Mahvash Sabet

Die Psychologin Mahvash Sabet ist Mitglied der iranischen Baha’i-Gemeinde und wurde am 21. November 2022 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihr wird die Störung der nationalen Sicherheit vorgeworfen, wofür es jedoch keinerlei Beweise gibt.

Zu zehn Jahren Haft verurteilt – weil sie Baha’i ist

Politischer Pate: Bundestagsabgeordneter Markus Grübel (CDU)

(Foto: Tobias Koch)

Mahvash Sabet
Geburtsdatum: 4. Februar 1953 in Ardestan

Festnahme: 31. Juli 2022

Anklage: ,,Bildung und Verwaltung der Gruppe zum Zweck des Handels gegen die nationalen Sicherheit“

Urteil: zehn Jahre Gefängnis

Mahvash Sabet wurde am 4. Februar 1953 in Ardestan geboren und zog in der fünften Klasse mit Ihrer Familie nach Teheran. An der Universität studierte sie Psychologie und erwarb einen Bachelor-Abschluss. Das Mitglied der iranischen Baha’i-Gemeinde wurde am 31. Juli 2022, bereits zum dritten Mal seit 2005, festgenommen. Zum Zeitpunkt der Festnahme war sie an Covid-19 erkrankt, während sie von einigen Familienmitgliedern gepflegt wurde. Gleichzeitig wurde ihre Wohnung in Teheran durchsucht und all ihre Besitztümer und Wertsachen, darunter Laptops, Schmuck, Eigentumsurkunden und alle Dokumente, wurden ohne ihre Anwesenheit beschlagnahmt. Nach ihrer Anhörung am 21. November 2022 wurde sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Sie wurde wegen ,,Bildung und Verwaltung einer Gruppe zum Zweck des Handelns gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt, Anklagen, die nie durch Beweise gestützt wurden. Das Urteil wurde am 9. August 2023 ebenfalls vom Teheraner Berufungsgericht bestätigt. Zusätzlich zu der Haftstrafe wurde sie zu zwei Jahren Reiseverbot, zwei Jahren Aufenthaltsverbot in Teheran, zwei Jahre Verbot für soziale Gruppen zu arbeiten, sowie Beschlagnahmung von Eigentum – einschließlich ihres Computers und Mobiltelefons, verurteilt.

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi war Verteidigerin von Sabet und den übrigen Bahá’í-Gefangenen. Gegenüber der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) unterstrich sie, dass die Haftstrafe völlig willkürlich und selbst nach iranischem Recht unrechtmäßig gewesen sei.

Berufliche Laufbahn

Mahvash Sabet begann ihre berufliche Laufbahn als Lehrerin und arbeitete auch als Schulleiterin an mehreren Schulen. In ihrer beruflichen Rolle arbeitete sie auch mit dem National Literacy Committee of Iran zusammen. Sie war eine Lehrerin und Schulleiterin, die aus dem öffentlichen Bildungswesen entlassen wurde, weil sie Bahá’í war. Nach der islamischen Revolution wurde sie, wie Tausende andere iranische Bahá’í-Pädagogen, von ihrem Job entlassen und von der Arbeit im öffentlichen Bildungswesen ausgeschlossen. Danach wurde sie Direktorin des Bahá’í-Instituts für Höhere Bildung (BIHE), das alternative höhere Bildung für Bahá’í-Jugendliche anbietet. Sie hat auch Psychologie und Management an dieser Universität gelehrt. Sie wurde erstmals im Mai 2005 verhaftet und nach ein paar Monaten aus dem Evin-Gefängnis in Teheran entlassen.

Die Bahá’í, mit über 300.000 Angehörigen die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran, sind im Land de facto verboten. Die iranische Regierung und konservative muslimische Geistliche sprechen den Bahá’í sogar das Existenzrecht ab. Bahá’í sind nach Angaben der IGFM Opfer vielfacher Verleumdung, staatlicher Hetze, Diskriminierung und Verfolgung.

Das Bild zeigt die ehemaligen sieben Mitglieder des informellen Führungsgremiums der Bahai im Iran. Alle von ihnen wurden ursprünglich zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch internationale Proteste kamen sie im Jahr 2017/2018 nach 10 Jahren Haft frei.

Frühere Festnahmen und Verurteilungen

Die Bahá’í, mit über 300.000 Angehörigen die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran, sind im Land de facto verboten. Die iranische Regierung und konservative muslimische Geistliche sprechen den Bahá’í sogar das Existenzrecht ab. Bahá’í sind nach Angaben der IGFM Opfer vielfacher Verleumdung, staatlicher Hetze, Diskriminierung und Verfolgung.

