Anisha Asadollahi

Die iranische Übersetzerin, Lehrerin und Aktivistin Anisha Asadollahi wurde aufgrund ihres Einsatzes im Arbeitsrecht zu fünf Jahren und acht Monaten verurteilt.  Ihre willkürliche Anklage lautete „Versammlung und Absprache gegen die Islamische Republik“ und „Propaganda gegen das Regime“. Ihr Ehemann, der sie ebenso im Aktivismus unterstützt, wurde ebenfalls verhaftet.

Anisha Asadollahi
Alter: 34 Jahre

Verhaftet: 26. Juli 2023

Anklage: „Versammlung und Absprache gegen die Islamische Republik“, „Propaganda gegen das Regime“

Urteil: fünf Jahre und acht Monate, davon werden fünf Jahre vollstreckt

Aktivistin wird zu fünf Jahren Haft verurteilt

Politische Patenschaft

Der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Maier hat im August 2023 die politische Patenschaft für Anisha Asadollahi übernommen.

Übersetzerin engagiert sich für Arbeitsrecht

Anisha Asadollahi ist die offizielle Übersetzerin des Syndikats der Arbeiter der Busgesellschaft von Teheran und Umgebung („Workers Union of Vahad Company”). Außerdem studierte sie Elektroingenieurwesen und war als Lehrerin tätig. Anisha wurde zusammen mit einer Gruppe von Arbeitsaktivisten und Aktivistinnen im Haus von Mohammed Habibi, einem inhaftierten Lehrer, verhaftet. Es war der 28. April 2023 – nur ein paar Tage vor dem Tag der Arbeit. Sie wurde jedoch zehn Tage später gegen eine Kaution von einer Milliarde Toman vorübergehend freigelassen.

Im Mai 2023 verurteilte das Teheraner Revolutionsgericht unter Vorsitz von Richter Iman Afshari die aktivistische Übersetzerin wegen angeblicher „Versammlung und Absprache“ gegen die Islamische Republik zu fünf Jahren und wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu acht Monaten Haft. Das Berufungsgericht bestätigte in weniger als einem Monat das erste Urteil.  Sie wurde am 26. Juli 2023 ins Gefängnis gebracht, um ihre Haftstrafe anzutreten. Anisha wurde aufgrund der Teilnahme an Arbeitskundgebungen bereits mehrfach festgenommen und verurteilt.

Unterdrückung von friedlichen Arbeitsrechtaktivisten

Anishas Ehemann, der Schriftsteller Keyvan Mohtadi, sitzt derzeit ebenso aufgrund seiner friedlichen Engagements im Gefängnis. Das Ehepaar stellte sich gegen das repressive, menschenrechtsfeindliche Regime und muss dafür eine Strafe verbüßen. Im Juli 2023 wurde ein Video von Anishas Mutter veröffentlicht, worin sie ihre Besorgnis um das Paar bekundete und die Medien aufforderte, sich für die sofortige und bedingungslose Freilassung ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes einzusetzen.

Warum verhaften Sie die besten Köpfe des Landes, um Ihre eigene Unfähigkeit und Inkompetenz zu kompensieren? Die einzigen Verbrechen unserer Kinder sind Humanismus und Patriotismus. Ich bitte Sie alle, unsere Stimme zu sein. Ich danke Ihnen.“

Anisha Asadollahi und Keyvan Mohtadi wurden bereits am 9. Mai 2022 von „Sicherheitskräften“ in Teheran verhaftet, nachdem sie als Übersetzer für zwei französische Staatsangehörige gearbeitet hatten, die auch einige Tage später verhaftet wurden. Die iranischen Behörden beschuldigten die beiden legal eingereisten französischen Staatsangehörigen, Unruhen zu schüren, obwohl die Lehrer im ganzen Land seit Jahren große Proteste für eine bessere Bezahlung und die Freilassung ihrer inhaftierten Kollegen durchführen.

Wegen der Verhaftung und Inhaftierung von Verfechtern der Rechte von Lehrern und der gewaltsamen Unterdrückung von friedlichen Arbeitsrechtsaktivisten haben 2.000 Unterzeichner aus dem Iran und der ganzen Welt die Internationale Arbeitsorganisation aufgefordert, die Mitgliedschaft des Irans aufzuheben.

