Mahvash Sabet

Die Psychologin Mahvash Sabet ist Mitglied der iranischen Baha’i-Gemeinde und wurde am 21. November 2022 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Ihr wird die Störung der nationalen Sicherheit vorgeworfen, wofür es jedoch keinerlei Beweise gibt.
Zu zehn Jahren Haft verurteilt – weil sie Baha’i ist
Mahvash Sabet wurde am 4. Februar 1953 in Ardestan geboren und zog in der fünften Klasse mit Ihrer Familie nach Teheran. An der Universität studierte sie Psychologie und erwarb einen Bachelor-Abschluss. Das Mitglied der iranischen Baha’i-Gemeinde wurde am 31. Juli 2022, bereits zum dritten Mal seit 2005, festgenommen. Zum Zeitpunkt der Festnahme war sie an Covid-19 erkrankt, während sie von einigen Familienmitgliedern gepflegt wurde. Gleichzeitig wurde ihre Wohnung in Teheran durchsucht und all ihre Besitztümer und Wertsachen, darunter Laptops, Schmuck, Eigentumsurkunden und alle Dokumente, wurden ohne ihre Anwesenheit beschlagnahmt. Nach ihrer Anhörung am 21. November 2022 wurde sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Sie wurde wegen ,,Bildung und Verwaltung einer Gruppe zum Zweck des Handelns gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt, Anklagen, die nie durch Beweise gestützt wurden. Das Urteil wurde am 9. August 2023 ebenfalls vom Teheraner Berufungsgericht bestätigt. Zusätzlich zu der Haftstrafe wurde sie zu zwei Jahren Reiseverbot, zwei Jahren Aufenthaltsverbot in Teheran, zwei Jahre Verbot für soziale Gruppen zu arbeiten, sowie Beschlagnahmung von Eigentum – einschließlich ihres Computers und Mobiltelefons, verurteilt.
Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi war Verteidigerin von Sabet und den übrigen Bahá’í-Gefangenen. Gegenüber der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) unterstrich sie, dass die Haftstrafe völlig willkürlich und selbst nach iranischem Recht unrechtmäßig gewesen sei.
Berufliche Laufbahn
Mahvash Sabet begann ihre berufliche Laufbahn als Lehrerin und arbeitete auch als Schulleiterin an mehreren Schulen. In ihrer beruflichen Rolle arbeitete sie auch mit dem National Literacy Committee of Iran zusammen. Sie war eine Lehrerin und Schulleiterin, die aus dem öffentlichen Bildungswesen entlassen wurde, weil sie Bahá’í war. Nach der islamischen Revolution wurde sie, wie Tausende andere iranische Bahá’í-Pädagogen, von ihrem Job entlassen und von der Arbeit im öffentlichen Bildungswesen ausgeschlossen. Danach wurde sie Direktorin des Bahá’í-Instituts für Höhere Bildung (BIHE), das alternative höhere Bildung für Bahá’í-Jugendliche anbietet. Sie hat auch Psychologie und Management an dieser Universität gelehrt. Sie wurde erstmals im Mai 2005 verhaftet und nach ein paar Monaten aus dem Evin-Gefängnis in Teheran entlassen.
Die Bahá’í, mit über 300.000 Angehörigen die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran, sind im Land de facto verboten. Die iranische Regierung und konservative muslimische Geistliche sprechen den Bahá’í sogar das Existenzrecht ab. Bahá’í sind nach Angaben der IGFM Opfer vielfacher Verleumdung, staatlicher Hetze, Diskriminierung und Verfolgung.

Das Bild zeigt die ehemaligen sieben Mitglieder des informellen Führungsgremiums der Bahai im Iran. Alle von ihnen wurden ursprünglich zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch internationale Proteste kamen sie im Jahr 2017/2018 nach 10 Jahren Haft frei.
