Hossein  Borudscherdi 

Liberaler Geistlicher Borudscherdi im Iran unter Hausarrest

Borudscherdi ist der wahrscheinlich bekannteste hochrangige schiitische Geistliche im Iran, der sich nachdrücklich für eine Trennung von Religion und Staat einsetzt. Er kritisiert damit das Fundament der Islamischen Republik Iran: die Herrschaft der Geistlichen.

Aus diesem Grund verhafteten ihn die iranischen Behörden mehrfach. Durch Misshandlungen und Folter leidet er unter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen. Ein Sondergericht für die Geistlichkeit verurteilte ihn zum Tod. Nach internationalen Protesten wandelte die iranische Jusitz das Todesurteil in eine elfjährigen Haftstrafe um, die er von 2006 bis 2017 verbüßte.

Seit dem 4. Januar 2017 steht er unter Hausarrest. Seine Freiheit ist jedoch durch eine 24-stündige Überwachung und zahlreiche weitere Einschränkungen sehr stark beeinträchtigt. Konstant erhält er Drohungen wieder verhaftet oder umgebracht zu werden. Zusätzlich verschlechtert sich sein gesundheitlicher Zustand. Dringend notwendige medizinische Versorgung wird von den Behörden unmöglich gemacht.

Zur Person

Seyyed Hossein Kazemeyni Borudscherdi wurde im Jahre 1958 westlich von Teheran geboren und ist ein iranischer liberaler, (ehemalig) hochrangiger schiitischer Geistlicher – er selbst verwendet seinen Titel Ajatollah (“Zeichen Gottes”) nicht mehr und möchte auch nicht mehr so angesprochen werden. An oberster Stelle unterstützt er die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Neben seinem Einsatz für die Trennung von Religion und Staat engagiert er sich für die Sicherung der Grundfreiheiten, für die Abschaffung der Todesstrafe und jede Form von Folter und erniedrigenden Strafen. Er verurteilt öffentlich Fundamentalismus und religiöse Radikalität. Er publizierte mehrere Abhandlungen zum Koran und zu Spiritualität und gewann dadurch eine wachsende Anhängerschaft.

Verhaftung und Prozess

Bereits im Jahre 1995 wurde Borudscherdi das erste Mal verhaftet und gefoltert. Im Jahr 2006 stürmten Sicherheitskräfte sein Haus und folterten ihn erneut bereits während der Vernehmung. Die Anklage umfasste 30 unterschiedliche Punkte, u.a. „Gefährdung der Sicherheit des Landes“, „Unruhestiftung“, sowie „Infragestellung der islamischen Ordnung unter Ajatollah Khamenei“. Im Jahre 2007 verurteilte ein Sondergericht für Geistliche ihn zum Tod, ohne das Urteil oder eine Begründung zu veröffentlichen. Internationale Aufmerksamkeit und Proteste gegen das Urteil ermöglichten ein Berufungs- verfahren. 2009 schrieb er einen Brief an den damaligen UN-Generalsekretär Ban-Ki Moon, in dem er um internationale Beobachter bei einem Referendum über das Rechtssystem im Iran bat. Darauf folgte erneute Folter, Isolationshaft und verweigerte medizinische Versorgung. Insgesamt verbrachte er mehrere Monate in Einzelhaft.

Aktueller Stand

Borudscherdi wird rund um die Uhr beobachtet. Er darf nur für vereinzelt genehmigte Krankenhausbesuche das Haus verlassen. Besuche – auch Arztbesuche – verweigern die Behörden. Sie verbieten ihm, Texte zu veröffentlichen, zu verfassen und mit Medien zu sprechen. Er leidet unter schweren gesundheitlichen Problemen, unter anderem an Herzproblemen, Nierenerkrankungen, einem Bandscheibenvorfall im Lendenbereich und einer Spinalstenose. Diese bereiten ihm unerträgliche Rücken- und Beinschmerzen und führen zu Taubheit und einem Kribbeln in seinen Händen und Füßen. Nach Angaben seiner Ärzte resultieren ein Großteil der gesundheitlichen Beschwerden aus den Misshandlungen, der verweigerten medizinischen Versorgung und anderen erlittenen Haftumständen.

Mehr zur Menschenrechtslage im Iran
Mehr zu Politische Patenschaften

Appellvorschlag

Bitte kontaktieren Sie die iranische Regierung und ihre Vertreter per Post oder Telefon. Bitte schreiben Sie an das iranische Staatsoberhaupt, Ayatollah Sayed Ali Khamenei, an den Präsidenten Irans, Hassan Rohani, und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Aufhebung des Hausarrestes und die medizinische Versorgung von Seyyed Hossein Kazemeyni Borudscherdi:

Wie schreibe ich einen Appell?
Warum Appelle?

