Pastor Youcef Nadarkhani verhaftet und nach Teheran verschleppt

Frankfurt am Main (23. Juli 2018) – Der wohl bekannteste Pfarrer der Islamischen Republik Iran, Youcef Nadarkhani, ist am Sonntag, den 22. Juli in seiner Heimatstadt Rascht verhaftet und in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran verschleppt worden. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, setzten die Behörden dazu ein großes Polizeiaufgebot und erhebliche körperliche Gewalt ein.

Nach Auffassung von IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin steht die Verhaftung im Zusammenhang mit einer verschärften Verfolgung von ehemaligen Muslimen, die Christen geworden sind. Nadarkhani und drei weitere christliche Gemeindeleiter waren im Juni 2017 zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde im Mai 2018 bestätigt. Hintergrund für die Verfolgung Nadarkhanis und der übrigen Christen ist deren erfolgreiche Gemeindearbeit. Nadarkhani, seine drei Leidensgefährten und die Masse ihrer Gemeindemitglieder sind ehemalige Muslime, die Christen geworden sind.

Verfolgung christlicher Konvertiten

Die IGFM unterstreicht, dass Pastor Nadarkhani lediglich von seinem Recht auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht und als Pastor gearbeitet hat. Der Iran ignoriert dieses und andere Menschenrechte, obwohl er sich in völkerrechtlich bindenden Verträgen selbst dazu verpflichtet hat, diese Rechte zu gewährleisten. Für das Verlassen des Islams und Mission unter Muslimen kann im Iran nach dem Islamischen Recht die Todesstrafe vollstreckt werden, während gleichzeitig islamische Mission stark gefördert wird.

Pastor Youcef Nadarkhani ist international bekannt geworden, nachdem ihn ein islamisches Revolutions-gericht im Jahr 2010 ganz offen wegen „Abfall vom Islam“ zum Tode durch den Strang verurteilte. In der Regel verschleiern die Behörden der Islamischen Republik die eigentlichen Gründe und fällen Urteile wegen angeblicher Gefährdung der „nationalen Sicherheit“.

„Alleine die hohe internationale Aufmerksamkeit hat Pastor Nadarkhani damals das Leben gerettet und zu seiner Freilassung im Jahr 2012 geführt. Im Rahmen des IGFM-Programms für politische Patenschaften haben sich damals namhafte Politiker für ihn eingesetzt – darunter der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Hermann Gröhe und CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer,“ erklärt die IGFM.

Pastor Youcef Nadarkhani während einer früheren Haft.

Hintergrund

Youcef Nadarkhani wurde im Jahre 1977 geboren. Er lebt in Rascht, der Hauptstadt der iranischen Provinz Gilan, im Norden des Irans am Kaspischen Meer. Zusammen mit seiner Frau Fatemeh Pasandideh hat er zwei Kinder: Daniel (*2003) und Yoel (*2005). Im Alter von 19 Jahren konvertierte Nadarkhani vom Islam zum Christentum. Bereits seit 2001 ist er Pastor in einem Netzwerk von Hauskirchen, zu der auch die Freikirche „Church of Iran“ gehört, eine der größten Hauskirchen des Landes. Bei seiner Verhaftung im Jahr 2009 war er Leiter einer 400 Mitglieder großen Gemeinde.

Nadarkhani arbeitete auch nach seiner Freilassung im Jahr 2012 weiter am Aufbau christlicher Hauskreise, in denen sich (ehemalige) Muslime privat treffen. Die iranische Staatssicherheit verhaftete ihn daher am 13. Mai 2016 gemeinsam mit drei Gemeindemitgliedern in seinem Haus. Alle vier sind zu jeweils 10 Jahren Haft verurteilt; Youcef Nadarkhani und Mohammad Reza Omidi anschließend zu weiteren zwei Jahre Verbannung in Nikshahr im äußersten Süden der Islamischen Republik. Dieser Ort ist rund 2.000 Straßenkilometer von seiner Familie und seiner Gemeinde entfernt. Mohammad Reza Omidi wurde außerdem zusammen mit Saheb Fadaei und Yasser Mossayebzadeh zu 80 Peitschenhieben wegen des Trinkens von Wein beim Abendmahl verurteilt.

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