Fariba Adelkhah

Die iranisch-französische Sozialanthropologin Fariba Adelkhah wurde im Mai 2019 während einer Reise in den Iran wegen Spionage festgenommen und später im Evin-Gefängnis inhaftiert. Im April 2020 wurde Fariba wegen Spionage freigesprochen und auf Grund von „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen den Staat“ zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seit ihrer Freilassung am 3. Oktober 2020 stand sie unter Hausarrest in Teheran, im Januar 2022 musste sie ins Gefängnis zurückkehren. Fariba Adelkhah wurde im Januar 2023 freigelassen und kehrte am 18.Oktober des gleichen Jahres nach Paris zurück.

Doppelstaatlerin als Geisel

Die iranisch-französische Forscherin Fariba Adelkhah wurde 1959 in Teheran, Iran geboren. Sie studierte Soziologie an der Universität Straßburg und erhielt den Doktor in Sozialanthropologie und Ethnographie an der Hochschule für Sozialwissenschaften in Paris. In den letzten Jahren hat die Soziologin an der Nationalen Stiftung für Politikwissenschaft in Paris als Forschungsdirektorin gelehrt und geforscht. In den 1980er und 1990er Jahren forschte sie des Öfteren auch im Iran. Im Mai 2019 wurde sie während einer ihrer Reisen in den Iran von den Revolutionsgarden wegen Spionage festgenommen. Seitdem ist sie im berüchtigten Evin Gefängnis in Teheran inhaftiert. Fariba Adelkhah wurde im April 2020 wegen Spionage freigesprochen, aber aufgrund von „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen den Staat“ zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Von dieser Strafe muss sie fünf Jahre absitzen. Am 3. Oktober 2020 wurde Adelkhah unerwartet aus dem Evin-Gefängnis entlassen und stand seitdem in Teheran unter Hausarrest. Im Januar 2022 wurde bekannt, dass sie wieder ins Gefängnis zurückkehren muss.

Im Juni 2019 wurde ihr französischer Partner Roland Gabriel Marchal, der ebenfalls Forscher ist und Fariba in den Iran nachgereist war, ebenfalls festgenommen. Damals drückte der französische Präsident Emmanuel Macron seine Besorgnis über den Fall aus und bat den iranischen Präsidenten um eine Erklärung. Im Januar 2020 trat Fariba Adelkhah in einen zweiwöchigen Hungerstreik, weil die Gefängniswärter es ihr nicht erlaubten, ihren Partner zu treffen. Durch den Hungerstreik schädigte sie ihre Nieren, so dass sie einige Zeit im Evin-Krankenhaus behandelt werden musste. Um sich überhaupt treffen zu dürfen, musste das Paar – das seit mehr als 30 Jahren zusammen lebt – islamisch heiraten. Zuvor sagten Beamte des Evin-Gefängnisses, dass die „inoffizielle Registrierung der Ehe“ die beiden Gefangenen daran gehindert habe, sich besuchen zu dürfen. Im Austausch für die Freilassung eines iranischen Gefangenen, der wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen gegen den Iran in Frankreich angeklagt ist, wurde Roland Gabriel Marchal Anfang März 2020 freigelassen. Nach der Freilassung von Roland Marchal forderte der französische Präsident die Islamische Republik auf, auch Fariba Adelkhah freizulassen. Am 16. Mai 2020 gab das französische Außenministerium eine Erklärung ab, in der die sechsjährige Haftstrafe als politisch motiviert bezeichnet und verurteilt wurde.

Seit Januar 2023 ist Fariba Adelkah frei und kehrte nach einiger Zeit, am 18.Oktober 2023, nach Frankreich zurück.

Hintergrund: Inhaftierung von Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit zu politischen Zwecken

Durch die Inhaftierung von Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit verfolgt die Islamische Republik politische Ziele: Sie nutzt diese Menschen als Geiseln, um zum Beispiel die Freilassung von regimetreuen Personen zu fordern, die von anderen Ländern festgenommen wurden oder Druck auf Länder ausüben, um politische Ziele zu erreichen. Ein weiteres Beispiel ist die Verhaftung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe, einer iranisch-britischen Staatsbürgerin, die laut ihrem Ehemann als Druckmittel gegenüber der britischen Regierung eingesetzt wurde. Dadurch wollte der Iran erreichen, dass Großbritannien seine Schulden in Höhe von 500 Millionen Dollar gegenüber dem Iran begleicht. Die französische Zeitung „Le Figaro“ schrieb in einem am 100. Tag der Verhaftung von Fariba Adelkhah veröffentlichten Artikel, dass einer der möglichen Gründe für ihre Verhaftung darin bestand, dass sie Beamte der Islamischen Republik mit einem iranischen Gefangenen in Frankreich austauschen wollten.

Stand: Oktober 2023

So können Sie Fariba helfen:

Bitte schreiben Sie an das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Sayed Ali Khamenei, an den Präsidenten Irans, Ebrahim Raisi, und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der Forscherin:

Präsident Ebrahim Raisi
Honourable President of the Islamic Republic of Iran
The Presidency
Dr. Seyyed Ebrahim Raisi
Pasteur Street
Pasteur Square
Teheran
Islamische Republik Iran

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Hier finden Sie weitere Appell-Adressen für den Iran

Wie schreibe ich einen Appell?

Sehr geehrter Herr …

ich schreibe Ihnen, um Sie auf die aktuelle Situation der inhaftierten französisch-iranischen Wissenschaftlerin Fariba Adelkhah aufmerksam zu machen, die von Mai 2019 bis Anfang Oktober 2020 wegen „Spionage“ im Evin-Gefängnis inhaftiert war. Seit ihrer Freilassung am 3. Oktober 2020 steht Fariba Adelkhah in Teheran unter Hausarrest. Obwohl sie im April 2020 dem Vorwurf der Spionage freigesprochen wurde, haben Sie Fariba wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit” und „Propaganda gegen den Staat” zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

In ihrem Verfahren sind sowohl iranisches Recht als auch internationale rechtliche Mindeststandards massiv missachtet worden.

Ich appelliere an Sie, das willkürliche Urteil gegen Fariba Adelkhah vollständig aufzuheben und ihr die Rückreise nach Frankreich zu ermöglichen.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und bitte Sie herzlich, mir mitzuteilen, was Sie zur Freilassung von Fariba Adelkhah unternehmen werden.

Hochachtungsvoll

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