2007 war Mahvash Sabet Mitglied einer Gruppe geworden, die als „Yaran“ oder „Freunde“ des Iran bekannt ist und bis 2008 als informelle Führung der iranischen Bahá’í-Gemeinde diente. Die Yaran kümmerten sich um die grundlegenden pastoralen Bedürfnisse der Gemeinde und taten dies mit dem Wissen und der damaligen Akzeptanz der iranischen Behörden. Am 5. März 2008 wurde Mahvash Sabet vom Geheimdienstministerium nach Mashhad vorgeladen, um einige Fragen zu beantworten, und wurde gleich danach für neun Monate in Einzelhaft gesteckt. Dort verbrachte sie ein Jahr ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand.

2010 wurde sie wegen „Spionage“ und „Verbreitung von Propaganda gegen das Regime“ vor Gericht gestellt und verurteilt. Alle 7 Mitglieder des Yaran wurden zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, der längsten aller gegenwärtigen gewaltlosen politischen Gefangenen im Iran. Im Jahr 2013 verabschiedete der Iran ein reformiertes islamisches Strafgesetzbuch, das festlegte, dass Gerichte nur die schwerste Strafe verhängen dürfen, die einem Gefangenen zugewiesen wurde, anstatt mehrere ähnliche Strafen für verwandte Verbrechen zu verhängen. Durch intensive Menschenrechtsarbeit und internationale Proteste reduzierten die iranischen Behörden das Strafmaß später auf 10 Jahre. Anfang 2016 wurde Yaran darüber informiert, dass diese Regel auf ihre Fälle angewendet und ihre Haftstrafe von 20 auf zehn Jahre verkürzt würde.

Mahvash Sabet wurde am 18. September 2017 aus dem Evin-Gefängnis entlassen. Während ihrer Zeit im Gefängnis begann sie Gedichte zu schreiben. Sie verschickte ihre Gedichte entweder geschrieben auf einlagigen Taschentüchern oder irgendwie auf Papier, wenn sie Zugang dazu hatte. Ihre Gedichte wurden später auf Englisch unter dem Titel „Prison Poems“ veröffentlicht und 2017 als English PEN International Writer of Courage anerkannt.

Über die systematische Verfolgung der Bahá’í im Iran 

Gesundheitszustand

Als Folge einer früheren 10-jährigen Haft leidet sie unter anhaltenden Gesundheitsproblemen, einschließlich Knochentuberkulose. Seit ihrer Haft wurden ihr jegliche Medikamente verweigert. Sie leidet auch an Asthma und obwohl sie den Brand im Evin-Gefängnis im Oktober 2022 überlebt hat, nähert sie sich ihrem 70. Lebensjahr und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich. Sie verfügt über Bescheinigungen von Fachärzten, aus denen hervorgeht, dass sie regelmäßig ärztliche Hilfe benötigt und dass sie gesundheitlich nicht in der Lage ist, eine Gefängnisstrafe zu verbüßen. Trotz ihrer schwerer und sich verschlimmernder Gesundheitsprobleme und lebensbedrohlichen Beschwerden wurde Mahvash Sabet eine angemessene medizinische Versorgung im Gefängnis oder Behandlung im Krankenhaus verweigert. Letzten Informationen zufolge musste sie sich Ende 2024 einer Operation am offenen Herzen unterziehen. Nach einer Genesungszeit soll sie wieder in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gebracht werden, um den Rest ihrer zweiten zehnjährigen Haftstrafe zu verbüßen.

Stand: Januar 2025

So können Sie Mahvash helfen:

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein.

Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Mahvash Sabet.

To

Mahvash Sabet

Evin Prison
Kachoui Alley
Tehran
Islamic Republic of Iran

Öffentliche Erklärung zur Situation von Mahvash Sabet und Forderung nach ihrer sofortigen und bedingungslosen Freilassung aus dem Gefängnis

Die Tochter von Mahvash Sabet appelliert an die internationale Gemeinschaft, ihre Mutter zu unterstützen und sich für ihre Freilassung einzusetzen. Unter dem folgenden Link haben Sie die Möglichkeit ein Formular auszufüllen, das die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen fordert:

Hier geht es zur Erklärung

Übersetzung der Erklärung:

