Ali Younesi

Der hochbegabte Ali Younesi wurde im April 2020 vom iranischen Geheimdienst verhaftet. Younesis Familie beteuert vehement, dass er nicht politisch aktiv sei und willkürlich festgehalten werde. Er und sein mitangeklagter Freund Amirhossein Moradi zu zehn Jahren Haft verurteilt. In Haft werden ihm notwendige medizinische Behandlungen verweigert.
Unschuldig in Haft wegen „Vandalismus“
Der iranische Student Ali Younesi wurde am 11. Oktober 1999 in Teheran geboren und lebt mit seiner Familie in der iranischen Hauptstadt. Er studierte „Computer Engineering” an der Sharif-Universität in Teheran. Der hochbegabte Younesi gewann bereits Gold- und Silbermedaillen bei den nationalen Astronomie-Olympiaden 2016 und 2017 und der 12. Internationalen Astronomie- und Astrophysik Olympiade (IOAA) 2018 in China. Im April 2020 wurde er willkürlich verhaftet und im Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Am 25. April 2022 wurden Younesi und seinen ebenfalls inhaftierten Freund Amirhossein Moradi nach 15 Monaten in Untersuchungshaft und wiederholter Verschiebung des Prozesses zu jeweils 10 Jahren Haft verurteilt.
Verhaftung und Anklage
Ohne Vorwarnung betraten Agenten des iranischen Geheimdienstes im April 2020 das Haus von Younesis Familie, ohne einen Durchsuchungsbefehl vorzuweisen. Sie beschlagnahmten persönliche Gegenstände, Computer und Mobiltelefone der Familie und das Auto seines Vaters. Direkt nach seiner Festnahme wurde Younesi für zwei Monate in Einzelhaft festgehalten.
Der Prozess sollte ursprünglich im April 2021 beginnen, wurde jedoch ohne Erklärung immer wieder verschoben. Der IT-Student wurde erst wenige Tage vor Prozessbeginn über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe informiert. Sein Anwalt, den er ebenfalls erst kurz zuvor hinzuziehen konnte, erhielt zudem keine Akteneinsicht. Nach 15 Monaten in Untersuchungshaft im berüchtigten Sicherheitstrakt 209 des Teheraner Evin-Gefängnisses wurde am 3. Juli 2021 der Prozess gegen die Studenten eröffnet. Ein Urteil erging nicht, stattdessen vertagte sich das Gericht auf unbestimmte Zeit, wodurch die Haft weiter verlängert wird. Eine Entscheidung über den Antrag des Anwalts von Moradi und Younesi auf Haftverlegung wurde ebenso vertagt wie die Anhörung der beiden Iraner.
10 Monate nach dem Gerichtsverfahren kam es dann am 25. April 2022 zur Urteilverkündung. Zunächst waren beide für „Korruption auf Erden“ angeklagt, welche die Todesstrafe nach sich zieht. Letztendlich wurden die Studenten wegen „Vandalismus“ zu zehn Jahren Gefängnis, wegen „Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ zu fünf Jahren und wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach iranischem Recht ist die höchste Strafe, zehn Jahre Haft, vollstreckbar.
Haftbedingungen
Younesi wurde in der Haft wiederholt körperlich gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen. Nach zwei Monaten in Einzelhaft wurde er mit drei bis vier anderen Insassen in eine Zelle verlegt, die für eine Person ausgelegt ist, weshalb ein sehr hohes Risiko für eine Covid-19-Infektion besteht. Dies bewahrheitete sich nur drei Tage später, als er seine Familie telefonisch informierte, am Coronavirus erkrankt zu sein. Younesi wird außerdem gezwungen, auf dem Boden zu schlafen und war zeitweise gemeinsam mit Gewaltverbrechern eingesperrt. Insgesamt ist er zwei Jahre lang in Einzelhaft gehalten worden.
Des Weiteren dürfen Younesi und Moradi nur einen Telefonanruf pro Woche tätigen, Zugang zu angemessener hygienischer und medizinischer Versorgung ist nicht gewährleistet. Familienbesuche erlaubt das Gefängnispersonal lediglich alle zwei Wochen. Sein Bruder sowie seine Schwester teilen regelmäßig auf Twitter Informationen zu Ali mit. Es wurde dadurch bekannt, dass Ali daran gehindert wird, zu einem Zahnarzt außerhalb des Gefängnisses zu gehen.
Er benötigt dringend die Behandlungen, die ihm im Gefängnis nicht zur Verfügung gestellt werden können. Er muss durch die fehlende Behandlung große Schmerzen erleiden. Laut seiner Schwester soll man ihm monatelang mehrmals versprochen haben, dass er zu einem Zahnarzt gebracht wird, jedoch hätten die Beamten im letzten Moment immer wieder ihr Versprechen gebrochen. Menschenrechtsorganisationen und Einzelpersonen weltweit fordern seit ihrer Verhaftung die Freilassung der beiden inhaftierten Studenten.
Aktivismus der Familie als Grund für Inhaftierung
Im Iran ist es nicht unüblich, dass politische Aktivisten wegen ihres familiären Hintergrundes anklagt werden. Es werden sogar Anschuldigungen gegen Personen erhoben, die in keinerlei politische Aktivitäten verwickelt waren. Der Familie von Ali Younesi wird unterstellt, die Volksmudschaheddin zu Beginn der Islamischen Revolution im Jahr 1979 unterstützt zu haben. Laut seinen Freunden und seiner Familie ist Ali Younesi ein Mensch, der sich von politischen Aktivitäten distanziert, aber aufgrund des unterstellten politischen Engagements seiner Familie in der Vergangenheit verhaftet wurde.
Amirhossein Moradi und Ali Younesi bedankten sich in einer Botschaft aus dem Evin-Gefängnis zum dritten Jahrestag ihrer Verhaftung am 12. April 2023 bei allen Unterstützern und erklärten: „Wir glauben an die Verwirklichung eines freien Iran“. Die beiden inhaftierten Studenten erklärten, dass sie, wie alle jungen Menschen, die auf der Straße getötet wurden, keinen anderen Wunsch hätten als die Freiheit des Iran.
Stand: August 2023