Schon wieder auf der Flucht

Militäroperation irakischer Regierungstruppen löst Fluchtbewegung aus Tausende Jesiden fliehen wie im Jahr 2014 – IGFM unterstützt Opfer vor Ort

Auf den zwei Screenshots links sind irakische Soldaten und Panzer der Zentralregierung in Baghdad zu sehen. Rechts zu sehen, Khalil Al-Rasho, der am 3. Mai 2022 im Camp Esyan Noure Hajji Jibbo und ihren Mann, Ali Haider Jibbo interviewte. Nachdem sie erst vor kurzem dem Flüchtlingslager Esyan den Rücken gekehrt hatten, um in ihr Heimatdorf Dukre in Şhingal zurückzukehren, sind sie nun zurück in Esyan. Sie sahen sich nach Beginn der Militäroperation in Şhingal zu diesem Schritt gezwungen. Die IGFM leitet bereits seit vielen Jahren Hilfsprojekte in verschiedenen Flüchtlingslagern im Raum Dohuk.

„Wir hatten gehofft, dass in Şhingal Sicherheit und Stabilität herrschen würden“

Interview mit Familie, die aus Şhingal ins Flüchtlingslager Esyan zurückkehren musste

Ali Haider Jibbo und Noure Hajji Jibbo flohen 2014 mit ihrer 12-köpfigen Familie vor dem IS. Erst kürzlich haben sie das Lager Esyan verlassen und sind sie in ihre Heimat zurückgekehrt. Nach dem Ausbruch des gewaltsamen Konflikts am 2. Mai sah das Ehepaar sich gezwungen, wieder nach Esyan zurückzukehren…

„Wir sind seit 2014 vor der Invasion der Terrormiliz ‚Islamischer Staat‘ geflohen, seitdem lebten wir in zwei Zelten im Camp Esyan (nähe Dohuk) zusammen mit drei behinderten Kindern. Eines unserer Kinder ist vor einigen Monaten verstorben.

Einer unserer Söhne ist Soldat in Şhingal. Da er mit seiner Tätigkeit genug Geld verdient, dass er damit unsere Familie unterstützen konnte, hatten wir beschlossen, in unser Heimatdorf Dukre/Shingalgebiet zurückzukehren. Denn durch die Corona-Pandemie und strikte Quarantänebestimmungen war es ihm nicht erlaubt, uns und unsere Kinder in Esyan zu besuchen und uns zu unterstützen.

Wir hatten gehofft, dass in Şhingal Sicherheit und Stabilität herrschen würden. Aber von diversen bewaffneten Gruppen wurde immer wieder Angst und Panik verbreitet. Die Infrastruktur war mangelhaft; es fehlte eine stabile Verwaltung, die sich um uns und die Bedürfnisse unserer behinderten Kinder kümmerte und ihre Dienstleistungen waren mangelhaft. Das Leben dort war viel schwieriger als im Lager (in Esyan).

Khalil-Al-Rasho-mit-Noure-Hajji-Jibbo

Khalil Al-Rasho im Gespräch mit Noure Hajji Jibbo im Camp Esyan.

Nachdem am Vortag, dem 2. Mai 2022, der Krieg zwischen der irakischen Armee, den PKK-Streitkräften und anderen bewaffneten Gruppen, die der PKK treu ergeben sind, wieder ausbrach, sammelten wir unsere Kinder und bereiteten uns vor, aus der Hölle ihres Feuers zu entkommen.

Schließlich erreichten wir durch die Stadt Mosul und 9 Checkpoints wieder das Camp Esyan.
Wir danken Präsident Masrur Barzani (Premierminister der Autonomen Region Kurdistan) dafür, dass er eine Entscheidung getroffen hat, die es den Vertriebenen erlaubt, ins Lager zurückkehren, vorerst dort zu bleiben und auch alle Leistungen beziehen zu dürfen.

Nachdem wir im Camp angekommen waren, registrierten die Sicherheitskräfte unsere Namen. Unsere alten Zelte waren nicht mehr da. Wir haben die vergangene Nacht bei unseren Nachbarn verbracht. Heute hat uns die Lagerverwaltung einen neuen Platz zur Verfügung gestellt. Wir haben unseren gesamten Hausrat in Şhingal gelassen.

Noure Hajii Jibbo am 3. Mai 2022

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