Kameel Ahmadi

Der iranisch-britische Sozialanthropologe, Kameel Ahmadi, forschte zu Genitalverstümmellung (FGM) im Iran, als er dort wegen „Kooperation mit einer feindlichen Macht“ verhaftet wurde. Nachdem Ahmadi gegen Kaution aus der Haft im Evin-Gefängnis entlassen wurde, floh er Anfang Februar 2021 zu Fuss über die iranische Berggrenze und ist inzwischen wieder in Großbritannien bei seiner Familie angekommen.
Anthropologe musste wegen seiner Forschungsarbeiten ins Gefängnis
Kameel Ahmadi ist ein iranisch-britischer Anthropologe, Forscher und Autor, der sich mit Fragen der lokalen Kultur, Kinder- und Frauenrechten, Minderheitenrechten, Kinderehen und der Beschneidung von Mädchen befasst hat. Er ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Nachdem Ahmadi gegen Kaution aus der Haft entlassen wurde, floh er Anfang Februar 2021 zu Fuss über die iranische Berggrenze und ist inzwischen wieder in Großbritannien bei seiner Familie angekommen. Kameel hat einen Bachelor of Arts in Druck- und Verlagsrecht von der London School of Art and Communication (UAL) und einen Master of Arts in Sozialanthropologie und visueller Ethnographie von der University of Kent Canterbury (UKC).
Hintergründe zur Verhaftung
Die Revolutionsgarden nahmen ihn am 11. August 2019 in seinem Haus in Teheran fest. Seine Inhaftierung beruht auf seiner Arbeit und Forschung zu sensiblen sozialen Themen, Themen wie Kinderehe, Zeitehe und Beschneidung von Mädchen sowie der Zusammenarbeit mit internationalen Forschungsinstituten. Kameel Ahmadi wurde Ende November 2019 gegen eine Kaution von 40 000 Dollar freigelassen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass ihm weitere Strafverfolgung droht. Er hat viele Bücher mit Genehmigung des iranischen Ministeriums für Kultur und Islamische Führung veröffentlicht, die nun Gegenstand seiner Anklage sind. Kameel hat im Jahr 1994 die britische Staatsbürgerschaft erworben und lebt seit dem Jahr 2004 im Iran. Da er zur iranisch-kurdischen Minderheit gehört, hat er auch bedeutende Forschungen zur ethnischen Zugehörigkeit durchgeführt. Er ist international bekannt für seine Arbeit zur weiblichen Genitalverstümmelung (FGM), sowie für Kinderehen und „weiße Ehen“, in denen junge iranische Paare illegal zusammenleben. Kameel erhielt 2018 den Literatur- und Geisteswissenschaftspreis der World Peace Foundation an der George Washington University in den USA.
Spionagevorwurf: Bürger mit mehreren Staatsbürgerschaften als Geiseln
In den letzten Jahren wurde wiederholt über die Inhaftierung von Doppelstaatsangehörigen wegen des Versuchs, in den Iran einzudringen oder ihn auszuspionieren, berichtet, was viele ausländische Regierungen als sehr problematisch ansehen. Kameel ist nicht der einzige britisch-iranische Staatsbürger, der von iranischen Behörden festgehalten wird. Am bekanntesten ist der Fall der Journalistin Nazanin Zaghari-Ratcliffe, die seit ihrer Verhaftung am Flughafen Teheran im April 2016 festgehalten und misshandelt wird. Ihr wird Spionage vorgeworfen. Weitere betroffene Doppelstaatler sind: Aras Amiri, eine Mitarbeiterin des British Council, einer im Ausland tätigen Kultur- und Bildungsorganisation; Mimant Hosseini Chavoshi, eine iranische Demografie- und Bevölkerungsforscherin der Australian National University und Fariba Adelkhah, eine prominente iranisch-französische Professorin für Islam und Politikwissenschaft. Allen Doppelstaatlern wird Spionage vorgeworfen.