Amirhossein Moradi
Amirhossein Moradi, Physikstudent an der Sharif-Universität in Teheran, wurde gemeinsam mit seinem Freund Ali Younesi im April 2020 verhaftet. Moradi wurde in der Untersuchungshaft im Evin-Gefängnis gefoltert, um ein Geständnis zu erwirken. Am 3. Juli 2021 startete der Prozess gegen die beiden Studenten vor dem Teheraner Revolutionsgericht. Sie wurden am 25. April 2022 zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Unschuldig 10 Jahre in Haft
Der iranische Physikstudent Amirhossein Moradi wurde am 10. April 2020, gemeinsam mit seinem Freund Ali Younesi, von Geheimdienstmitarbeitern verhaftet. Beide studieren an der Teheraner Sharif Universität für technische Wissenschaften. Am 3. Juli 2021 begann der Prozess gegen Moradi und Younesi vor dem Teheraner Revolutionsgericht. Beiden wird „Korruption auf Erden“, „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen den Staat“ vorgeworfen. Nach 15 Monaten in Untersuchungshaft und wiederholter Verschiebung des Prozesses wurden sie am 25. April 2022 zu jeweils 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
Verhaftung, Prozess und Urteil
Direkt nach seiner Festnahme im April 2020 wurde Moradi für zwei Monate in Einzelhaft festgehalten. Der Prozess sollte ursprünglich im April 2021 beginnen, wurde jedoch ohne Erklärung immer wieder verschoben. Der Physikstudent wurde erst wenige Tage vor Prozessbeginn über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe informiert. Sein Anwalt, den er ebenfalls erst kurz zuvor hinzuziehen konnte, erhielt zudem keine Akteneinsicht.
Nach 15 Monaten in Untersuchungshaft im berüchtigten Sicherheitstrakt 209 des Teheraner Evin-Gefängnisses wurde am 3. Juli 2021 der Prozess gegen die Studenten eröffnet. Ein Urteil erging nicht, stattdessen vertagte sich das Gericht auf zunächst unbestimmte Zeit, wodurch die Haft weiter verlängert wurde. Eine Entscheidung über den Antrag des Anwalts von Moradi und Younesi auf Haftverlegung wurde ebenso vertagt wie die Anhörung der beiden Iraner.
Am 25. April 2022 kam es dann zur Urteilverkündung. Die beiden Studenten wurden vom Revolutionsgericht in Teheran zunächst wegen „Korruption auf Erden“ angeklagt, welche fallengelassen wurde. Die Studenten wurden letztendlich wegen „Vandalismus“ zu zehn Jahren Gefängnis, wegen „Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ zu fünf Jahren und wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach iranischem Recht ist die höchste Strafe, in diesem Fall zehn Jahre Haft, vollstreckbar.
Haftbedingungen
Moradi wurde in der Haft wiederholt körperlich gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen. Nach zwei Monaten in Einzelhaft wurde er mit drei bis vier anderen Insassen in eine Zelle verlegt, die für eine Person ausgelegt ist. Er war deshalb einem sehr hohen Risiko einer Covid-19-Infektion ausgesetzt, wie die Erkrankung Younesis deutlich gemacht hat. Des Weiteren dürfen beide Studenten nur einen Telefonanruf pro Woche tätigen, Zugang zu angemessener hygienischer und medizinischer Versorgung ist nicht gewährleistet. Familienbesuche erlaubt das Gefängnispersonal lediglich alle zwei Wochen, insgesamt saß der Student zwei Jahre in Einzelhaft.
Amirhossein Moradi und Ali Younesi bedankten sich in einer Botschaft aus dem Evin-Gefängnis zum dritten Jahrestag ihrer Verhaftung am 12. April 2023 bei allen Unterstützern und erklärten: „Wir glauben an die Verwirklichung eines freien Iran“. Die beiden inhaftierten Studenten erklärten, dass sie wie alle jungen Menschen, die auf der Straße getötet wurden, keinen anderen Wunsch hätten als die Freiheit des Iran.
Stand: August 2023