Hashem Khastar

Der 70-jährige hat eine Haftstrafe von insgesamt 18 Jahren und sechs Monaten abzusitzen. Der willkürliche Vorwurf für die neue Haftstrafe lautete „Beleidigung des Führers der Islamischen Republik und Propaganda gegen das Regime“. Er hat unter den extremen Haftbedingungen verschiedene gesundheitliche Probleme erlitten und muss dringend medizinisch versorgt werden.

Hashem Khastar
Geboren: 02. Juli 1953

Verhaftet: 11. August 2019

Anklage: „Gründung einer Organisation, die darauf abzielt, die nationale Sicherheit zu stören“, „Propaganda gegen den Staat“, „Beleidigung des Führers“

Urteil: 1) 16 Jahre Haft, zwei Jahre Exil, zwei Jahre Ausreiseverbot 2) zwei Jahre und sechs Monate Haft

Aktivist wird erneut verurteilt

Der seit 2019 unschuldig inhaftierte Lehrer und Bürgeraktivist Hashem Khastar wurde im Juli 2023 zusätzlich zu seiner 16-jährigen Haftstrafe, zwei Jahren Exil und zwei Jahren Ausreiseverbot zu weiteren zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Laut seiner Ehefrau führte die Anklage den angeblichen Versand von 30 offenen, regimekritischen Briefen und Audiodateien während seiner Haft an. Der Anwalt Doostali Makki wurde mündlich über die Entscheidung des Gerichts informiert. Der willkürliche Vorwurf lautete „Beleidigung des Führers der Islamischen Republik und Propaganda gegen das Regime“. Hashem Khastar, der aktuell im Vakilabad-Gefängnis in Mashhad einsitzt, wurde rechtswidrig festgehalten, seine Gesundheit in Gefahr gebracht und seine Familie misshandelt.

Lehrer zieht Missgunst des Regimes auf sich
Aufgrund seines Engagements für Bürgerrechte war Hashem Khastar bereits im Jahr 2009 verhaftet zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der 1953 Geborene musste sich damals selbst verteidigen, da der Druck seitens der Justiz zu groß war, als dass ihn ein Anwalt vertreten konnte. Bis er auf Kaution freigelassen wurde musste er im Gefängnis unmenschliche Zustände ertragen und hatte dadurch gesundheitliche Probleme. Bis zu seiner erneuten Inhaftierung im Jahr 2019 wurde Hashem Khastar mehrere Male festgenommen. Im Jahr 2018 wurde er von so genannten „Sicherheitskräften“ gegen seinen Willen in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses in Mashhad gebracht. Dort wurden ihm unter Gewaltanwendung Injektionen gesetzt. Seine Familie protestierte und wurde daraufhin für eine kurze Zeit ebenso verhaftet. Hashem Khastar wurde 18 Tage später freigelassen.

Aktivisten fordern Rücktritt von Khamenei und wurden verhaftet
Im Juni 2019 veröffentlichten 14 politische Aktivisten und Aktivistinnen aus dem Iran eine Erklärung, in der sie den Rücktritt von Ali Khamenei und grundlegende Änderungen der Verfassung forderten. Daraufhin wurde politische und zivile Aktivisten, darunter einige Unterzeichner der Erklärung, verhaftet. Einer von ihnen war Hashem Khastar, der am 11. August 2019 während einer Kundgebung für einen unschuldig Inhaftierten vor dem Gericht in der Sajedi-Straße festgenommen wurde.
Die regimenahe Nachrichtenagentur Fars News berichtete, dass die Verhaftung von „Regimefeindlichen, die einen Plan zur Schaffung von Unruhen und zur Störung der Sicherheit verfolgen“, durchgeführt wurde. Dabei wurde stets betont, dass nicht ihr Brief an Ali Khamenei zur Verhaftung geführt hätte, sondern ihr Versuch, „das Regime zu stürzen“. So versuchte das Regime, den wahren Grund für die willkürlichen Verhaftungen zu vertuschen.

Acht Personen, die mit der Erklärung in Verbindung stehen, wurden von der Abteilung 4 des Revolutionsgerichts in Mashhad zu Haftstrafen, Exil und sozialen Maßnahmen verurteilt. Unter anderem wurde Abdol Rasul Mortazavi zu 26 Jahren Haft, Mohammad Hossein Sepehri zu sechs Jahren und seine Schwester Fatemeh Sepehri zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Inhaftierung der Aktivist*Innen ist auch nach iranischem Recht illegal.

