Lazare Sebitereko Rukundwa

Lazare Sebitereko Rukundwa, eine führende christliche Persönlichkeit und ein Verfechter der Menschenrechte in der Demokratischen Republik Kongo, war seit Juni 2023 gefangen, ohne das bekannt war, was ihm zur Last gelegt wird. Im September 2024 wurde Lazare aus der Haft entlassen. Foto: Jean Baptiste Serugo (via X)
Verfechter des Friedens endlich frei nach willkürlicher Inhaftierung
Die kongolesische Regierung hielt Lazare Sebitereko Rukundwa, eine führende christliche Persönlichkeit und ein Verfechter der Menschenrechte, seit Juni 2023 gefangen und veröffentlichte keinerlei Informationen darüber, was ihm zur Last gelegt wird. Am 27. Juni 2023 wurde er ohne Haftbefehl in der Stadt Uvira am Tanganjikasee festgenommen, später wieder freigelassen und kam zwei Tage darauf, am 29. Juni 2023, erneut in Haft; er wurde über Bukavu nach Goma überführt. Schließlich wurde er am 1. Juli 2023 nach Kinshasa gebracht. Er befand sich im Gefängnis von Makala in der Hauptstadt Kinshasa. Mehreren Personen zufolge, die mit der Situation vertraut sind, kam Rukundwa lange nicht an Medikamente, und das Rote Kreuz hat bis jetzt keine Erlaubnis bekommen, ihn zu besuchen.
Im September 2024 wurde Lazare Sebitereko Rukundwa aus der Haft entlassen. Nach einem kurzzeitigen Krankenhausaufenthalt, um ihn medizinisch zu untersuchen, konnte er Anfang Oktober endlich seine Familie wieder sehen. Seitdem kämpft Lazare weiterhin für die Rechte politischer Gefangener und hat begonnen, seine Erfahrungen aus der Gefangenschaft aufzuschreiben.
Hintergrund seiner Festnahme: „Ich bin ein politischer Gefangener im Kongo, mein Dienst blüht und gedeiht.“
Seine Verhaftung erfolgte, nachdem in einem UN-Bericht fälschlicherweise schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden: Er habe Angehörige seiner ethnischen Gruppe dazu ermutigt, sich zu bewaffnen. Rukundwa ist seit langem ein Verfechter des Friedens in der Region und dementiert die Behauptungen in dem Bericht kategorisch.
„Das Teilen falscher Informationen ist eine Waffe, die das Leben unschuldiger Menschen zerstört“, sagte er dazu. Der Verfechter des Friedens wurde festgenommen und als die Behörden keine Beweise fanden, zunächst wieder freigelassen. Nach dem Protest einiger politischer Amtsträger kam er jedoch wieder in Haft.
In einem im Mai veröffentlichten Brief aus dem Gefängnis stellte Rukundwa fest: „Ich bin ein politischer Gefangener im Kongo, mein Dienst blüht und gedeiht.“ Seine Situation bringt Rukundwa darin wie folgt auf den Punkt: „Ich wurde in einem rechtswidrigen Verfahren verhaftet. Während der Zeit, als ich falsch beschuldigt wurde, Personen in meiner Region, dem Osten der Demokratischen Region Kongo, dazu aufgerufen zu haben, sich zu bewaffnen, war ich in einem Video zu sehen (welches meine Anwälte vorgelegt hatten), um den Aufruf des Nairobi-Prozesses zu einem Waffenstillstand zu unterstützen. Ich war in der Tat an diesem Prozess beteiligt und ich habe mich lange dafür eingesetzt, Frieden und Entwicklung zu erreichen.“
Werdegang und Leben
Rukundwa hat eine Universität aufgebaut, gab Menschen, die auf der Flucht waren, Schutz und zeichnet sich durch seinen Einsatz für Frieden im Kongo aus. Rukundwa wurde am 20. Juni 1965 in Nganja im Kongo geboren. Er studierte Theologie in Nairobi (Kenia) sowie in Pretoria (Südafrika), wo er auch promovierte. In den USA bildete er sich zum Umgang mit Konflikten weiter. An der Hebräischen Universität Jerusalem war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Rukundwa publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und hielt Seminare.
Rukundwa ist Präsident der Eben-Ezer Universität in Minembwe, einer Ansammlung mehrerer Dörfer im Hochland des Lulenge-Sektors im Fizi-Territorium in der Provinz Süd-Kivu, und hat sein Leben der Bildung, Entwicklung und der Stärkung der Kirche im Ostkongo gewidmet. Er spielte eine entscheidende Rolle dabei, Solarstrom als alternative Energiequelle in die Region zu bringen.
