestellte und bestimmte Rechtsbeistände zu akzeptieren. Rechtstaatliche Grundsätze wie das Recht auf eine angemessene Verteidigung und ein faires Verfahren wurden somit durch den Richter Herrn Salavati und das Gericht massiv verletzt.

Am 19. Februar 2020 wurde Sam Radjabi zu sechs Jahren Haft verurteilt. Das Vorgehen der iranischen Behörden gegen Sam Radjabi erinnert an den Fall seiner Kollegin Niloufar Bayani, welche unter ähnlichen Vorwürfen zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Bayani berichtete von der Folter, deren Opfer sie und ihre Kollegen wurden. Durch körperliche Misshandlung und der Androhung, ihnen halluzinogene Drogen zu verabreichen und ihre Eltern zu verhaften, sollten sie zu einem Geständnis gezwungen werden. Auch die weiteren Angeklagten erhielten langjährige Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren.

Anlässlich des iranischen Neujahrsfestes Newroz erhielt Radjabi im März 2021 einen dreitägigen Hafturlaub, musste allerdings anschließend wieder ins Evin-Gefängnis zurückkehren.

Freilassung 

Am 3. Dezember 2023 wurde Sam Radjabi nach fast sechs Jahren im Gefängnis aus der Haft entlassen.

Verfolgung von Artenschützern und Umweltaktivisten im Iran

Seit Jahren spitzen sich Artenschutz- und Umweltprobleme im Iran zu. Besonders augenscheinlich sind die Folgen von zunehmenden Dürren, aber auch die Gefährdung seltener Arten. Die Führung der Islamischen Republik zeigt sich nicht gewillt, die Ursachen dieser Probleme anzugehen. Stattdessen werden systematisch Umweltaktivisten und Tierschützer eingeschüchtert, bedroht und verhaftet, die sich friedlich für den Schutz der natürlichen Ressourcen einsetzen und die auf Umweltprobleme aufmerksam machen. Die iranische Führung hatte mit der Verhaftung von neun Umweltaktivisten im Januar 2018 die Verfolgung von Umweltschützern deutlich verstärkt. Dazu gehört auch der ungeklärte Tod des in Einzelhaft verstorbenen Direktors der Persian Heritage Wildlife Foundation, Dr. Kavous Seyed Emami. Gefängnisbeamte „fanden“ seinen Leichnam am 8. Februar 2018 im Evin-Gefängnis. Weitere Verhaftungen von Umweltschützern folgten, insbesondere in Kurdistan und anderen westlichen Provinzen des Iran.

Stand: Dezember 2023

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Helfen Sie Sam!

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den Politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein. Sam Radjabi spricht sehr gut Deutsch. Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Sam Radjabi ins Evin-Gefängnis.

Porto: Brief International bis 20 g aus Deutschland: 1,10 Euro.

To

Mr. Sam Radjabi
Evin Prison
Kachoui Alley
Tehran
Islamic Republic of Iran

Wie schreibe ich einem Gefangenen?

Bitte schreiben Sie an die Botschaft der Islamischen Republik Iran und den Justizchef in Teheran, Gholamhossein Mohseni-Ejei. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Gefangenen:

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschafter: Herr Majid Nili Ahmadabadi
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Iranischer Justizchef 
Chief Justice Gholamhossein Mohseni-Ejei
The judiciary
Valiasr Avenue, Pastor Avenue, In front of Jami police station
Tehran
Islamic Republic of Iran

Sehr geehrter Herr …,

ich schreibe Ihnen, um sie auf die willkürliche Gefangenschaft des iranischen Tierschützers Sam Radjabi aufmerksam zu machen, der unschuldig zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Er wurde im Februar 2018 festgenommen. Radjabi hatte mit Kollegen der Persian Wildlife Heritage Foundation lediglich Kameras zur Beobachtung von Geparden aufgestellt. Während des Prozesses wurde Herr Radjabi um seine rechtmäßige Möglichkeit gebracht, sich selbst anwaltlichen Beistand seiner Wahl zu besorgen.

Sogar der Geheimdienstminister und der Leiter der iranischen Umweltschutzbehörde hatten die Möglichkeit von „Spionage“ durch die verhafteten Naturschützer dementiert. Im Februar 2019 hatte auch der Oberste Nationale Sicherheitsrat in einem Bericht verkündet, dass es „keine Beweise gegen die Umweltaktivisten“ gebe.

Sam Radjabi wird unrechtmässig gefangen gehalten. Sein Anwalt und Verwandte wurden mehrfach Opfer von Drohungen.

Ich appelliere an Sie, Sam Radjabi wegen erwiesener Unschuld umgehend und ohne Auflagen frei zulassen.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und bitte Sie herzlich, mich darüber zu informieren, was Sie zur Freilassung von Herrn Radjabi unternehmen werden.

Hochachtungsvoll

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