Sehr geehrter Herr …

ich schreibe Ihnen mit großer Sorge, um Sie auf die Situation des internationale bekannten schiitischen Geistlichen Hossein Kazemeyni Borudscherdi aufmerksam zu machen.

Borudscherdi setzt sich für eine Trennung von Religion und Staat und die Sicherung der Menschenrechte im Iran ein. Für diesen Einsatz war er von 2006 bis 2017 im Gefängnis. Die Behörden der Islamischen Republik haben ihn mehrfach misshandelt und gefoltert. Er leidet dadurch unter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, und benötigt dringend ausreichende medizinische Versorgung. Diese ärztliche Hilfe wird ihm verweigert. Er steht zudem unter einer 24-stündige Beobachtung und ist auch dadurch in seiner Freiheit stark eingeschränkt.

Die Umstände von Borudscherdis Verhaftung, Misshandlungen, Folter und die Verweigerung von ärztlicher Hilfe, der unrechtsmäßige Hausarrest und das Verbot der Veröffentlichung seiner Schriften verstoßen gegen internationale Rechtsstandards und bindende Menschenrechtsverträge. Unter anderem gegen den Internationalen Pakt über die bürgerlichen und politischen Rechte zu dessen Vertragsstaaten auch der Iran zählt.

Ich appelliere an Sie, sich für die sofortige Beendigung des willkürlichen Hausarrestes einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, dass Borudscherdi eine angemessene medizinische Versorgung erhält. Außerdem fordere ich Sie auf, die Folter und Misshandlungen untersuchen zu lassen und die Verantwortlichen zu Rechenschaft zu ziehen.

Ich bitte sie herzlich, mich über den weiteren Verlauf des Falles Borudscherdi in Kenntnis zu setzen und mich über die Schritte welche Sie nehmen, um internationale Rechtsstandards aufrecht zu erhalten zu informieren.

Hochachtungsvoll

Appelladressen:

Bitte schreiben Sie direkt oder über die jeweilige iranische Botschaft mit der Bitte um Weiterleitung (Briefporto aus Deutschland: 0,90 Euro)

 “Führer” Ayatollah Ali Khamenei
His Excellency Ayatollah Sayed Ali Khamenei
The Office of the Supreme Leader of the Islamic Republic
Shahid Keshvar Doust Street,
Teheran
Islamische Republik Iran
Tel: +98 21 64412020
Fax: +98 21 64412030
E-Mail: contact@leader.ir

 Präsident Hassan Rohani
His Excellency Hassan Rohani
The Presidency
Palestine Avenue Azerbaijan Intersection
Teheran
Islamische Republik Iran
Fax: +98 21 64454811
E-Mail: media@rouhani.ir

 Leiter des Menschenrechtsrates der iranischen Justiz und einer der wichtigsten Berater des “Führers” Khamenei
Mohammad Javad Larijani
Secretary General, High Council for Human Rights
Howzeh Riassat-e Ghoveh Ghazaiyeh
Pasteur St, Vali Asr Ave.,
South of Serah-e Jomhuri
Tehran 1316814737
Islamic Republic of Iran
Fax: 0098-21-3390 4986

 Vorsitzender der Judikative
Ebrahim Raisi
c/o Public Relations Office
Number 4, 2 Azizi Street intersection, Valiasr Ave, Pasteur Street intersection
Tehran
Islamic Republic of Iran
E-Mail: info@dadiran.ir
Kontaktformular: samolilarijani.com/fa/contacts

 Adresse des Justizministeriums
Ayatollah Sadegh Larijani
c/o Public Relations Office
Valiasr Ave, Teheran, 1638
Postleitzahlen: 1416783619 und 1416783595
Tel.: 5-88893621
Fax: 88909346
E-Mail: info@justice.ir

 Menschenrechtsbüro Iran
Mohammed Javad Larijani
Telefon: +98 21 2280958
Fax: + 98 21 2719130
E-Mail: larijani@ipm.ir

 Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

 Iranische Botschaft in Österreich
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Jaurèsgasse 9
1030 Wien
Österreich
Tel. 0043-1-7122657
Fax: 0043-1-7135733
E-Mail: public@iranembassy-wien.at
Online-Formular: www.iran.embassy.at/asps/S_POL.ASP

 Iranische Botschaft in der Schweiz
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Thunstrasse 68
Postfach 227
3006 Bern
Schweiz
Tel: 0041-3135108-01
Fax: 0041-313515652
E-Mail: Secretariat@iranembassy.ch
Kontaktformular: iranembassy.ch/en/msg/add

Nach oben