„Lazare ist einer der wenigen Menschen in diesem Gebirge, der über die Grenzen der verschiedenen Stämme hinweg ein Ansehen genießt und beliebt ist, selbst von Gemeinschaften, die sich in ständigen Konflikten und Kämpfen befinden“, wird Freddy Kaniki in dem Magazin „Christianity Today Global“ zitiert, der mit Rukundwa seit einem Vierteljahrhundert befreundet ist.
Der Chefredakteur dieses Magazins, Morgan Lee, interviewte Rukundwa vor seiner Verhaftung zu den Herausforderungen, denen sich Christen im Kongo derzeit gegenübersehen und zu der Hoffnung, die er auf einen Wandel setzt. In diesem Interview stellte Rukundwa fest: „Mehr als 80 Prozent unserer Region ist zerstört worden, und nur noch sehr wenige Orte sind uns geblieben. Wir haben viele Morde erlebt. Wir haben bewaffnete Konflikte. Wir haben eine humanitäre Krise.“ Der Konflikt habe sich zu einem Stammeskonflikt entwickelt, Dörfer, Vieh und Ernten zerstört und Menschen zur Flucht gezwungen. „Seit 2019 nehmen wir Tausende und Abertausende von Binnenflüchtlingen, die zu uns kommen, ohne Unterstützung von außen auf.“
Gesundheitlicher Zustand
Dem politischen Gefangenen wurde eine medizinische Versorgung vorenthalten. So berichtete er in dem Schreiben: „Als ich verhaftet wurde, wurden meine Medikamente zurückgelassen. Später wurde mir meine Medizin gebracht und gezeigt, aber sie wurde mir nie zur Einnahme gegeben. Ohne diese Arzneimittel habe ich immer noch überlebt.“
Später schrieb er eine Nachricht an Freunde, in der er davon erzählt, dass er aufgrund seiner körperlichen Schwäche ein Krankenhaus außerhalb der Gefängnismauern besuchen durfte. Dort stellte man u.a. eine Malaria-Infektion und hohen Blutdruck fest. Auch von Rückenproblemen und weiteren Infekten berichtet Rukundwa. Er erhalte nun jedoch Medikamente und es gehe ihm besser.
Humanitärer Einsatz trotz Inhaftierung
In dem von ihm verfassten Brief aus dem Gefängnis, erklärte Rukundwa auch, wie er sich durch humanitären Einsatz von seinen Sorgen um das Verfahren und zusätzliche gesundheitliche Probleme ablenkt. So raffte er sich dazu auf, sich im Gefängnis um die Alphabetisierung von Mitgefangenen zu bemühen, die weder lesen noch schreiben konnten. Etwa 100 Personen, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, profitieren jetzt von dem Programm. Neben dem Unterricht zur Alphabetisierung wird den Gefangenen etwa auch beigebracht, wie sie Seife, Waschmittel und Desinfektionsmittel herstellen können, was die sanitären Bedingungen für alle im Gefängnis verbessert hat.
Rukundwa beschreibt den Dienst an den Menschen im Gefängnis auf sehr plastische Weise, wenn er ausführt, dass er täglich mit Schwierigkeiten von Mithäftlingen konfrontiert sei, die gelöst werden müssten, auch wenn die eigenen Probleme noch nicht gelöst seien. „Es gibt Menschen, denen die Mittel für die Grundbedürfnisse wie Kleidung, Lebensmittel und Medikamente fehlen. Ich habe mehr als ein Dutzend Menschen erlebt, die Geld brauchten, um ihre Rechtsfälle zu regeln“, berichtet er weiter in dem Brief.
Aus der Haft heraus schildert er folgendes Beispiel dafür, wie Hilfe im humanitären Bereich erfolgreich war: „Ich erinnere mich insbesondere daran, wie eine fünfköpfige Familie, die über zehn Monate inhaftiert war, freigelassen wurde und nach Hause gehen konnte, nachdem wir die erforderlichen Mittel (für die Rechtshilfe; Anm. d. Red.) gespendet hatten.“
Bei allen Problemen, mit denen er selbst konfrontiert ist, gibt Rukundwa seinen Mut nicht auf und erklärt in dem Schreiben: „Ein Gefangener zu sein, macht mich nicht weniger menschlich. Ich träume weiter, bin kreativ und ein Mensch, der die Umstände in Chancen verwandeln kann.“ Er sehe seinen Lebenssinn darin, sein Umfeld positiv zu beeinflussen.
Stand: Januar 2025