Verschleppte Zivilisten 

Die Verschleppung und Gefangennahme von ukrainischen Zivilisten war und ist eines der drängendsten Probleme des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Das Ukrainische Einheitsregister für vermisste Personen unter besonderen Umständen verzeichnet derzeit etwa 42.000 vermisste Ukrainer, darunter Militärangehörige, ukrainische Zivilisten und Kinder (Stand: Juli 2024). Dabei könnte die Dunkelziffer deutlich höher liegen, weil in dem Register keine Personen vermerkt sind, die nicht offiziell als vermisst gemeldet wurden. Dazu zählen u.a. Personen, die keine Angehörigen haben oder in den besetzten Gebieten leben, wo es keinen Zugang zu den staatlichen ukrainischen Registern gibt. Das Schicksal tausender Zivilisten ist unklar, die IGFM steht in Kontakt mit Familien und setzt sich für die Freilassung ein.

Ukrainische Zivilgefangene

Mykyta Shkriabin

Mykyta Shkriabin, ein Jurastudent aus der Region Charkiw, wurde im März 2022 von russischen Soldaten verschleppt. Seitdem wird er ohne Anklage in Russland festgehalten. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt, sein Anwalt hat keinen Zugang – über seinen Gesundheitszustand gibt es keine Informationen.

Viktor Bondarenko

Viktor Bondarenko, ein Priester aus Berdjansk, wurde am 7. Mai 2024 von russischen Truppen verschleppt. Trotz seiner Verurteilung zu 22 Jahren Haft unter konstruierten Sabotagevorwürfen fehlt ein rechtmäßiges Verfahren. In der Gefangenschaft hat sich sein Gesundheitszustand mit chronischen Krankheiten dramatisch verschlechtert.

Viktor Syrmay

Viktor Syrmay, ein Baumeister aus Cherson, wurde im Juli 2022 von russischen Truppen verschleppt. Ohne Anklage wird er seitdem in besetzten Gebieten festgehalten. In der Haft hat sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert.

Anatolii Vaskivskyi

Der Baumeister Anatolii Vaskivskyi wurde am 21. März 2022 im Dorf Wowtschkiw von russischen Soldaten verschleppt. Zurzeit wird er in einer Strafkolonie in der russischen Stadt Donskoj festgehalten – Spuren von Folter sind sichtbar.

Serhii Sergeev

Der Mechaniker Serhii Sergeev arbeitete vor seiner Gefangenschaft in einem Unternehmen, das Kunststoffplane herstellt. Er wurde am 03. März 2022 gewaltsam von russischen Soldaten verschleppt, sein Aufenthaltsort ist bis heute nicht bekannt.

Dmytro Khrulenko

Dmytro Khrulenko hat einen Abschluss der Juristischen Fakultät und arbeitete vor seiner Gefangenschaft in einem Unternehmen in der Region Kyjiw. Am 10. März 2022 wurde der Jurist von russischen Soldaten aus seinem Haus verschleppt. Derzeit wird Dmytro in der Strafkolonie Nr. 10 (Dorf Udarny, Bezirk Subowo-Poliansky, Republik Mordowien, Russische Föderation) festgehalten.

Russische Strafkolonien und Untersuchungsgefängnisse

Laut Aussagen des ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten vom Juli 2024, werden mehr als 14.000 ukrainische Zivilisten, die von der russischen Armee illegal entführt wurden, in Gefangenenlagern in Russland oder in den besetzten Gebieten festgehalten – darunter etwa 2.000 Menschen über 65 Jahre.

Ukrainische Zivilgefangene wurden vom russischen Militär illegal und gewaltsam verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Sie werden schlecht ernährt, medizinisch nicht versorgt und schlafen auf dem Boden. Es kommt vor, dass sie im Schlaf von Ratten gebissen werden. Die Zivilgefangenen kehren teils mit schweren Verletzungen, Knochenbrüchen und Gehirnerschütterungen aus der Gefangenschaft zurück und berichten von physischem, sexuellem und psychischem Missbrauch.

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Wjasma, Region Smolensk

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Nowosybkow, Region Brjansk

Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Kursk, Region Kursk

Strafkolonie Nr. 4 in Alekseewka, Region Belgorod

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Staryj Oskol, Region Belgorod

Untersuchungsgefängnis Nr. 3 in Belgorod, Region Belgorod

Strafkolonie Nr. 12 in Kamensk-Schachtinskij, Region Rostow

Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Rostow-na-Donu, Region Rostow

Strafkolonie Nr. 1 in Donskoj, Region Tula

Strafkolonie Nr. 6 in Nowomoskowsk, Region Tula

Gefängnis Nr. 2 („Wladimirskij Zentral“) in Wladimir, Region Wladimir

Strafkolonie Nr. 7 in Pakino, Region Wladimir

Strafkolonie Nr. 3 in Skopin, Region Rjasan

Strafkolonie Nr. 10 in Udarny, Republik Mordowien

Strafkolonie Nr. 8 in Ulan-Ude, Republik Burjatien

IGFM-Einsatz für ukrainische Zivilgefangene

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) setzt sich mit Öffentlichkeitsarbeit, Appellen und Patenschaften für ukrainische Zivilgefangene ein. Ende 2022 wandte sich die Schwester eines entführten Zivilisten an die IGFM, mit der Bitte, ihrem Bruder zu helfen. Das Ziel war und ist seitdem, auf die Situation der verschleppten Ukrainer und die Folter, der sie in russischer Gefangenschaft ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen.

Um sich für die Freilassung der Zivilgefangenen einzusetzen, können Appelle an die russische Botschaft in Deutschland geschrieben und die sofortige Freilassung der Entführten gefordert werden. Je stärker der Druck der deutschen Gesellschaft auf die russischen Behörden ist, desto größer sind die Chancen, dass die Gefangenen die Gefangenschaft überleben. Die Briefe zeigen den russischen Behörden, dass die Gefangenen nicht vergessen sind und ihr Schicksal aufmerksam verfolgt wird.

Das Patenschaftsprogramm der IGFM verfolgt ebenfalls das Ziel, auf die Schicksale von politischen Gefangenen aufmerksam zu machen und den Druck auf Regierungen zu erhöhen. Dieses Programm wurde 2011 von der IGFM ins Leben gerufen und vermittelt Gefangene aus verschiedenen Ländern an Abgeordnete aus Deutschland, die sich mit einer politischen Patenschaft für ihre Freilassung einsetzen. Abgeordnete wie Martina Feldmayer, Moritz Körner, Max Lucks, Vanessa Gronemann, Beate Müller-Gemmeke und Sara Nanni setzen sich mit politischen Patenschaften für die Freilassung der ukrainischen Zivilgefangenen ein.

Die IGFM setzt sich gemeinsam mit Angehörigen der Zivilgefangenen für deren Freilassung ein.

Interview mit Liusiena Zinovkina, Ehefrau des verschleppten ukrainischen Zivilisten Kostiantyn Zinovkin

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