Neue Anklage
Am 26. September 2023 wurde Hashem Khastar in Mashhad erneut vor Gericht gestellt. Ein Urteil zu den neuen Anklagepunkte „Verbreitung von Lügen und Störung der öffentlichen Meinung“ ist noch abzuwarten.

Kritischer Gesundheitszustand
Hashem Khastar ist schwer krank. Ihm wird die medizinische Versorgung vorenthalten und der Kontakt zu seiner Familie nur sehr eingeschränkt erlaubt. Die Gefängnisbeamten fordern für eine medizinische Versorgung außerhalb des Gefängnisses, dass Hashem Khastar dafür in Hand- und Fußfesseln ins Krankenhaus gebracht wird. Er lehnte dies vehement ab. Nach Angaben seiner Familie leidet er an Verdauungsproblemen und Bluthochdruck. Er hat seit seiner Inhaftierung 25 Kilogramm an Gewicht verloren. Allgemein ist der 70-Jährige in einer schwachen gesundheitlichen Verfassung. Trotzdem hat er seit seiner Verlegung in das Gefängnis Vakilabad keine Stunde Freigang oder medizinischen Hafturlaub erhalten.

Stand: Juli 2023

So können Sie Hashem helfen:

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja sagte der IGFM: „Schreibt Briefe, schreibt an die politischen Gefangenen. Sie freuen sich zum Teil wirklich wie kleine Kinder, wenn sie Post bekommen, man kann es sich kaum vorstellen. Es ist enorm wichtig. Nehmt Euch vor: Einmal in der Woche schreibt jeder eine Karte, damit die Menschen wissen, dass sie nicht vergessen werden“

Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Hashem Khastar.

To

Hashem Khastar

Vakilabad Prison (زندان وکیل‌آباد)/ Central Prison of Mashhad (زندان مرکزی مشهد)

Razavi Khorasan Province

Mashhad

Islamic Republic of Iran

Bitte schreiben Sie an das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Sayed Ali Khamenei, an den Präsidenten Irans, Ebrahim Raisi, und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der Gefangenen:

Präsident Ebrahim Raisi
His Excellency Ebrahim Raisi
The Presidency
Palestine Avenue
Azerbaijan Intersection
Teheran
Islamische Republik Iran

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Sehr geehrter Herr Botschafter,

mit diesem Schreiben bringe ich meine Besorgnis über die mir vorliegenden Berichte zur Inhaftierung von Hashem Khastar zum Ausdruck.

Am 11. August 2019 wurde Hashem Khastar verhaftet. Er wurde willkürlich zu 16 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde während des Prozesses der Zugang zu einem Anwalt blockiert. Die dringend benötigte medizinische Behandlung wird ihm verwehrt und seine Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend. Es bestehen ernsthafte Gründe zur Sorge um seine Sicherheit und sein Wohlergehen. Indes wurde er im Juli 2023 zusätzlich zu der 16-jährigen Haftstrafe zu weiteren zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Mit diesem Schreiben appelliere ich an Sie, sich für die Freilassung von Hashem Khastar einzusetzen und die Anklagepunkte umgehend fallen zu lassen.

Herr Khastar hat mit seinem Aktivismus lediglich friedlich sein Recht auf Meinungsfreiheit wahrgenommen. Nach internationalen Rechtsstandards hat er in keiner Weise eine strafbare Handlung begangen, sondern im Gegenteil, sein Menschenrecht auf Meinungsfreiheit ausgeübt. Dies Recht garantiert auch der Iran, u.a. in völkerrechtlich bindenden Verträgen wie dem internationalen Pakt für bürgerliche und politische Rechte.

Mit größter Sorge bewegen mich die zahllosen Berichte über Verhaftungen und das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften, die bei mir große Zweifel an der Rechtstaatlichkeit der Justizverfahren aufkommen lassen.

Mit Blick auf die Verurteilung erbitte ich ihre Rückmeldung, was Sie zur Aufklärung dieses Falls tun werden, und fordere die schnellstmögliche Freilassung sowie die Aufhebung des Urteils. Bitte schützen Sie das Leben von Hashem Khastar!

Hochachtungsvoll,

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