Berichten zufolge, wurde Anisha Asadollahi im Gefängnis von Versammlungen ausgeschlossen, nachdem sie im Gefängnis den Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ rief. Anisha, die zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde, skandierte den Slogan bei der Versammlung des Frauengefängnisses anlässlich des Journalistentags.  Zudem wurde sie mit einem Besuchsverbot belegt und ein Treffen mit ihrem Ehemann Keyvan Mohtadi wurde ihr verweigert.

Die Islamische Republik Iran übt großen Druck auf Aktivisten und Aktivistinnen von Gewerkschaften und Berufsverbänden aus und gehen mit außerordentlicher Willkür gegen sie vor.

Stand: August 2023

So können Sie Anisha helfen:

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja sagte der IGFM: „Schreibt Briefe, schreibt an die politischen Gefangenen. Sie freuen sich zum Teil wirklich wie kleine Kinder, wenn sie Post bekommen, man kann es sich kaum vorstellen. Es ist enorm wichtig. Nehmt Euch vor: Einmal in der Woche schreibt jeder eine Karte, damit die Menschen wissen, dass sie nicht vergessen werden“

Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Anisha Asadollahi.

To

Anisha Asadollahi

Evin Prison

Kachoui Alley

Tehran

Islamic Republic of Iran

Bitte schreiben Sie an das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Sayed Ali Khamenei, an den Präsidenten Irans, Ebrahim Raisi, und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der Gefangenen:

Präsident Ebrahim Raisi
His Excellency Ebrahim Raisi
The Presidency
Palestine Avenue
Azerbaijan Intersection
Teheran
Islamische Republik Iran

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Sehr geehrter Herr Botschafter,

mit diesem Schreiben bringe ich meine Besorgnis über die mir vorliegenden Berichte zur Verhaftung der 34-jährigen Iranerin Anisha Asadollahi zum Ausdruck.

Sie wurde gewaltsam zusammen mit einer Gruppe von Arbeitsaktivisten verhaftet und mit „Versammlung und Absprache“ gegen die Islamische Republik und „Propaganda gegen das Regime“ angeklagt. Das Teheraner Revolutionsgericht verurteilte sie zu fünf Jahren und acht Monaten Haft.  In weniger als einem Monat bestätigte das Berufungsgericht das erste Urteil, sodass sie bereits am 26. Juli 2023 ins Gefängnis gebracht wurde, um ihre Haftstrafe anzutreten.

Aufgrund ihres friedlichen Engagements für bessere Arbeitsbedingungen wird Anisha sowie ihrem Ehemann, der sich ebenfalls für die Rechte von Arbeitnehmern einsetzte, das Recht auf Freiheit verwehrt.  

Mit größter Sorge bewegen mich die zahllosen Berichte über Verhaftungen und das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften, die bei mir große Zweifel an der Rechtstaatlichkeit der Justizverfahren aufkommen lassen.

Ich appelliere an Sie, Anisha Asadollahi umgehend und ohne Auflagen freizulassen. Nach internationalen Rechtsstandards hat sie in keiner Weise eine strafbare Handlung begangen. Anishas Verhaftung ist willkürlich.

Außerdem appelliere ich an Sie, die Haftbedingungen in einem transparenten Verfahren zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich bitte Sie herzlich, mir zu schreiben, was Sie unternommen haben.

Hochachtungsvoll

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Weitere politische Gefangene in der Islamischen Republik Iran

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Am 28. April 2023, am Vorabend des Tags der Arbeit, wurde Kamiar Fakour von Sicherheitsbeamten festgenommen und zusammen mit mehreren anderen Aktivisten ins Evin-Gefängnis gebracht. Am 09. Mai 2023 trat er schließlich seine acht-monatige Haftstrafe an.

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Die Sozialarbeiterin, Übersetzerin und Kinderrechtsaktivistin Sarvenaz Ahmadi hat am 09. Mai 2023 ihre dreieinhalbjährige Gefängnisstrafe angetreten. Der Vorwurf gegen sie lautete „Propaganda gegen das Regime“.

Aktuelle Pressemitteilungen der IGFM zur Menschenrechtssituation in Iran

2404, 2024

Natalie Pfau-Weller übernimmt politische Patenschaft

Die CDU-Landtagsabgeordnete Natalie Pfau-Weller übernimmt die politische Patenschaft für den iranischen Rentner Shahriyar Bayat. Er wurde im Rahmen der "Frau-Leben-Freiheit"-Proteste im September 2022 festgenommen, da er in den sozialen Medien angeblich regierungskritische Inhalte veröffentlichte. Im Februar 2024 wurde gegen ihn das Todesurteil verhängt.

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