Youcef Nadarkhani

Youcef Nadarkhani gehört zu den bekanntesten Pastoren Irans. Der Konvertit wurde wegen „Abkehr vom Islam” und „Förderung des Zionismus” 2009 zum Tode verurteilt. Durch großen internationalen Druck, u.a. initiiert von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), kam er 2012 aus dem Gefängnis frei. 2017 wurde er gemeinsam mit weiteren christlichen Konvertiten zu zehn Jahren Haft und zwei Jahren Verbannung verurteilt. Im Mai 2018 musste Nadarkhani die Strafe im Evin-Gefängnis antreten.

10 Jahre Haft für christlichen Pastor

Der 1977 geborene Youcef Nadarkhani ist der wohl bekannteste christliche Pastor in der Islamischen Republik Iran. Mit seiner Frau Fatemeh Pasandideh und den zwei Söhnen Daniel (*2003) und Yoel (*2005) lebt er in Rasht, der Hauptstadt der nordiranischen Provinz Gilan. Im Alter von 19 Jahren konvertierte Nadarkhani vom Islam zum Christentum. Seit 2001 ist er Pastor in einem Netzwerk von Hauskirchen, zu der auch die Freikirche „Church of Iran“ gehört, eine der größten Hauskirchen des Iran. 2009 wurde er zum Tode verurteilt, kam aber nach großen internationalen Protesten 2012 aus dem Gefängnis frei. 2017 wurde er erneut zu zehn Jahren Haft verurteilt, welche er seit Mai 2018 im Evin-Gefängnis in Teheran absitzt.

Verhaftungen und erster Prozess

Das erste Mal wurde Nadarkhani 2006 verhaftet, jedoch nach zwei Wochen freigelassen. 2009 machte er von seinem Recht auf Religionsfreiheit Gebrauch und stellte das staatliche Monopol der Kindererziehung in Frage. Dies hatte eine Vorladung vor das Revolutionsgericht in Rasht am 12. Oktober 2009 zur Folge, bei der er verhaftet wurde. Am 18. Juni 2010 verhafteten die Behörden seine Frau und drohten damit, den Eltern das Sorgerecht zu entziehen und ihre Kinder einer muslimischen Familie zuzuführen. Damit sollte Druck auf den Pastor ausgeübt werden.

Erst Todesurteil, dann Freispruch

Am 22. September 2010 verurteilte ihn das Revolutionsgericht in Rasht wegen „Abkehr vom Islam” und „Verbreitung des zionistischen Christentums” zum Tod. Am 28. Juni 2011 bestätigte der Oberste Gerichtshofs die Todesstrafe.  Nadarkhanis Anwalt Mohammad Ali Dadkhah wurde im Juli 2011 als Bestrafung für die Einspruchsklage zu Peitschenhieben, neun Jahren Haft, einem zehnjährigem Berufsverbot sowie einer Geldstrafe verurteilt.

Wegen der internationalen Aufmerksamkeit des Falls verwies das Oberste Gericht das Verfahren wegen „unvollständiger Ermittlungen” am 12. Oktober 2011 jedoch überraschend zurück an die Erstinstanz. Daraufhin wurde Nadarkhani am 8. September 2012 in einem Gerichtsverfahren vom Vorwurf der Apostasie freigesprochen und aus der Haft entlassen. Die Richter hielten den Vorwurf der Evangelisierung als „staatsfeindliche Propaganda” jedoch aufrecht und verurteilten den Pastor zu einer dreijährigen Haftstrafe, sahen diese aber bereits als verbüßt an.

Neue Anklage und Verurteilung

Am 13. Mai 2016 nahmen die Behörden Nadarkhani, seine Frau und drei weitere Gemeindemitglieder erneut willkürlich fest. Zwar kamen alle von ihnen innerhalb einiger Tage frei, doch in einem Urteil vom 24. Juni 2017 wurde Nadarkhani zu zehn Jahren Haft und anschließend zwei weiteren Jahren Verbannung verurteilt, die er in Nikshahr verbüßen soll, im äußersten Süden Irans – rund 2.000 Kilometer entfernt von seiner Familie und Gemeinde. Dieses Urteil wurde im Mai 2018 letztinstanzlich bestätigt.

Haftbedingungen

Nadarkhani wurde rund um seinen ersten Prozess 2009 einige Monate in Einzelhaft im Lakan-Gefängnis von Rasht festgehalten. Durch Foltermaßnahmen versuchten iranische Beamte, ihn wieder zum „richtigen” Glauben zurückzubringen, u.a. durch die erzwungene Verabreichung von Medikamenten, um ihn als krank und nicht zurechnungsfähig erklären zu können.

Der Pastor ist seit dem 22. Juli 2018 wieder im Evin-Gefängnis in Teheran. Bei der Festnahme durch ein Großaufgebot von Zivilbeamten wurden sowohl er als auch einer seiner Söhne misshandelt und verletzt.

Stand: März 2022

So können Sie Youcef helfen:

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein. Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Youcef Nadarkhani ins Evin-Gefängnis.

Porto: Brief International bis 20 g aus Deutschland: 1,10 Euro.

To

Mr. Youcef Nadarkhani
Evin Prison
Kachoui Alley
Tehran
Islamic Republic of Iran

Wie schreibe ich einem politischen Gefangenen?

Bitte schreiben Sie an das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Sayed Ali Khamenei, an den Präsidenten Irans, Ebrahim Raisi, und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Pastors:

Präsident Ebrahim Raisi
Honourable President of the Islamic Republic of Iran
The Presidency
Dr. Seyyed Ebrahim Raisi
Pasteur Street
Pasteur Square
Teheran
Islamische Republik Iran

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

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Wie schreibe ich einen Appell?

Sehr geehrter Herr …,

ich schreibe Ihnen, um Sie auf das Schicksal des inhaftierten christlichen Pastors Youcef Nadarkhani aufmerksam zu machen.

Nadarkhani wurden zu 10 Jahren Gefängnis und zusätzlich zu weiteren zwei Jahren in der Verbannung verurteilt. Nachdem, was in den Medien über seinen Fall berichtet wird, erging das Urteil lediglich aufgrund der friedlichen Ausübung seines Glaubens.

Eine Verurteilung aufgrund der friedlichen Ausübung der eigenen, selbst gewählten Religion, steht in klarem Widerspruch zu dem auch für den Iran völkerrechtlich bindenden Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte („Zivilpakt”). Darin heißt es in Artikel 18:

(1) Jedermann hat das Recht auf Religionsfreiheit. Dieses Recht umfasst die Freiheit, eine Religion eigener Wahl zu haben oder anzunehmen, und die Freiheit, seine Religion allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Gottesdienst, Beachtung religiöser Bräuche, Ausübung und Unterricht zu bekunden.

(2) Niemand darf durch Zwang in seinem Recht auf Religionsfreiheit eingeschränkt werden.

Ich appelliere an Sie, Ihren Einfluss für die sofortige und bedingungslose Aufhebung der Urteile geltend zu machen.

Ich appelliere an Sie, sich für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Youcef Nadarkhani einzusetzen.

Ich bitte Sie herzlich, mich über die Schritte zu informieren, die Sie unternehmen werden, um Youcef Nadarkhani freizulassen.

Hochachtungsvoll

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