Frühere Festnahmen und Verurteilungen
Die Bahá’í, mit über 300.000 Angehörigen die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran, sind im Land de facto verboten. Die iranische Regierung und konservative muslimische Geistliche sprechen den Bahá’í sogar das Existenzrecht ab. Bahá’í sind nach Angaben der IGFM Opfer vielfacher Verleumdung, staatlicher Hetze, Diskriminierung und Verfolgung.
2007 war Mahvash Sabet Mitglied einer Gruppe geworden, die als „Yaran“ oder „Freunde“ des Iran bekannt ist und bis 2008 als informelle Führung der iranischen Bahá’í-Gemeinde diente. Die Yaran kümmerten sich um die grundlegenden pastoralen Bedürfnisse der Gemeinde und taten dies mit dem Wissen und der damaligen Akzeptanz der iranischen Behörden. Am 5. März 2008 wurde Mahvash Sabet vom Geheimdienstministerium nach Mashhad vorgeladen, um einige Fragen zu beantworten, und wurde gleich danach für neun Monate in Einzelhaft gesteckt. Dort verbrachte sie ein Jahr ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand.
2010 wurde sie wegen „Spionage“ und „Verbreitung von Propaganda gegen das Regime“ vor Gericht gestellt und verurteilt. Alle 7 Mitglieder des Yaran wurden zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, der längsten aller gegenwärtigen gewaltlosen politischen Gefangenen im Iran. Im Jahr 2013 verabschiedete der Iran ein reformiertes islamisches Strafgesetzbuch, das festlegte, dass Gerichte nur die schwerste Strafe verhängen dürfen, die einem Gefangenen zugewiesen wurde, anstatt mehrere ähnliche Strafen für verwandte Verbrechen zu verhängen. Durch intensive Menschenrechtsarbeit und internationale Proteste reduzierten die iranischen Behörden das Strafmaß später auf 10 Jahre. Anfang 2016 wurde Yaran darüber informiert, dass diese Regel auf ihre Fälle angewendet und ihre Haftstrafe von 20 auf zehn Jahre verkürzt würde.
Mahvash Sabet wurde am 18. September 2017 aus dem Evin-Gefängnis entlassen. Während ihrer Zeit im Gefängnis begann sie Gedichte zu schreiben. Sie verschickte ihre Gedichte entweder geschrieben auf einlagigen Taschentüchern oder irgendwie auf Papier, wenn sie Zugang dazu hatte. Ihre Gedichte wurden später auf Englisch unter dem Titel „Prison Poems“ veröffentlicht und 2017 als English PEN International Writer of Courage anerkannt.
Über die systematische Verfolgung der Bahá’í im Iran
Gesundheitszustand
Als Folge einer früheren 10-jährigen Haft leidet sie unter anhaltenden Gesundheitsproblemen, einschließlich Knochentuberkulose. Seit ihrer Haft wurden ihr jegliche Medikamente verweigert. Sie leidet auch an Asthma und obwohl sie den Brand im Evin-Gefängnis im Oktober 2022 überlebt hat, nähert sie sich ihrem 70. Lebensjahr und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich. Sie verfügt über Bescheinigungen von Fachärzten, aus denen hervorgeht, dass sie regelmäßig ärztliche Hilfe benötigt und dass sie gesundheitlich nicht in der Lage ist, eine Gefängnisstrafe zu verbüßen. Trotz ihrer schwerer und sich verschlimmernder Gesundheitsprobleme und lebensbedrohlichen Beschwerden wurde Mahvash Sabet eine angemessene medizinische Versorgung im Gefängnis oder Behandlung im Krankenhaus verweigert. Letzten Informationen zufolge musste sie sich Ende 2024 einer Operation am offenen Herzen unterziehen. Nach einer Genesungszeit soll sie wieder in das berüchtigte Evin-Gefängnis in Teheran gebracht werden, um den Rest ihrer zweiten zehnjährigen Haftstrafe zu verbüßen.
Stand: Januar 2025