Nahid Shirpisheh
Nahid verlor ihren Sohn im November 2019, als dieser im Rahmen der Proteste durch die „Sicherheitskräfte“ getötet wurde. Daraufhin organisierte sie sich mit anderen Müttern und forderte Gerechtigkeit für Ihre Kinder. Aufgrund dieser Bewegung wurde sie festgenommen und unschuldig am 11. September 2022 zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Mutter des getöteten Pouya Bakhtiari
Nahid Shirpisheh hat sich, nachdem ihr Sohn bei den Protesten im November 2019 getötet wurde, gemeinsam mit vielen weiteren Müttern, die ihre Kinder bei den Protesten verloren haben, organisiert. Gemeinsam haben sie die Bewegung „Mütter für Gerechtigkeit“ ins Leben gerufen. Die Mütter fordern die Identifizierung der Täter des Mordes an ihre Kinder und Gerechtigkeit.
Blutiger November 2019
Millionen Demonstranten protestierten in mehreren Städten im Iran gegen die Erhöhung der Benzinpreise. Zunächst begannen die Proteste als Reaktion auf die Preiserhöhung, bald aber richteten sie sich gegen das gesamte Regime. Bereits in den frühen Stunden begannen Sicherheitskräfte vielerorts auf die Demonstranten zu schießen und töteten oder verletzten Hunderte von ihnen. Die landesweiten Proteste im November, auch bekannt unter dem Namen „Aban Proteste“ und „Blutiger November“, wurden von vielen Menschen als der bisher größte Aufstand gegen die Regierung betrachtet.
Verhaftungsreihe von Nahid Shirpisheh
Im Januar 2020 wurde Nahid erstmals verhaftet. Nach ein paar Tagen wurde sie gemeinsam mit ihrer Tochter und Pouya Bakhtiari’s Onkel entlassen. Ein weiterer Onkel und der Vater von Pouya Bakhtiari, Manouchehr Bakhtiari, blieben weiterhin in Haft.
Am 11. Juli 2022 wurden einige Mütter, deren Kinder im Rahmen der Proteste 2019 getötet wurden, von den Sicherheitskräften verhaftet, darunter auch Nahid Shirpisheh. In den staatlichen Medien wurden die Gerechtigkeit suchenden Familien als sogenannte Unruhestifter inszeniert.
Am 7. April 2021 wurden Nahid Shirpisheh sowie Dutzende weitere, die ihre Familienmitglieder bei den Aban Protesten verloren haben, verhaftet und in das Gefängnis in Isfahan transferiert, nachdem sie sich auf dem Rückweg von der Grabstätte von Asad Bakhtiari, eine der wichtigsten Helden der Konstitutionellen Revolution, befanden. Alle Inhaftierten wurden ein Tag nach der Verhaftung wieder freigelassen.
Am 11. Juli 2022 wurden Nahid Shirpisheh, ihr Schwager Mehrdad Bakhtiari sowie zahlreiche andere Familien, die ihre Familienmitglieder bei den Aban Protesten verloren haben und seitdem Gerechtigkeit einfordern, in Teheran verhaftet. Nahid Shirpisheh wurde am 11. September 2022 unschuldig zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt.
Am 28. Juli 2022 wurde Nahid Shirpisheh in das Kachoui Gefängnis in Karaj verlegt. Ihr wurden lange Zeit jegliche Anrufe sowie das Empfangen von Familienbesuchen verweigert.
Sehr schlechter gesundheitlicher Zustand
Nachdem Nahid im Juni 2023 aus der Isolationshaft in den öffentlichen Trakt verlagert wurde, wurde sie drei Wochen später auf eigener Anfrage hin erneut in die Einzelhaft verlegt. Während ihrer Gefangenschaft im öffentlichen Trakt wurde sie von anderen Gefangenen brutal geschlagen. Die Gefängnisbeamten weigerten sich, einzugreifen. Es gibt keine Beweise, da behauptet wird, die Kameras seien kaputt. Nahid leidet unter starken gesundheitlichen Problemen. Außerdem leidet sie unter starker Klaustrophobie.
Solidarität anderer politischer Gefangenen
Viele weitere politisch Inhaftierten solidarisierten sich mit Nahid Shirpisheh und schrieben einen offenen Brief, um sich für bessere Bedingungen für Nahid Shirpisheh einzusetzen. Dies hatte zur Folge, dass auch ihnen die Besucherzeit um einige Wochen sowie die Telefonzeit für mehrere Monate verboten wurde. Eine politische Gefangene ging sogar in den Hungerstreik um gegen die Inhaftierung von Nahid Shirpisheh zu protestieren.
Nahid Shirpishehs Verhaftung ist willkürlich. Sie ist eine von Tausenden Frauen, die zu Unrecht beschuldigt und inhaftiert werden.
Die Islamische Republik Iran missachtet systematisch die Rechte ihrer Bürger. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen, Verurteilungen ohne faire Gerichtsprozesse sowie zu Misshandlungen und Hinrichtungen von Andersdenkenden. Mit der unmenschlichen Behandlung ihrer Gefangenen verletzt die Islamische Republik Iran in hohem Maße die von ihr ratifizierten menschenrechtlichen Mindeststandards des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte („Zivilpakt“) der Inhaftierten. Dazu gehören unter anderem das Verbot von Folter und grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung (Artikel 7), das Verbot willkürlicher Gefangennahme (Artikel 9) sowie das Recht auf ein faires Verfahren (Artikel 14).
„Warum haben sie auf den Kopf meines Sohnes geschossen? Hatten sie das Recht, eine Menschenmenge zu zerstreuen, indem sie einem Menschen das Leben nahmen? Wer gab ihnen dieses Recht?“
Verlegung
Am 31. Oktober 2022 wurde Nahid in das Zanjan-Gefängnis verlegt.
Stand: September 2023