Mahvash Sabet (Shahriari), 72 Jahre alt, ist eine bedeutende Dichterin, Autorin, Lehrerin und Bahá’í. Sie hat mehr als 13 Jahre ihres Lebens als politische Gefangene im Iran verbracht und ist zu Unrecht inhaftiert. Mahvash Sabet hat derzeit mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, darunter ein Lungentumor, Osteoporose und Komplikationen nach einer Operation am offenen Herzen. Mediziner haben bestätigt, dass ihre weitere Inhaftierung mit ihrem kritischen Gesundheitszustand nicht vereinbar ist. Ihr Zustand verschlechtert sich so sehr, dass ein Verbleib im Gefängnis nicht nur unermessliches Leid verursacht, sondern auch ein ernsthaftes, irreversibles Risiko für ihr Leben darstellt. Als Mitglieder ihrer Familie, Rechtsvertreter, Kreative, Menschenrechtsaktivisten, Mediziner und Unterstützer von Mahvash Sabet, die im Laufe ihres Lebens von ihrer Notlage bewegt wurden, appellieren wir dringend an ihre sofortige und bedingungslose Entlassung aus der verbleibenden Haft, um Mahvash Sabet eine kontinuierliche und angemessene medizinische Behandlung in einer Umgebung zu ermöglichen, die ihren medizinischen Bedürfnissen gerecht wird. Diese Maßnahme ist sowohl eine moralische als auch eine humanitäre Notwendigkeit, um ihr Leben und ihre Würde zu bewahren. In diesem Fall nicht zu handeln, bedeutet eine Missachtung unserer gemeinsamen ethischen Verantwortung für den Schutz der Grundrechte eines Mitmenschen. Ihr Handeln ist entscheidend, um ihre dauerhafte Entlassung aus dem Gefängnis sicherzustellen.

Bitte schreiben Sie an die Botschaft der Islamischen Republik Iran und den Justizchef in Teheran, Gholamhossein Mohseni-Ejei. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Gefangenen:

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschafter: Herr Majid Nili Ahmadabadi
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Iranischer Justizchef 
Chief Justice Gholamhossein Mohseni-Ejei
The judiciary
Valiasr Avenue, Pastor Avenue, In front of Jami police station
Tehran
Islamic Republic of Iran

Betreff: „Bitte um die unverzügliche und bedingungslose Freilassung der Gefangenen Mahvash Sabet“

Sehr geehrter Herr Botschafter / Sehr geehrter Herr Justizchef, …

Ich schreibe Ihnen, um sie auf die aktuelle Situation des inhaftierten Mitgliedes der Baha’i-Gemeinde, Frau Mahvash Sabet, aufmerksam zu machen.

Die Pädagogin und Dichterin, geboren am 4. Februar 1953 in Ardestan, ist Trägerin des PEN-Preises und hat seit 2005 mehr als ein Jahrzehnt im Gefängnis durchleiden müssen, weil sie Baha’i ist.

Am 31. Juli 2022 wurde sie erneut festgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war sie an COVID erkrankt und wurde von Familienmitgliedern in Nord-Iran gepflegt. Gleichzeitig mit der Festnahme im Nord-Iran wurde ihr Haus in Teheran durchsucht und ihr gesamtes Eigentum an Wertsachen, einschließlich Laptop, Schmuck, Eigentumsurkunde und aller Dokumente beschlagnahmt.

Nach einer Gerichtsverhandlung am 21. November 2022 unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne einen adäquaten Rechtsbeistand wurde Mahvash Sabet erneut zu zehn Jahren Haft verurteilt.  Ihr wurde vorgeworfen, die nationale Sicherheit untergraben zu haben, eine Anschuldigung, die nie belegt wurde.

Das Teheraner Berufungsgericht bestätigte am 9. August 2023 die 10-jährige, völlig willkürliche Haftstrafe. Zusätzlich erhielt sie für weitere zwei Jahre ein Reiseverbot, Aufenthaltsverbot in Teheran, und ihr Computer und Mobiltelefon wurden beschlagnahmt.

Seit der Festnahme wurden ihr jegliche Medikamente entzogen, obwohl den Behörden alle notwendigen Nachweise und Atteste vorliegen. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich zunehmend. Die 71- jährige ist körperlich nicht in der Lage eine Haftstrafe zu verbüßen.

Seit der Festnahme am 31. Juli 2022 ist sie mehr als 150 Tage in Einzelhaft und ohne Besuchserlaubnis gewesen. Ihre Familie ist sehr um ihre psychische und physische Verfassung besorgt.

Ich appelliere daher dringlich an Sie, sich für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Mahvash Sabet einzusetzen. Sie hat keine Straftat begangen und ist unschuldig.

Ich appelliere zudem dringlich an Sie, die medizinische Versorgung von Frau Sabet im Gefängnis zu gewährleisten und ihr regelmäßige Besuchszeiten sowie den Kontakt zur Familie zu gewähren.

Bitte lassen Sie mich wissen, welche Schritte Sie hier unternehmen werden.

Mit freundlichen Grüßen

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